9. Volkstümliches: Sagen, Märchen und Legenden

Sagen, Märchen und Legenden als Spiegel der Kultur: Märchen gehören zur ältesten Sprache der Menschheit. Seit jeher gaben Erzähler sie von Generation zu Generation weiter. Sie bestehen aus einer Fülle von symbolträchtigen Bildern und sind ein Bestandteil des kulturellen Wissens einer Gesellschaft, stetig sich verändernd und in vielen Varianten weitergegeben. Sprachgrenzen waren kaum einmal ein Hinderungsgrund für die Verbreitung ihrer Motive. Oft erzählen sie von zwei Wirklichkeiten, einer äusseren und einer inneren, die einander bedingen. Ihre Bildwelten deuten und erklären zu überwindende Schwierigkeiten innerhalb des Reifeprozesses eines Menschen. Oder sie beleuchten auf der psychischen Ebene Widerstände in der menschlichen Existenz und offenbaren über die Symbolsprache Lösungen. Zudem sie sind auch Zeugnis der Geschichte und spiegeln soziale und gesellschaftliche Verhältnisse und Werte.1                                                    

Jede Sage sagt nicht bloss, sie besagt auch Etwas“. Ferd. Bässler"2

Auf der Suche nach Orten der Kraft sollten wir auch alte Überlieferungen wie Sagen und Legenden zu Rate ziehen. Wir dürfen dabei jedoch nicht vergessen, dass ein paar hundert Jahre sowohl einen Ort als auch das Weltbild seiner Bewohner verändern können. Im letzten Jahrhundert konnten in der Schweiz die Sagensammler noch viele Erinnerungen von Gewährsleuten sammeln und aufschreiben. Sagen spiegeln den philosophisch-religiösen Untergrund der Gegend, in der sie entstanden und erzählt werden. Während früher beispielsweise von Prozessionen armer, unerlöster Seelen berichtet wurde, die um Mitternacht bei Friedhöfen und Kirchen erschienen, kann sich heute kaum einer an Ähnliches erinnern. Nach Ansicht des Sagenforschers Alois Senti hängt das damit zusammen, dass niemand mehr an unerlöste Seelen glaube. Dafür wird vermehrt von ausserirdischen Flugobjekten, aber auch von Feen, Engeln und Lichtwesen berichtet.

Wer einen persönlichen Ort der Kraft sucht, kann diesen wie eine „Liebe auf den ersten Blick“ finden, er kann ihn sich von jemandem zeigen lassen oder anhand von Signaturen selbst aufspüren. Die Fähigkeit, von der äusseren Erscheinung auf innere, unsichtbare Werte und Qualitäten zu schliessen, scheint eine natürliche Fähigkeit des Menschen zu sein.3



KRAFTORT - KIRCHE ST. GEORG IN RHÄZÜNS

Kraftplätze sind Orte, die fühlsamen Menschen eine positive psychische Wirkung vermitteln, die beruhigend, stärkend oder bewusstseinserweiternd sein kann. Oft handelt es sich dabei um Kultstätten aus vorchristlicher Zeit. Kapellen und Kirchen, die über Kultstätten errichtet sind, oder auch markante, häufig von Sagen oder Mythen umrankte geographische Orte. Die – wissenschaftlich nicht belegten – Energieschwingungen werden in Bovis-Einheiten angegeben.4


Photo 2007: Die Ortskirche St. Georg (Sogn Gieri) in Rhäzüns ist ein Kraftort („Tankstelle“ für Energie) mit 27`000 Bovis (Sammlung chrsp.)

Die Legende des hl. Ritters Georg (In Kurzversion)

Die Bedeutung des Namenspatrons für die Region wird in der Legende (die in der Kirche St. Georg bildlich dargestellt ist) wie folgt überliefert:
„Im 4. Jahrhundert floh der heilige Georg aus Italien und gelangte so nach Rhätien. Seine Widersacher entdeckten jedoch seinen Aufenthaltsort und schickten Bewaffnete aus, ihn zu fangen. Diese erspähten ihn eines Tages, wie er auf dem Weg von Ems ins Domleschg auf der rechten Seite des Rheins einen düsteren Wald durchritt. Als der hl. Georg die Feinde sah, gab er seinem Pferd die Sporen; die Verfolger waren jedoch dicht hinter ihm. Unweit gegenüber dem Schloss Rhäzüns, da wo eine schroffe Felswand himmelan steigt, rettete das Pferd den hl. Georg durch einen kühnen Sprung auf das linke Reinufer. Die Verfolger erkannten in der unmöglich erscheinenden Rettung das Walten einer höheren Macht und bekehrten sich zum Christentum. Zur Erinnerung an den wunderbaren Sprung des Pferdes des Heiligen erbauten sie eine Kapelle gegenüber der heutigen St. Georgskirche. Mauerreste davon habe man noch im Jahre 1850 gesehen. Beim heftigen Anprall auf dem harten Gestein waren aber dem Pferde sämtliche Hufeisen weggerissen worden. Lange Zeit wurden diese Hufeisen im Schlosse Rhäzüns als Reliquien aufbewahrt. Später wurden sie an das Portal der St. Georgskirche angenagelt.“M.s.u. Anhang. Verschiedene Geschichten. a) Verkündung des Christentums durch den hl. Ritter Georg. S. 1. Original-Fassung von Dr. Dietrich Jecklin vom 1. Mai 1880.

 

Sagen von  Rhäzüns aus der Sammlung „Volkstümliches aus Graubünden“

Hier einige Ausschnitte aus dem Buch von Dr. Dietrich Jecklin. Wort und Text sind originalgetreu wiedergegeben.6

Kirche St. Paul,  die Wetter-Hexen:

„Der Mesmer Mathias Camenisch in Räzüns, sollte einstens in St. Paul dortiger Gemeinde ‚zum Wetter‘ läuten, weil das Hochwasser von Cavriu herunter kam, und den Gottesacker zu überschwemmen drohte.  Er klomm den steilen Kirchweg hinan; da vernahm er von der Höhe herab, wie die Hexen auf ihrem „Barlott“ [Versammlung, Gesellschaft] miteinander eiferten: seduvrei, seduvrei avon che la piertga da Paul conta [lasst uns fertig machen, bevor die Sau von Paul singt, d. h. die Glocke von St. Paul in Räzüns erschallt]. Camenisch aber ging rüstig vorwärts und läutete, wodurch er eben das Zerstörungswerk der Hexen unterbrach und vernichtete“.6.1

Der Steinblock von Tschunceuns

„Ein ander Mal wollten diese Hexen, als sie eben im Maiensässe ,Tschuncons‘ [Fünfeck] oberhalb Räzüns an der Heinzenberger-Grenze sich aufhielten, einen grossen Steinblock, den sie bis dorthin geschleppt hatten, auf die weiter unten liegenden Güter und Ställe hinabrollen, aber auch dieses Mal wurden sie durch das Glockengeläute an ihrem bösen Vorhaben gehindert. Als sie wiederum d`ran wollten, fanden sie den riesigen Stein so weit in die Erde eingesunken oder eingesenkt, das sie ihre vereinten Kräfte umsonst anwendeten, ihn von der Stelle zu bringen. Dieser Stein wird heute noch il Crap dallas Strias [der Hexen-Stein] genannt.“ 6.2


2012: Blick von oben herab. Tschunceuns, eine Waldwiese auf Präzerhöhe am Weg Rhäzüns-Präz. 
Der Stein liegt tatsächlich immer noch tief im Boden und ist mit Flechten, Moos und Gras überwachsen. (Sammlung chrsp.)

Die Geistersau
„Die Gegend, wo heute (1878) die Mühle und die Säge in Rhäzüns stehen, heisst Giu Morè (beim Gottesacker drunten). Dort begrub man vor Zeiten die an der Pest Verstorbenen. Und eben im Giu Morè sieht man dann und wann eine riesige Sau mit fünf Jungen, und zwar zwischen Nacht und Tagesanbruch. Die gespenstigen Tiere haben feurige, furchtbare grosse Augen, die Sau so gross wie Wagenräder, die Jungen aber nur wie Pflugsräder. Nicht Jedermann kann sie sehen, sondern nur solche, die zu gewissen Stunden das Licht der Welt erblickt haben, wie z. B. die Rosa Maron, die einmal vor Tagesanbruch dorthin sich begeben hatte, um beim Morgengrauen die, über Nacht gefallenen Birnen aufzulesen. Sie sagte, lange hätten die bösen Tiere sie herumgejagt, und sie habe immer in einem gewissen Kreise herumlaufen müssen, bis der Messmer in St. Paul den Tag angeläutet habe“. Barbara Rosa Maron (1786-1860), ledig. 6.3

Die Mutter lehrt das Hexenwerk
„Ein Vater ging mit seinem Sohne in den Buchenwald oberhalb des Dorfes Räzüns, um Holz zu holen. – Nun (es war sehr heiss) bekam der Sohn Durst, und der Vater ging mit ihm zu einer, ihm bekannten Quelle, wo der Sohn nach Herzenslust trank. Hierauf sprach er zum Vater: ‚Jetzt will ich dieses Wasser zu Eis machen, und das Eis dann zu Hagel‘. ‚Das kannst Du nicht‘, entgegnete der Vater. ‚Aber ich kann`s doch‘, erwiderte der Sohn, machte gleich darauf mit einem Haselstecklein allerlei Zeichen und Linien in das Wasser, und – das wurde augenblicklich zu Eis. Dann sprach er: ‚Jetzt muss ich es laufen lassen, ich kann`s nicht mehr halten‘, und siehe, das Eis verschwand, es entstand ein entsetzlicher Nebel und eine fürchterliche Kälte, und bald folgte ein erschrecklicher Hagel. ‚Nun, so lasse es laufen, wo es am wenigsten schadet‘, rief der höchlichst erstaunte Vater. Und es fiel ein furchtbares Hagelwetter, das aber nur den Buchwald bestrich. Der Vater stand starr da ob seines Sohnes Hexenkunst, und in voller Angst fragte er Denselben: Von wem hast Du das aber auch gelernt? ‚Von der Mutter, – Vater‘, war des Sohnes Antwort.“6.4

Die Geliebte als Hexe
„In Räzüns lebten vor nicht gar langer Zeit drei Schwestern, von denen die Eine, Nonna (Anna), einen gar ordentlichen Burschen zum ‚Schatze‘ (Geliebten) hatte. Dieser Schatz durfte alle Abende mit noch andern Cameraden oder auch alleine zu den drei Schwestern kommen, wie so bei dem Jung-Volke auf dem Lande Sitte und Gebrauch ist von Alters her. – Nur jeden Donnerstag-Abend durften die Burschen nicht kommen, ‚da hätten sie zu schaffen‘, wehrten die drei Mädchen. Und an jedem Donnerstag-Abende wurden Thüren und Fenster mit den Laden verschlossen, und keine von den drei Mädchen kam zum Vorscheine, bis am anderen Morgen. Den Geliebten der Nonna nahm endlich doch Wunder, was die Drei immer nur an den Donnerstag-Abenden so grosse und besondere Arbeit zu verrichten hätten. Er legte zum Zwecke seiner Forschung an einem Donnerstag-Abende eine Leiter an, schaute durch eine Ritze im Laden vor dem Küchenfenster hinein, und sah, wie die drei Schwestern eben zu Nacht assen. – Er wartete, und vernahm dann, wie Eine sagte: ‚Jetzt müssen wir gehen‘. Auf diese Mahnung hin standen sie auf. Die Eine hob eine Steinplatte vor dem Herde auf, langte ein Fläschlein hervor, goss einige Tropfen des flüssigen Jnhaltes in die Handhöhle, und bestrich damit den Besenstiel; ein Gleiches taten die zwei Andren. Nachdem das Fläschlein wieder ‚versorgt‘ (an den Ort, wo es aufbewahrt wurde) war, setzten die Drei sich auf Besenstiele, und sprachen: „Jetzt fort“. Jm Nu waren sie nicht mehr zu sehen, und der Bursche wusste nun, woran er mit seiner geliebten Nonna und ihren Schwestern war, dass sie nämlich alle drei Hexen seien.
Lange besann er sich nicht, machte sich Luft, in`s Haus zu schlüpfen, hob in der Küche die Steinplatte auf, Nahm das Fläschchen heraus, machte Alles genau so, wie die drei Schwestern es gemacht, und sprach dann zuletzt auch: ‚Jetzt fort‘. Gleich den drei Mädchen, flog er durch das Kamin hinauf, hinaus in die Nacht, ohne zu wissen wohin, bis er endlich vor einem schönen Hause anlangte, in welchem er Lichtschein bemerkte. Da aber dieses Hauses Thüre geschlossen war, klopfte er, worauf eine Frau, zum Fenster herausschauend, nach seinem Begehren fragte. – ‚Jch will in`s Haus‘, erwiderte er. Die Frau trat zurück, und beredete sich mit den im Hause Versammelten, kam dann herunter und öffnete ihm.
Was er nun zu sehen bekam, war eine grosse Versammlung von lauter Weibsbildern, darunter auch die drei Schwestern, die ihn aber ganz verwundert anschauten, als wollten sie ihn fragen, wie er auch hierher komme. Ohne Säumen wurde nun der Franz begonnen, und der Bursche machte sich weidlich lustig. Nach einer Weile wurde Nonna`s Schatz gefragt, ob die Gesellschaft ihm gefalle. ‚Ja warum nicht, ich bin ledig, und da muss es mir wohl gefallen‘.‚Wenn Du bei uns bleiben willst, musst Du Deinen Namen in dieses Buch einschreiben lassen‘. ‚Jch kann selber schreiben‘, entgegnete er. – Aber statt seines Namens schrieb er die Worte: Jesus Christus. So wie er aber diese Worte geschrieben hatte, stob Alles auseinander, mit der Mahnung: ‚Sage es keinem Menschen‘; und er sah sich plötzlich ganz alleine, und zwar an einem wildfremden Orte, auf einer hohen, steilen Bergkuppe. Neben ihm lag das Buch, in welches er soeben erst den Namen Jesus Christus eingeschrieben hatte. Aber auch viele, viele andere Namen standen in dem Buche verzeichnet, lauter Namen von Weibsbildern, worunter auch die der drei Schwestern.
Mit grösster Mühe und Lebensgefahr gelang es ihm, von seinem schwindligen Sitze herunter zu klettern; das Buch nahm er mit sich. Er kam nun in ein ihm ganz unbekanntes Thal. Die Leute, die er antraf, redeten eine gar sonderbare Sprache, von welcher er kein Sterbenswörtchen zu verstehen vermochte. Indessen wurde er aber zu Hause vermisst, und da er immer und immer nicht heimkehrte, für todt gehalten; auch die drei Schwestern wollten nichts von ihm wissen, und so blieb er verschollen, bis er nach zwei Jahren in der Heimath wieder anlangte.
Von dem Erlebten erzählte er Niemandem etwas als dem Herrn Pfarrer, dem er auch das böse, unheilvolle Buch übergab. Der nahm das Buch und warf es in den Ofen, mit den Worten: ‚Das habe ich schon lange gewusst; sagte es aber fünfzig Jahre lang keinem Menschen‘. Von der Zeit an ging er nie wieder zu den drei Schwestern und liess seinen Schatz einem Andern. Von der Geschichte, die ihm begegnet, sagte er bis zu seinem Tode aber auch Niemandem Etwas.“ 6.5

Spuk im Schlosse Räzüns
„Zurzeit, als die neue Strasse nach Tusis gebaut wurde, (1818-1823) befanden sich viele Jtaliener-Arbeiter im Schlosse Räzüns in Aufenthalt, und schliefen im Erdgeschosse. Jn einer Nacht hörten sie ein schreckliches Gepolter, und vernahmen, wie Etwas mit furchtbarem Gerassel vom Keller heraufkam. Vor dem Schlafgemache der Jtaliener hielt es stille, fing aber dort an zu klopfen, worauf die sonst fest verrammelte Thüre von selber aufflog. Jetzt erblickten die Arbeiter drei glühendweisse Pudel, deren Jeder ein scharlachrotes Halsband mit einem goldenen Schlüssel am Halse trug. Vor Schrecken und Angst flüchteten alle durch die Fenster in`s Freie, und keiner wollte der letzte sein. Sie waren nicht mehr zu bewegen, im Schlosse zu schlafen. Hätte nur einer den Muth gehabt, zu bleiben, wären alle Schätze sein geworden, welche die drei Pudel unterirdisch, im Schlosse, bewachen müssen“.6.6

 Il Schemel da l`Alp sura da Razén
Eine wahre Vorgeschichte: zur Ausmachung vom 12. Juni 1708 zwischen der Gemeinde Rhäzüns und der Nachbarschaft Sculms wurde über ihren jahrhundertelangen Grenzstreit vor dem Gericht der Herrschaft Rhäzüns und sodann  vor einem Kompromissgericht prozessiert, ohne dass derselbe erledigt wurde. In der „Mythologischen Landeskarte von Graubünden“ von Arnold Büchli heisst es auf S. 699: „Schgulms ischt emaal ä Gmeind fir sich gse und het ds Rächt ka, Prozäss z`fiara. Und dua hend d Schgulmser emaal Strit ka mit dä Rhäzünser. D Alpmaarch zwisched Rhäzéns und Schgulms geid underem Graat naa. Um dia Maarch hendsch gstritta. D Schgulmser händ wella, dass dr Graat d Maarch si. D Rhäzénser hend bhauptet, d Maarch geng-gi witer unna gega Schgulms hi, und schi hend zletscht Rächt ibercho, unggrächterwis. Bi dem Strit muass eine vo dä Rhäzénser falsch gschwora haa. Sitter ritet in dr Nacht e Mann uf me Schimmel dr Maarch naa, wo wit undrem Graat ischt". Wenn ein Nebelschwall von der Rhäzünser-Oberalp gegen Präz schleicht, sagen die Feldiser: "L`aura ei bica biuma, il Um sil schemmel da Razén, va a Präz" (das Wettar isch nid guat, dr Ma uf am Schimmal vo Rhäzéns got gega Präz).7

La caschada della Notg: ina Praula (Dialect da Razén)
Ina gà er`ign sagneum, ca veva emblidau il caz da tschagreum egn tigia dell`alp tiegl scargà da quella. Pier egl vigni a tigia dati ad el egl tgiau ed el gi què ad ign mat, ch`era cugls curvets. Quel saporscha, schigè tard e liensch, teumateum da el i anavos pigl caz, essen ch` el agi pi giuvnas combas. Il sagneum gi: „ bien peia, scha va, mo varda e becca stai egn tigia sur notg!‟ Sin qué va il giuven pigl caz ed ariv` egn tigia, ch` igl era stegna notg, sedazida teunca tuttegna da durmi là egl litg. Ussa cura ch` igl è stau vei tschertas uras schègl vigniu ign farcass: ign schulem, ign cantem ed ign sgugelem sco dalla mala tgiaussa, ignsumma il ver barlot. Lu vignan umans e femnas egn tigia, fan fiec, mettan sura la caldera ed antschevan a caschà; pertgé ca tut igl latg, ca vén pers ne spons agl stavel ne egn tigia la stad o, sto sin quell` uisa tenor vigl iseunza vigni duncriu ensemen e caschau l` emprema sera suenter scargà d`alp. 
Finiu da caschà ed aveum ch`i daven, gi ign digl barlott: „cheu è ign cunti catschau ella prei e quel stoi eu trai o, e catschà egn pli ferm”. Danteum til` el o que cunti e catsch` el ella cossta digl mat. O, pegnas! e tgè tgiaussas: il feriu emprov` ed emprova da trai od la plaga e dui becca plei o il cunti. El va a tgià, rascheum` e mossa què agls ses, mo nagign dui o igl cunti. 
Aveum ch`igl è stau antorn igl onn, arriv`igl um vigl en quella vischneunca, auda digl fatg e cussegl` agl giuvan de l`emprema sera suenter scargà d`alp turnà ad i ella madema tigia e durmi là, aluscha ver vigni puspei saradunau e caschau ed ad el lu cun quella cascheum gidau. Igl curaschus mat sueunda igl um, va sin tal temps ella tigia dell`àlp e propi vèn i dellas mademas uras la madema canera, il madem schulem, cantem e sgugelem sco ae caschau, prezis sco gl`onn vargau, e finalmein puspei gi ign: „Eu vai onn catschau ign cunti cheu ella prei, quel stoi questa sera uss eu trai o‟. Strusch getg è que daventau ed igl giuvan digl cunti stau liberau.Razén)8                                                                                                                                                                                                                

Tristan und Isolde ist eine der grössten und bekanntesten Liebesgeschichten aller Zeiten!
Originalausgabe, erschienen 1215 unter dem Titel „Tristan und Isolde“ Von Gottfried von Strassburg, 11/12. Jh.

Wie kam die Tristan-u.-Isolde Sage um 1350 nach Rhäzüns?
Die Tristan-und-Isolde-Sage“ kurzgefasst: Der mutige und listige Ritter Tristan nimmt es auf sich, einen Drachen zu töten, um die schöne Isolde zu gewinnen. Im Auftrag seines Onkels wirbt er um sie, jedoch verfallen die beiden in eine unsterbliche Liebe zueinander. Auch nach Isoldes Hochzeit endet das Verhältnis der beiden nicht, und so begehen sie Ehebruch, der immer wieder kurz davor ist, entdeckt zu werden. Mehr als einmal wird ihre Liebe auf die Probe gestellt, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wie lange das gutgehen kann .9.1


 Tristan und Isolde

Die Darstellung von Tristan und Isolde Sage ist im Innern des Schlosses Rhäzüns als hochgotische Wandmalerei aus der Mitte des 14. Jahrhunderts festgehalten. Zu dieser Zeit liess der Freiherr Donat I. v. Rhäzüns. oder sein Sohn Freiherr Ulrich II. v. Rhäzüns die Fresken zum Motiv von Tristan und Isolde ausmalen. Im dritten Geschoss des Ostteiles, in einem nun unterteilten Raum befindet sich eine Darstellung aus der „Tristansage“: über einer Sockeldraperie zwischen dünnbelaubten Bäumchen und StaudenTristan (mit Bleistift in Unzialen „TRI / STA / ND.“), Isolde und Brangäne, die, zur Charakterisierung ihres dienenden Ranges – kleiner dargestellt ist und ein Rosengewinde in den erhobenen Händen hält. Zwischen den Zweigen des Ölbaumes in der Mitte erscheint das Haupt des lauschenden Königs Marke. Vögel und Nachtschmetterlinge beleben den Fond. Zu beiden Seiten der Szene das Wappen Rhäzüns mit bewimpelter Lanze und Helm in einer Übergangsform vom Topf- und Stechhelm (im Bild nur eines zu sehen). Bei der Aufdeckung sah man noch ein Pfauenpaar mit drei Eiern, sowie zwei Rinnsale, die am Fusse des Baumes dem Gestein entsprangen. Es ist das Bächlein, dem Tristan in Gottfrieds Lied die Späne anvertraut, um Isolde zu warnen.9.2

Der Ursprung der Tristan-Legende lässt sich nicht zuverlässig rekonstruieren; neben zahlreichen anderen Entstehungsideen erscheinen vor allem ein orientalischer Ursprung, ein germanischer Ursprung und ein keltischer Ursprung als möglich. Dabei gilt insbesondere die keltische Ursprungstheorie als wahrscheinlich, da es hier lokale und historische Bezüge gibt. „Die Geschichte von Cano, dem Sohn Gartnàns“. So hat man etwa in Cornwall eine Stele aus dem 6. Jahrhundert mit der Inschrift „DRUSTANUS“ gefunden. Aus keltischen Lais ging der Stoff vermutlich zunächst in nordfranzösische und anglonormannische Spielmannsdichtungen über. Sie sind allesamt nur fragmentarisch überliefert, so auch die im 12. Jh. entstandenen Romane von Béroul und die kunstvollere Bearbeitung des Thomas von England (eines Anglonormannen) sowie eine in ihrer Existenz umstrittene Tristan-Fassung Chrétiens de Troyes (ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert). Von hier aus fand die Sage den Weg in die spanische, italienische, deutsche, skandinavische, slawische und sogar in die griechische Literatur (und im 14. Jahrhundert schliesslich auch in die Rhäzünser Literatur).
Insgesamt kann man davon ausgehen, dass sich der Stoff im Laufe der Jahrhunderte aus den verschiedensten Quellen entwickelt hat, so dass es keinen exakten Ursprungstext gibt. Von Eilhart von Oberg stammt die erste deutsche Bearbeitung des Tristan-Stoffes. Sein Tristrant dürfte wohl Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Aus dem 12. Jh. sind nur drei Pergament-Bruchstücke seines Textes erhalten. Drei aus dem 15. Jh. stammende Papier-Handschriften, die vermutlich auf eine Bearbeitung des Textes aus dem 13. Jh. zurückgehen, überliefern den vollständigen Text.
Auf der Version des Thomas von England schliesslich fusst der ebenfalls fragmentarische Versroman Tristan des mittelhochdeutschen Dichters Gottfried von Strassburg aus dem 13. Jahrhundert, der als „klassische“ Stoffrepräsentation des Mittelalters gilt. Sowohl Ulrich von Türheim als auch Heinrich von Freiburg schrieben eine Fortsetzung, um Gottfrieds Fragment abzuschliessen. Eine Übersetzung des französischen Prosa-Tristan sind die im 15. Jh. entstandenen Bruchstücke eines prosaischen Tristanromans.
Über das Mittelalter hinaus schufen zahlreiche weitere Schriftsteller, bildende Künstler und Komponisten (Richard Wagner, 1813-1883, Oper) Tristan-und-Isolde-Bearbeitungen.

Verfilmungen: 1943: L`Eternel Retour, Frankreich – Regie: Jean Delannoy, Drehbuch: Jean Cocteau;   1998: Tristan und Isolde – Eine Liebe für die Ewigkeit, Deutschland, Italien – Regie: F. Costa;   2006: Tristan & Isolde, Tschechien, Grossbritannien, Deutschland. Regie: Kevin Reynolds.9.3