58. Zeittafel (2. Teil, 1670-1899)

1. Teil, 13'000v.Chr.-1669n.Chr.   -   3. Teil, 1900-1942    -   4. Teil, 1943-1999    -   5. Teil, 2000-2018

1671

  • St. Paul: Der rechte Seitenaltar ist ein monumentales Stuckretabel. Ein grosses Hauptbild mit dem von Engeln umgebenen Jesuskind wird von marmorierten Säulen flankiert, über deren Kapitellen sich ein gesprengter Rundbogengiebel mit Kartusche und dem Monogramm „IHS“ erhebt. Am Unterbau des Altars, der Predella, ist die Jahreszahl „1671“ eingeschrieben. Das Retabel weist in seiner Formensprache nach Italien und ist ein Beispiel dafür, wie das Leinwandbild im Barock die religiöse Plastik aus dem Zentrum der sakralen Raumordnung verdrängt hatte. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

1673

  • Einwohnerzahl: 274 Einwohner / 35 Haushalte

1676  

  • Dem letzten plantischen Pfandinhaber Hans Heinrich von Planta wurde gekündigt. Sein Nachfolger als Pfandinhaber der Herrschaft Rhäzüns wurde Johann von Travers.

1686

  • Grenzstreit zwischen Rhäzüns und Sculms (Streitfall Alp sura): Nach einem seit 1686 andauernden, langwierigen und unerledigten Prozess um einen Grenzstreit zwischen Sculms, das auf einer natürlichen Bergkamm-Grenzlinie bestand, und den Rhäzünsern, die auf eine unnatürliche, künstliche Grenzlinie mit vielen Marksteinen prätendierten, sollte die Grenze einige hundert Meter vom Bergkamm entfernt sculmserseits bergabwärts gezogen werden.  
    Am 7. Juni 1707 folgte endlich ein Vergleich. Dadurch gelangte Rhäzüns in den Besitz der nunmehr Rhäzünser Alp sura. M.s.u. 36. Abtrennung von Sculms   

1687 

  • Weibel Jacob Calueri (Caluori?) verkauft eine Wiese in Cresta Lunga.

1691

  • Aufgabe der Herrschaft durch Johann v. Travers: Am 30. April 1691 anerkannte Kaiser Leopold I. Rudolf Travers und Johann Viktor Travers als Lehensleute an und investierte sie mit der Herrschaft. 

1695    

  • Nach 223 Jahren das Ende der Pfandinhaber: Bald wurden die Marmels der unangenehmen Doppelstellung überdrüssig, und so verpfändete oder verkaufte Kaiser Maximilian in der Folge die Herrschaft nacheinander den Familien Planta, Stampa und Travers. Unter allen diesen Inhabern kam es oft zu Streitigkeiten mit den Herrschaftsleuten, welche nur mit immer grösseren Zugeständnissen, besonders in materieller Hinsicht, zur Ruhe gebracht werden konnten.
    Die Lage der Dinge wurde erst erträglicher, als Kaiser Leopold I. 1695 die Herrschaft einlöste und sie durch österreichische Administratoren direkt verwalten liess. 

 1696

  • Österreichische Administratoren in der Herrschaft Rhäzüns 
    1696-1706 Johann Antoni von Rost-Schütz
    In einem Schreiben von Kaiser Leopold an die oberösterreichischen geheimen Räte von Ende August 1696 wurde dann beschlossen, Johann Antoni von Rost die zur Herrschaft Rhäzüns gehörigen Dokumente auszuhändigen, den Titel eines Verwalters der Herrschaft Rhäzüns zu verleihen sowie die Verwaltung gegen eine jährliche Besoldung von 900 Gulden Reichswährung zu übergeben. Zudem sollte Johann Antoni von Rost von einer in bündnerischen Angelegenheiten bewanderten tauglichen Person eingesetzt werden.  
  • Das Verhältnis zwischen diesen Administratoren und den Gemeinden der Herrschaft wurde 1696 und 1698 durch Verträge geordnet, die manche Erleichterungen brachten. So verschwand die für gewisse Leute noch bestehende Leibeigenschaft so gut wie ganz.
  • Der Rhäzünservertrag: Weil das Klima am 1. Sonntag im März den Richtern aus Ems und Felsberg den Weg nach Rhäzüns oft erschwert, wird die jährliche Gerichtssitzung auf den 3. Sonntag im März verlegt. Der Pfarrer von Felsberg erhält 16 Scheffel sauberes Korn von der Herrschaft wie bisher. M.s.u. 33. Hochgericht Rhäzüns (Gerichtslinde) / Curt da dretgira aulta da Razén sut la pleunta da tigl
  • Am 30. Dezember 1696 wurden den Stammherrschafts-Dörfern einige Rechte eingeräumt. Unter anderem geht auch der freitägliche „dunn dil paun“ (Brotspende) auf diese Vereinbarung zurück. So heisst es etwa in einem Schreiben von 1802, der Kaiser habe seit damals „die Schuldigkeit, alle Freitage denen Zehendpflichtigen von Rhäzüns und Bonaduz Brot auszuteilen, welches ungefähr den Ertrag des Fruchtzehnten aufwiegt“. M.s.u. 33. Hochgericht Rhäzüns (Gerichtslinde) / Curt da dretgira aulta da Razén sut la pleunta da tigl
  • Baubeginn der Marienkirche im Zentrum von Rhäzüns (zwischen Oberdorf u. Unterdorf). Im Pfarrarchiv erscheinen erstmals 1696 Zahlungen für Arbeiten „alla chiesa nova“. M.s.u. 22. Pfarrkirche Maria Geburt / Baselgia da natavi sontga Maria 

1697

  • Kapelle Apollonia: Eine kleinere rechteckige Kapelle (das Schiff der heutigen Kapelle) stand sehr wahrscheinlich schon vor dem Bau der Marienkirche an dieser Stelle, wie ein Architekt im Zusammenhang mit der Restauration der Marienkirche 1968 vermutet: „Schon bevor 1697 der Bau der heutigen Pfarrkirche beginnt, steht im Baumgarten eine kleine, rechteckige, der heiligen Apollonia geweihte Kapelle“. M.s.u. 23. Kapelle hl. Apollonia / Caplutta da sontga Balugna

1698

  • Rhäzüns erhält ein Darlehen von 100 Talern zu 5% vom Bischof Ulrich de Federspiel. Diese wurde 1718 durch Säckelmeister Melchior Camenisch, geboren am 9.3.1661 in Rhäzüns, wieder zurückbezahlt.

1700

  • Schlosskapelle St. Antonius: Die Kapelle St. Antonius im Inneren der Wehrmauern besteht aus einem im Grundriss halbkreisförmigen, gegen Norden gerichteten Chor und einem viereckigen Schiff, das mit einem Kreuzgewölbe überdeckt ist. Empore mit Zugang vom Wohntrakt her. Belichtung durch zwei Lünetten in den Langseiten; um 1700. – Altar aus Stuck. Der Aufbau besteht aus zwei Freisäulen mit Volutenverdachung und Frontispiz; datiert 1700. Altarblatt Kreuzigung. M.s.u. 24. Schlosskapellen: St. Nepomuk / sogn Nepomuk und St. Anton / Caplutta da sogn Antuni
  • Einbürgerung von Domherr Rudolph Rost für „vilfältig bezeigter wohl undguettaten“. Sollte er jedoch den geistlichen Stand auflösen, erlosch das Bürgerrecht.

1701

  • Am 16. Oktober 1701: Weihe der Kirche Maria Geburt durch Bischof Ulrich de  Federspiel. M.s.u.22. Pfarrkirche Maria Geburt / Baselgia da natavi sontga Maria

1706

  • Der Administrator der Herrschaft Johann Antoni von Rost stirbt am 14. September 1706
  • 1706-1709, Johann Baptista Wenser: Die römisch-kaiserliche Majestät hatte Johann Baptista Wenser nach dem Tod von Johann Antoni von Rost beauftragt, die österreichischen Interessen in der Rätischen Republik zu beobachten und bis auf weiteres die Administration der Herrschaft Rhäzüns zu übernehmen.

1709 

  • Zum dritten Administratorenwechsel: 1709-1726: Egidius von Greuth bekennt, dass die kaiserliche Majestät ihn zum Verwalter des Schlosses und der Herrschaft Rhäzüns bestellt habe. 

1711

  • Kapelle Apollonia: (romanisch sontga Balugnia) In den Akten lässt sich diese Kapelle bis 1711 zurückverfolgen. M.s.u. 23. Kapelle hl. Apollonia / Caplutta da sontga Balugna

1721 

  • Aus den Strafbestimmungen: Fluchen und Schwören sind Gotteslästerungen. Schlagen mit den Fäusten: ob bluotrünstig oder blaumassig. Dann Amtsbeleidigungen, Ehebruch, Prostitution usw. M.s.u.18. Entstehung und Entwicklung des Christentums in den Pfarreien der Region

1726

  • Administratorenwechsel in der Herrschaft Rhäzüns, 1726-1727: Johann Baptista Wenser (nach 1706-1709 zum zweiten Mal).

1727

  • Die Apollonia- Kapelle, wie sie sich heute präsentiert, wurde 1727 geweiht.
  • Administratorenwechsel in der Herrschaft Rhäzüns, 1727-1729: Baron von Riesenfels

1729

  • Administratorenwechsel in der Herrschaft Rhäzüns, 1729-1739: Grafen Kasper Paris von Wolkenstein, österreichischer Gesandter und Verwalter von Rhäzüns.

1731

  • Kirche St. Georg: Die flache Leistendecke aus Holz ist ein Werk von Meister Jacob Maron (1677-?) und datiert von 1731 (Inschrift: „M. I. Mor 1731“). Sie zeigt im Mittelfeld den Drachenkampf des hl. Georg. Der ursprünglich mit Sternen belegte blaue Deckengrund wurde anlässlich der Restaurierungen 1961-62 abgelaugt. M.s.u. 19. Kirche St. Georg / Baselgia da sogn Gieri

1737

  • Die Pfarrei Rhäzüns: Die Kirche St. Georg behielt ihre Bedeutung für die Pfarrgemeinden Rhäzüns und Bonaduz. Vor allem die Prozessionen nach St. Georg gaben dabei immer wieder Anlass zu Zwistigkeiten zwischen den beiden Gemeinden. M.s.u. 18. Entstehung und Entwicklung des Christentums in den Pfarreien der Region

1740

  • Administratorenwechsel in der Herrschaft Rhäzüns, 1740-1765: Anton Martin Hinderegger. Dieser war bis dahin 4 Jahre lang beim Grafen von Wolkenstein als Sekretär tätig.

1744

  • Am 26. Februar 1744 verbündeten sich die Port Cazis, Rhäzüns, Bonaduz sowie General Graf von Schauenstein mit der Nachbarschaft Ems. Letztere wurde dabei mit den Verbündeten hinsichtlich der Führung von Kaufmannswaren rechtlich gleichgestellt. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts 

1749

  • 1749 reichten die Flösser von Tamins, Bonaduz, Ems und Felsberg dem Bundestag ein Gesuch ein, das die Aufhebung des Verbotes, leere Flösse auszuführen, vorsah, und begründete dies mit einem „enormen Überfluss an Wald“. Die Behörden wiesen aber das Gesuch ab. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

1750

  • Die Pfarrkirche Maria Geburt erhält eine kleine, aber sehr schöne Empore. Vielleicht gab es bereits damals eine Sängerschar, welche dort oben sang.

1752

  • Eine Schule ist im Pfarrarchiv erstmals im Jahr 1752 erwähnt, in einem Vertrag zwischen den Erben eines Jeremias Carschiat und den Vertretern des Schulrats betreffend Durchgang durch das Schulhaus.

1753

  • Einwohnerzahl: 119 Einwohner / 30 Haushalte.

1759

  • Obwohl polizeiliche Verordnungen in erster Linie von den Nachbarschaften zu erlassen waren, behielt sich ein Herr von Rhäzüns in Angelegenheiten, die die ganze Herrschaft betrafen, vor, selber Vorschriften zu erlassen. So bestimmte eine Bettlerverordnung vom 2. Januar 1759, dass alle „fremden und unnützen Vagabunden, Landstreicher, Faulenzer und Bettler“ sich nicht in den herrschaftlichen Gemeinden aufhalten durften, sondern sich ins Ausland zu begeben hätten. Kamen sie diesem Befehl nicht nach, mussten sie ins Schloss Rhäzüns gebracht werden. Die Männer hatten alsdann Soldaten zu werden oder wurden weit weggeschickt, die „Weiber“ wurden gebüsst und durch den Weibel ausgewiesen. Diese Verordnung wurde auf der Haustüre eines jeden Gerichtshauses in der Herrschaft öffentlich angeschlagen. In diesem Zusammenhang ist auch auf ein Verzeichnis der Hintersassen hinzuweisen, die sich alljährlich im Schloss anzumelden hatten. Dort wurde entschieden, ob man sie im Dorf Rhäzüns oder Bonaduz wohnen und dulden lassen wolle. Im Jahre 1748 waren es in Rhäzüns 10 und in Bonaduz 13 Personen, die verpflichtet waren, sich im Schloss zu melden.

1765

  • Administratorenwechsel in der Herrschaft Rhäzüns. Von 1766 bis 1777 ist Johann Anton Baptist von Buol der Verwalter der Herrschaft.

1770

  • Reformatoren machten den Tannenbaum zum Weihnachtssymbol der Protestanten, und es dauerte bis Mitte des 19. Jahrhunderts, ehe er auch von der katholischen Kirche akzeptiert wurde. M.s.u.18. Entstehung und Entwicklung des Christentums in den Pfarreien der Region 

1776

  • Einwohnerzahl: 232 Einwohner / 43 Haushalte.

1777

  • Administratorenwechsel in der Herrschaft Rhäzüns 
    Georg Anton Vieli-de Mont (1745-1830) aus Cumbel im Lugnez verwaltete von 1777 bis 1787 die Herrschaft Rhäzüns. Vielis Bestreben, aus der Enge und Abgeschiedenheit seiner Umgebung herauszugelangen, liess ihn auf eine Gelegenheit aufmerksam werden, die einem vorsichtigen und gewandten Politiker eine erfolgreiche Laufbahn sowohl im bündnerischen Staatsleben als auch im Dienste Österreichs zu eröffnen versprach. Zu Beginn des Jahres 1777 war der Verwalter der österreichischen Herrschaft Rhäzüns und Sekretär der kaiserlichen Gesandtschaft, Anton Martin Hinderegger, gestorben. Vieli wandte sich am 18. Januar 1777 an den Gesandten Baron Johann Anton Baptist von Buol-Schauenstein mit der Bitte um die Stelle eines Kanzlei- und Administrationsgehilfen. Buol übermittelte das Gesuch an Kaunitz mit dem Bericht, der sprachkundige und wohlhabende Vieli sei für das begehrte Amt ganz geeignet. Am 23. Juli 1777 ernannte die vorderösterreichische Regierung Vieli zum Verwalter der Herrschaft Rhäzüns und zum Gesandtschaftssekretär, und am 26. September legte er in Buols Gegenwart den vorgeschriebenen Amtseid ab.
    Ziemlich umständlich und kostspielig gestaltete sich Vielis Amtsantritt. Ausser den nicht unbedeutenden Taxgeldern musste er eine Kaution von 1000 Gulden Wiener Währung entrichten und gleichzeitig versprechen, durch seine zukünftige Gattin die verlangte Bürgschaft, den so genannten Weiberverzicht, leisten zu lassen. Im Herbst des Jahres 1777 übersiedelte Vieli von Cumbel, wo er aufwuchs, nach Rhäzüns. Im folgenden Sommer, am 24. Juni 1778, fand in der Kapelle des dem Buol gehörenden Schlosses Reichenau seine Vermählung mit Dorothea de Mont, der 23-jährigen Tochter des Landrichters Ulrich Christian de Mont von Villa, statt.
  • Kirche Maria Geburt: Obwohl die Marienkirche im Dorf schon 1701 konsekriert wurde, blieb die Kirche St. Paul bis 1777 die Pfarrkirche.

1781

  • 1781 vereinbarten Thusis, Rhäzüns und Bonaduz betreffend den Verlad und den Transport von Handelswaren, dass alle Fuhren, die nicht von einem Kaufhaus zum anderen transportiert werden, in der Susta oder sonst in Händen der Speditoren in Thusis niedergelegt werden müssten. Die ganze Fuhr sollte auch ohne Betrug auf Rhäzüns und Bonaduz sowie auf Cazis bzw. in dessen Namen auf Thusis verteilt werden. 
    Übertraten die von Thusis oder Cazis diese Übereinkunft, wurden sie von der äusseren halben Port (Im Boden), und die von Rhäzüns und Bonaduz von Thusis bzw. Cazis bestraft. Diese Konvention wurde am 22. Juli 1787 mit dem Zusatz bestätigt, sofern Thusis an den Feiertagen allein führe, die äussere halbe Port am darauffolgendend Werktag das Verladerecht habe. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

1787

  • Aus dem Jahr 1787 stammt eine Stiftung von Administrator Georg Anton Vieli mit einem Beitrag von 400 Gulden zugunsten einer Dorfschule. M.s.u. 6. Schulwesen / Schulhäuser
  • Administratorenwechsel in der Herrschaft Rhäzüns: Administrator Georg Anton Vieli tritt sein Amt ab an Gesandtschaftsherr Baron Johann Sebastian Baptist v. Buol. Dieser verwaltet die Herrschaft Rhäzüns von 1788 bis 1792.

1789

  • Die neue Zeit, die 1789 mit der Französischen Revolution anbrach, machte sich mit ihren Ideen auch im alten Freistaat bemerkbar. Am anfälligsten zeigten sich das bündnerische Untertanenland Veltlin und die Herrschaft Rhäzüns, wo zum Teil noch recht undemokratische Zustände herrschten. Bald schon wurden im ganzen Grauen Bund die Vorrechte der Hauptherren von Rhäzüns, Disentis und Sax als undemokratisch angegriffen, und es dauerte nicht lange, da ging auch eine gewaltige antiösterreichische Bewegung durchs Land, die viele Anhänger des Kaisers zur Flucht zwang und sogar den österreichischen Geschäftsträger und Verwalter Baron von Cronthal von Rhäzüns veranlasste, seinen Sitz vorübergehend nach Feldkirch zu verlegen. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns

1790

  • Am 7. März 1790 wurde die Nachbarschaft Bonaduz durch den Verwalter der Herrschaft angewiesen, alle mittellosen und fremden Hintersassen und „anderes Bettel und Gesinde“ weder zu dulden noch aufzunehmen. Damit sollte weder die Nachbarschaft noch die Herrschaft mit solchen Leuten überschwemmt und beschwert werden. Auch durfte kein Bettler mehr als eine Nacht beherbergt werden. Der Verwalter drohte auch der Nachbarschaft Bonaduz, falls wegen der Bettler Zivil- oder Kriminalsachen entstehen würden, dass das Schloss protestieren und alle Spesen auf die Nachbarschaft übertragen werde. 

1793   

  • Administratorenwechsel in der Herrschaft Rhäzüns
    1793-1798: Baron von Cronthal. In einem Schreiben vom Grafen von Wilcek an die Herren Häupter teilte dieser mit, dass die königlich-kaiserliche Regierung die Verwaltung der Herrschaft Rhäzüns Baron von Cronthal übertragen habe. 

1794

       
Dokument aus: Terra Grischuna 2/2007. Ein 1794 von einem mit dem heutigen Botschafter vergleichbaren österreichischen Geschäftsträger in Graubünden ausgestellter Reisepass.

1795

  • Damit der Port „Im Boden“ alle Fuhr zukam, war sie befugt, in Thusis einen Spediteur zu stellen, der die Waren den Portgenossen zuteilen konnte. Als Salär erhielt der Spediteur von jedem, der von ihm ein Stück empfing, 4 Kreuzer. War die Port „Im Boden“ nicht imstande, alle Waren wegzuführen, so versprachen die übrigen Porten, ihr behilflich zu sein. Eine Konvention vom 3. September 1795 enthielt einige Vorschriften, die an die Spediteure gerichtet waren. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts
  • Wohl gelang es Österreich, seine Rechte in Rhäzüns vorläufig sicher zu stellen, doch als Napoleon Bonaparte 1795 seinen Siegeszug durch die Lombardei antrat, dachten die Anhänger Frankreichs daran, den kaiserlichen Einfluss in Bünden diesmal mit Hilfe des Korsen auszuschalten. Als dann endlich Bonaparte das Veltlin zur Lombardei schlug, betonte Österreich ganz deutlich seine Absicht, ohne weiteres Truppen in die Drei Bünde einmarschieren zu lassen, wenn sich dies zum Schutze der Herrschaft Rhäzüns als nötig erweisen sollte. M.s.u. 30. Entstehung 

1796 

  • Der kaiserliche Vertreter in der Herrschaft versuchte alles, um bei den Herrschaftsleuten das Wohlwollen gegenüber Österreich wach zu halten. So verwandte er sich beim Kaiser für die Gemeinden der Herrschaft, welche baten, die Zehnten und andere Feudallasten gegen den Verzicht auf die Brotspende, welche der Herrschaftsinhaber seit 1696 den Dorfarmen von Rhäzüns und Bonaduz jeden Freitag gewährte, austauschen oder aber mit einer festen Entschädigungssumme auskaufen zu dürfen. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns

1797

  • Heil- und Mineralquelle Rhäzüns (Aua forza da Razén): Erste Erwähnung. M.s.u. 45. Mineralquelle

1798

  • Die Kirche St. Paul erhält eine 2. Glocke mit einem Durchmesser von 65 cm; Tonart c; M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul
  • Am 12. März 1798 berichtete der französische Gesandte Florent Guiot von einer Übereinkunft mehrerer Nachbarschaften – mit Rhäzüns, Bonaduz und Ems an der Spitze – zur Abhaltung einer Protestversammlung in Chur. Als schliesslich französische Truppen ins Land kamen, verliess Heinrich Cronthal das Land und überliess die Verwaltung der Herrschaft Rhäzüns dem Ritter Georg von Toggenburg.  

1799

  • Husaren verjagen den Landsturm in Bündten (Bünden); Die Schlacht bei Domat/ Ems mit den Franzosen am 1. Mai 1799.
  • Die kriegerischen Ereignisse von 1799 in Graubünden stehen in einem gesamteuropäischen Kontext. Nach der Französischen Revolution von 1789 kämpfte Frankreich in den so genannten Koalitionskriegen (1792-1815) um die Vorherrschaft in Europa. Die Revolutionstruppen waren gleichzeitig von der Idee beseelt, den absolutistischen Staaten Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu bringen. Im Jahr 1798 – nachdem die Eidgenossenschaft von Frankreich okkupiert worden war – geriet auch der Freistaat der Drei Bünde in den Strudel dieser Auseinandersetzung. Die altgesinnten Kreise Bündens riefen österreichische Truppen ins Land; dies wiederum provozierte Frankreich und führte im März 1799 zur Invasion französischer Truppen. M.s.u. 38. Schlacht an der Calven (1499), Schlacht bei Ems und Umgebung (1799)

1803

  • Beitritt Graubündens zur Eidgenossenschaft: Am 19. Februar 1803 unterzeichnete Napoleon I. in Paris die Mediationsakte. Mit diesem historischen Ereignis wurde Graubünden nach dem Verlust der Selbstständigkeit des Freistaats der Drei Bünde als gleichgestellter Stand neben fünf anderen Kantonen (AG/TG/SG/TI/ und Waadt) in der Eidgenossenschaft eingebunden. Am 20. April 1803 fand im Rathaus der Stadt Chur die feierliche Eröffnungssitzung des ersten Bündner Grossen Rates statt.

1807

  • In die Regierung gewählt: Georg Anton Vieli-de Mont (1745-1830), Rhäzüns. Amtszeit:1807 und 1816. Politische Richtung: keine Angaben.
    Landrichter im Oberen oder Grauen Bund. Bis 1893 zählte der Kleine Rat drei Mitglieder, ab 1894 deren fünf; seit 1971 nennt er sich Regierungsrat.                                                                                                                                                                                         M.s.u. 42. Rhäzünser in politischen Ämtern 

1809

  • 11.11. Martinibrauch: Zahlungen wie z. B. Pachtzinsen und andere Schulden waren schon im Jahr 1809 am Martinitag zu begleichen. Dieses Datum ist für Zahlungen im Bauerntum in einigen Regionen heute noch gebräuchlich, wie auch die Martiniwurst. M.s.u. 10. Bräuche: Martini, Freitag Mittags-Glocke
  • Übergang der Herrschaft Rhäzüns von Österreich an Frankreich: Als Napoleon nach seinem Siegeszug durch Europa seinen Gegnern den Frieden diktieren konnte, verlangte er von Österreich 1809 im Frieden von Wien die Herausgabe der Herrschaft Rhäzüns, die nun in französischen Besitz überging. Am 29. Dezember 1809 fand eine feierliche Übergabe an seinen Vertreter Francois Rouyer statt. Das französische Gastspiel auf Schloss Rhäzüns war aber nur von kurzer Dauer. 

1814    

  • Napoleon wurde in der Völkerschlacht von Leipzig durch die verbündeten Mächte geschlagen. In der Folge wurden alle ehemaligen Friedensverträge mit Frankreich ausser Kraft erklärt, und somit fiel Rhäzüns am 30. Mai 1814 wieder an Österreich zurück. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

 1814-1815

  • Der Wiener Kongress: 18. September 1814 bis 9. Juni 1815. Auf dem Wiener Kongress wurde nach Napoleons Sturz Europa neu geordnet. In Europa wurden Staatsgrenzen gezogen, neue Staaten entstanden. Die Schweiz konnte sich ihre Neutralität sichern. Die europäischen Mächte respektierten die neutrale Rolle der Schweiz in der Mitte Europas und wachten eifersüchtig darüber, dass keine rivalisierende Grossmacht sich allein des Einflusses der Schweiz bemächtige. Zu diesem Zweck kam ihnen die Schweiz als eine Art Pufferstaat zwischen Österreich und Frankreich gelegen. Erstmals wurde die Neutralität der Schweiz völkerrechtlich in einem Vertrag anerkannt: „Die Mächte, welche die Wiener Erklärung unterzeichnet haben, verkünden in gegenwärtiger Urkunde die förmliche und authentische Anerkennung der immerwährenden Neutralität der Schweiz und leisten derselben die Garantie für die Unverletzlichkeit ihres Gebietes.“ Graubünden und die Schweiz verloren die Bündner Untertanenländer Veltlin, Bormio und Chiavenna; die Schweiz verlor Mühlhausen und erhielt das ehemalige Fürstentum Basel, das Fricktal, Rhäzüns und Tarasp sowie zwei Gemeinden im Kanton Genf zugesprochen. Der Versuch der Schweizer Diplomaten, sich auch Konstanz zu sichern, scheiterte. M.s.u. 32. Verwaltung und Politik

1815 

  • Im Rahmen des Wiener Kongresses wurde am 20. März 1815 die Herrschaft Rhäzüns dem Kanton Graubünden und der Schweiz zugesprochen. Die Übergabe erfolgte aber erst am 19.1.1819 im Schloss Rhäzüns. M.s.u.32. Verwaltung und Politik

1816      

  • Die Kirche Sogn Paul bekommt eine Empore. Die Empore trägt eine verkehrt zusammengesetzte Brüstung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die früher in der Marienkirche untergebracht war. M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul

1816/17

  • Die grosse Hungersnot im Alpengebiet: Wenige Ereignisse der jüngeren Zeitgeschichte haben so tief greifende, aufwühlende Nachwirkungen gezeigt wie die beiden schrecklichen Hungerjahre von 1816/17, denen sich noch zusätzlich Elementarkatastrophen in Form von Lawinenniedergängen und Überschwemmungen anschlossen. Nach den Hungerjahren 1816/1817, wo wegen schlechten Wegen zu wenig Getreide in diese Region transportiert werden konnte, wurde der Regierung des Kantons Graubünden klar, dass die Nord-Süd Alpen-Strassen so rasch wie möglich ausgebaut werden müssten. 1815. Ein Ausbruch des Vulkans Tambora auf der Insel Sumbawa im heutigen Indonesien war der Auslöser der Abkühlung in den beiden „Jahren ohne Sommer“. M.s.u. 13. Lawinen, Rüfen und Erdbeben  

1817

  • Erstes Zweirad: Ein populäres Verkehrsmittel wurde erfunden, nämlich das Velo.

1818-1823

  • Die Kommerzialstrasse: Der „Strassenzug Nr.2“ wurde vom Kanton in der Bauperiode 1818-1823 gebaut. Dieser führte von Chur aus über Rhäzüns, Thusis zum Splügenberg sowie über den San Bernardino an die die Tessiner Grenze. Die Strecke hat eine Länge von 128.7 km und eine Breite von 5-6 m. Man nannte sie von Chur aus sowohl „die Untere Strasse“ als auch die „Italienische Strasse“.
    Ein Chronist aus früheren Zeiten schreibt unter anderem: „Als dann um 1923 die neue Bernhardiner- und Splügenstrasse gebaut und verbreitet wurde, reichte der Weg in Rhäzüns bis an die Hausmauern beiderseits heran.“  

1819

  • Die Kirche Maria Geburt bekommt eine neue grössere Empore und man sammelt Geld für eine Orgel. M.s.u. 22. Pfarrkirche Maria Geburt / Baselgia da natavi sontga Maria
  • Der Übergang der Herrschaft Rhäzüns an den Kanton Graubünden.

    Übergangs- und Übernahmeurkunde: Kopie aus der Jubiläumsschrift Die Herrschaft Rhäzüns: 150 Jahre Freiheit, 1969. „Schloss Razins den 19 ten Januar 1819

    Georg Graf u. Ritter v. Toggenburg   
    K. K. öst. Gesandtschafts-Commissarius Johann Plazidus Caderas, als Beauftragter der Regierung des Hohen Standes Graubünden J. U. Sprecher Bernegg  in obiger Eigenschaft J. Fried. von Tscharner in gleicher Eigenschaft.“ M.s.u. 32. Verwaltung und Politik
  • Die Rhäzünser Herrschaft von 1139 bis 1819. Das Rhäzünser Volk stand 680 Jahre (oder etwa 28 Generationen) lang unter der Herrschaft von Vögten, Grafen, Kaisern und Königen. Schliesslich wurde die Rhäzünser Bevölkerung nach der Übergabe der Herrschaft an den Kanton Graubünden und die Schweiz zum ersten Mal von jeglicher Untertänigkeit befreit. M.s.u. 32 Verwaltung und Politik

1821

  • Ein grausames Schicksal schlug in der Nacht vom 11. zum 12. Juli 1821 in der Weiher-Mühle zu, welches bis heute noch einige ungelöste Fragen in sich birgt. Der Müller Michael Blüem und seine zwei Mägde Anna Maria Gartmann sowie Francisca (?) wurden mit Axtschlägen und Stichen grausam ermordet. Beide Damen waren in anderen Umständen (d. h. schwanger) und somit sind fünf Menschen zu beklagen. Am 13. Juli 1821 wurden alle drei Ermordeten in St. Paul beerdigt, unter dem damaligen Pfarrherr Vigeli Venzin (1792-1880) aus Tujetsch. 

1822   

  • Vermutlich im späten Mittelalter erfolgte die Verlegung des Rheinüberganges von Ems nach Reichenau, wo die Vorderrheinbrücke schon bestand, und diese Trasse wählte auch die 1822 gebaute Kunststrasse (die so genannte Via Nova), die sich nun durch den Rhäzünser Stein den Weg bahnte.

1823

  • Die Versteigerung der herrschaftlichen Liegenschaften fand am 15. Januar 1823 statt.Es stellte sich nur ein Käufer ein, nämlich ein Konsortium, bestehend aus den Gemeinden Rhäzüns, Bonaduz, Ems und Felsberg. Sie erwarben das Schloss mit den Mobilien, die Bestallung, den Schopf, den Viehstand, den Garten nebst allen Gütern in den vier genannten Gemeinden mit den bisherigen ökonomischen Rechten. Die vereinbarte Kaufsumme betrug 25 100 fl. M.s.u. 32. Verwaltung und Politik              

1824

  • Die Pfarrkirche Maria Geburt erhält eine neue grössere Empore und ebenfalls eine erste Orgel. M.s.u. 22. Pfarrkirche Maria Geburt / Baselgia da natavi sontga Maria

1827

  • In die Regierung gewählt: Balthasar Vieli-Caprätz (1786-1845), Rhäzüns, Amtszeit von 1827 bis 1830 und 1837 bis 1841 sowie 1845.Politische Richtung: kath., lib.-kons. Aus dem Oberen oder Grauen Bund (OB).

1832 

  • August. 1. Teilungsurkunde Lag Alp sura Rhäzüns/Bonaduz: Die Gemeinde Rhäzüns hat gemäss Urkunde im Hinblick auf die Bonaduzer Alp il Bot das Tränkerecht beim Lac Alp sura bis auf weiteres zugesichert. M.s.u. 35. Abtrennung von Bonaduz 

1833 

  • Offizielle Gründung der Schule. Die Schullokalitäten wurden an das alte Pfarrhaus angebaut. (Heute Via St. Paul Nr. 4)  M.s.u. 6. Schulwesen / Schulhäuser.

1839 

  • St. Paul: Dachreparatur lt. Rechnung vom 29. September 1839. 

1840

  • Volkszählung: 410 Einwohner, 70 Kinder, wovon 50 die Schule besuchten.

1841

  • Aus diesem Jahr datieren ein Schreiben des Katholischen Schulvereins mit der Aufforderung, an der Verbesserung des Schulwesens teilzunehmen, sowie ein Protestschreiben von Rhäzüns. 

1846

  • Einwohnerzahl: 488 Einwohner (15 Taufen, 7 Begräbnisse, 68 Schüler).

1848

  • Dr. med. Petrus Josephus Alois Vieli-Blumenthal (1815-1858) fasst die Rhäzüner Mineralquelle. M.s.u. 45. Mineralquelle
  • In die Regierung gewählt: Louis Ludwig Anton Vieli-Baselgia (1808-1867), Amtszeit: 1848 und 1850. Polit. Richtung: kath. gem. lib. Aus dem Oberen oder Grauen Bund (OB). 1851 in den Ständerat gewählt; Amtszeit 1851-1852 / 1856-1857 / 1858 /1859 / 1863-1864.
  • Erste Bundesverfassung: Der Sieg der Majorität im Sonderbundskrieg (November 1847) ermöglichte die Annahme einer neuen Bundesverfassung (1848), die im Wesentlichen heute noch in Kraft ist; sie schuf bürgerliche Gleichheit, ein allgemeines und gleiches Wahlrecht (für Männer) und garantierte die liberalen Grundrechte. Bern wurde zur Bundeshauptstadt. 

1849

  • Gründung: Schweizerische Bundespost.

1850

  • Das Fundament und die Mauerresten der kleinen Kapelle gegenüber der heutigen Kirche St. Georg am rechten Rheinufer, die im Jahr 1850 noch zu sehen gewesen waren, wurden wahrscheinlich durch einen Bergsturz oder durch die Rheinkorrektion zerstört, und das Material wurde wahrscheinlich für anderes gebraucht. M.s.u. 18. Entstehung und Entwicklung des Christentums in den Pfarreien der Region                                    
  • Volkszählung Rhäzüns: 510 Einwohner, 495 Rumeuntschs = 97.4%

1851

  • Seit dem 1. April 1851 galt eine neue Landeseinteilung des Kantons Graubünden, welche jene des alten Freistaates ersetzte. Vom Rhäzünser Boden zum Bezirk Imboden. Felsberg war bisher Bestandteil der Herrschaft Rhäzüns. Bei der Kreiseinteilung kam Felsberg zum Kreis Trins Kreis Rhäzüns: Rhäzüns, Bonaduz und Domat/Ems. Kreis Trins: Trins, Felsberg, Tamins, Flims.
  • Erneute Streitigkeiten zwischen dem Hofe Sculms und der Gemeinde Rhäzüns.   

1853

  • Die Gemeinde Rhäzüns legte zum ersten Mal ihre Verfassung der Regierung vor. Am 30. November wurde über die neue Kantonsverfassung abgestimmt und die Vorlage wurde unerwartet deutlich angenommen. 

1854

  • Inkrafttreten der neuen Kantonsverfassung. Der Kanton Graubünden ist seit 1854 ein, wenn auch atypischer, Bundesstaat mit Gemeindestaatlichkeit.
  • Das Gebiet des alten Hochgerichts Rhäzüns gliedert sich heute in die zwei Kreise Rhäzüns (Rhäzüns, Bonaduz und Domat/Ems) und  Trins (Flims, Trin, Tamins und Felsberg). Dabei wechselte der Walserhof Sculms 1854 von Bonaduz zur Gemeinde Versam und vom Hochgericht Rhäzüns zum Kreis Ilanz. (Der Hof Sculms am Versamer Tobel gehörte ab 1819 bis 1854 zur Gemeinde Bonaduz; durch eine Volksabstimmung fiel er dann an die Gemeinde Versam, der er kirchlich schon seit 1667 angehörte. Der alte kirchliche Zusammenhang mit Rhäzüns wurde durch die Erhebung von Bonaduz zur Pfarrei am 5. Februar 1667 aufgelöst.)

1857

  • Einführung des Bürgerregisters: Stichtag am 3. Juni 1857. 

1858 

  • Die Marien-Kirche erhält ein neues Dach.

1859

  • In diesem Jahr wurden ein neues Schulhaus und Räumlichkeiten für eine Sennerei unter demselben Dach in Curtgani gebaut. (Heute Geschäftshaus via Baselgia 1) M.s.u. 6. Schulwesen / Schulhäuser  
  • Charles Robert Darwin (1809-1882), Naturforscher, veröffentlicht „On the Origin of Species“. Darwinismus: zur wiss. Fundierung der Deszendenztheorie entwickelte Evolutionstheorie des Überlebens der an die Umwelt am besten angepassten Individuen (Selektionstheorie), die in der natürlichen Auslese die Hauptursache für die stammesgeschichtlichen Entwicklung sieht.  

1860

  • Schulinspektor Zanugg stellt fest: „Die Schule in Rhäzüns steht auf der niedrigsten Stufe aller Schulen meines Inspektionsbezirkes.“

1864

  • Kirche St. Georg: Bereits im Jahr 1864 erwähnten Dr. Arnold Nüscheler und Dr. J. R. Rahn aus Zürich, dass die Wandbilder zum Teil völlig zerstört seien, und die Gewölbedekoration durch Übermalung beeinträchtigt.Diese Kirche befinde sich nicht im besten baulichen Zustande, und nur schon um der Unterhaltung der Wandmalereien im Innern wegen sei eine baldige Ausbesserung sehr ratsam. M.s.u. 19. Kirche St. Georg / Baselgia da sogn Gieri

1866 

  • 1. Oktober: Ergänzung der Vermarchung.

1867

  • Eine im Jahre 1867 revidierte Verfassung übernahm die früheren Bestimmungen.

1868

  • Nach starken Regenfällen löste sich in der Gegend von Cavriu ein Erdrutsch von mehreren tausend Kubikmetern, der erst im Bachbett von Runcalatsch ablagerte und vorläufig zum Stillstand kam. M.s.u. 13. Lawinen, Rüfen und Erdbeben
  • Heil- und Mineralquelle: Die Quelle wurde durch Hochwasser verschüttet. M.s.u. 45. Mineralquelle
  • 5. Dezember 1868: Regulament dils uauls per la vischnaunca de Razén.

1869

  • Wenn behauptet wird, die Graubündner Kantonalbank sei im Jahre 1869 gegründet worden, so stimmt dies nur bedingt. Ein kleines staatliches Bänklein bestand schon seit dem Jahre 1847. Es war damals in Form einer Sparkasse gegründet worden.

1870

  • Ablösung der Wasserrechtskonzession: Seit dem Jahre 1870 befand sich das wohl nicht alltäglich übliche Nutzungsrecht der verschiedenen, oberhalb des Dorfes gelegenen Quellen in privaten Händen. M.s.u. 46. Dorfsägerei und Kornmühle

1870 bis 1997: 

  • Beinahe 130 Jahre lang prägte die Sägerei am südwestlichen Dorfrand das Dorfbild von Rhäzüns. Mehrmals wechselte sie den Besitzer und zweimal ist sie abgebrannt, bis sie 1997 endgültig ihre Tore schloss. M.s.u. 46. Dorfsägerei und Kornmühle
  • Kirche Maria Geburt erhält 3 Glocken: 
    Nr. 1. Mutter Gottes, Gewicht ca. 2000 kg. Tonart: des;
    Nr. 2. Hl. Lucius , Gewicht 500 kg. Tonart: as;
    Nr. 3. Hl. Georg, Gewicht 250 kg. Tonart: des; 
    M.s.u. 22. Pfarrkirche Maria Geburt / Baselgia da natavi sontga Maria

1876

  • In diesem Jahr trat das schweizerische Waldbewirtschaftungsgesetz in Kraft. M.s.u. 43. Gemeindebetriebe 
  • Einführung des Zivilstandsregisters.
  • Für die Kirche Maria Geburt sind Renovationen am Turmdach belegt. M.s.u. 22. Pfarrkirche Maria Geburt / Baselgia da natavi sontga Maria

1877  

  • Zum Zwecke, die vaterländische Literatur durch einen Beitrag zu vermehren, hat der Verfasser Dietrich Jäklin unter anderem Kopien von den in Bünden vorhandenen Kirchenbildern, sowie deren Bearbeitung und Herausgaben in Text und Bild im Auge. Mit den Wandgemälden in der Kirche St. Georg bei Rhäzüns beginnend, wurde diese Arbeit schon in ihren Anfängen bereits am 1. Dezember 1877 an der bündnerischen Kunst- und Gewerbe-Ausstellung in Chur ehrenvoll anerkannt und am 13. Januar 1878 durch S. Königliche Hoheit Carl Anton, Fürst v. Sigmaringen, in Verleihung der goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet, wie ihr auch durch das Preisgericht der Pariser Weltausstellung ehrende Belobung zu Teil geworden ist. M.s.u. 19. Kirche St. Georg / Baselgia da sogn Gieri
  • Bundesrat Simeon Bavier: 1878-1883. Der erste Bündner, dem nach 1848 der Sprung in den Bundesrat gelang, stammte aus Chur. 

1880

  • 1880 erschien die von Dietrich Jäklin verfasste Geschichte der Kirche von St Georg mit einer Gesamt-Inventarisation der Wandgemälde. M.s.u. 19. Kirche St. Georg / Baselgia da sogn Gieri
  • Durch Bundesbeschluss vom 23. Juli 1861 wurden alle Portenrechte in Graubünden ohne Entschädigung aufgehoben. Von da an durfte jedermann den Personen- und Warentransport auf den bündnerischen Strassen, unter Vorbehalt der Verordnung über die Strassenpolizei und das Postregal, frei ausüben. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

1882

  • Eröffnung der Gotthardbahnlinie: Mit der Eröffnung der Gotthardbahnlinie wurde die kürzeste ganzjährig befahrbare Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen als „Sieg der Technik über die Vertikale“ gefeiert.

1883

  • Schweizerische Landesausstellung, Zürich: Mai-Oktober 

1885

  • 4. Dezember: Untergang des grössten Dampfschiffes Deutschlands auf der Strecke Bremen-New York. Ca. 220 Tote.

1886

  • Der historische Stein (Crap Sogn a Peults) wurde vermutlich 1886 für die Rheinkorrektion gesprengt.

1888

  • Trinkwasser: Im Jahr 1888 wurde eine geschlossene Wasserleitung für das Trinkwasser gebaut – aus hygienischen Gründen und um den nötigen Druck zu erzeugen, damit man die mehrstöckigen Häuser mit Wasser versorgen konnte.

1890

  • Im Jahre 1890, als Graubünden einem wirtschaftlichen Aufschwung entgegenging, musste die Verfassung erneut angepasst werden.  

1892

  • Mineralquelle Rhäzüns: Die Quelle, die wegen dem Unwetter vom Oktober 1868 verschüttet war, konnte wieder freigelegt werden. M.s.u. 45. Mineralquelle                                                                     

1896

  • Kirche Maria Geburt. Restaurierung des Hauptaltars. M.s.u. 22. Pfarrkirche Maria Geburt / Baselgia da natavi sontga Maria 
  • Gründung des Kirchenchores (Männerchor).
  • Eröffnung und Inbetriebnahme der RhB-Linie Chur–Rhäzüns-Thusis. Am 1. Juli 1896 fuhr der erste Zug mit Volldampf in Rhäzüns ein.
  • Exposition Nationale Suisse Genève : 1. Mai-15. Oktober.

1898

  • Die Kirche Maria Geburt erhält wieder eine neue Empore. Neue Orgel für die Kirche Maria Geburt. Nies bi cant eclesiastic pretenda ina nova orgla. (Zitat von Stephanus Antonius Camenisch, 1865-1928). M.s.u. 22. Pfarrkirche Maria Geburt / Baselgia da natavi sontga Maria 
  • Dezember 1898: Kleiner Brand – Dorfteil und andere nähere Angaben nicht bekannt. (Ins Verzeichnis nicht aufgenommen
  • Gründung der Rindviehversicherung (Viehversicherungsgenossenschaft Rhäzüns) M.s.u. 54. Landwirtschaftliche Genossenschaft
  • Lag Alp sura Rhäzüns: Die Teilungsurkunde von 28. August 1898 (mit Bonaduz) ersetzt jene vom1. August 1832. 
    „Da zwischen den zwei ehrsamen Gemeinde Bonaduz & Rhäzüns mit Bezug auf die Benützung der Tränke am Weiher (See) in der Alp sura, Eigentum der löbl. Gemeinde Rhäzüns, etwelcher Meinungsverschiedenheit entstanden ist, so haben sie sich auf gütlichem Wege verständigt.“ M.s.u. 35. Abtrennung von Bonaduz

1899

  • Kirche Maria Geburt: Der Turm erhält eine Turmuhr samt Uhrwerk und wird mit einem Stundenschlag ausgerüstet. M.s.u. 22. Pfarrkirche Maria Geburt / Baselgia da natavi sontga Maria
  • Am Mittwoch, den 9. August 1899, alarmierten die Sturmglocken die schlafende Bevölkerung. Kurz nach Mitternacht, bei einem leisen Nieselregen und Windstille, brach im Stall hinter dem Gasthaus zum Weiss Kreuz Feuer aus. Betroffen im Dorfteil Curtgani, Rhäzüns: 32 Gebäude, davon 14 Wohnhäuser. M.s.u. 14. Feuerbrünste

1. Teil, 13'000v.Chr.-1669n.Chr.   -   3. Teil, 1900-1942    -   4. Teil, 1943-1999    -   5. Teil, 2000-2018