57. Jahresberichte über die Wirtschaft von Gieri Anton Fetz

Folgende Jahresberichte stammen aus dem Tagebuch von Gieri Anton Fetz. Er schreibt über das Wetter, die Landwirtschaft mit ihrer Ernte und deren Preisentwicklungen, über Krankheiten und über andere Lebensbereiche. 


Gieri Anton Fetz (1896-1950) und Ulrich Tschalèr-Spadin (1863-1949) (Uelri mazza Gizzis)


Gieri Fetz (Gieri de la Nina), (Quelle: Maria Schwarzenbach-Caluzi, Via Nova Razén)

1924
Das Jahr 1924 gehört landwirtschaftlich in unseren Verhältnissen zu den guten Jahren. Auf einen aussergewöhnlichen, schneereichen Winter folgte ein ebenso niederschlagreicher Frühling und Sommer. Der Herbst dagegen zeichnete sich durch sonniges, trockenes Wetter aus. Von Ende September bis Neujahr waren fast keine Niederschläge zu verzeichnen. In den Höhen gab es nur wenig Schnee. Im Tal und an sonnigen Abhängen ist noch schneefrei. Unser sandig-humoser Boden lieferte, dank der reichen Niederschläge, ziemlich hohe Erträge. Heu gab es wie seit 10 Jahren nicht mehr so viel. Der Emdertrag hat sehr befriedigt. In Bezug auf Qualität liess es infolge des anhaltenden nassen Wetters bei der Ernte zu Wünschen übrig. Das Getreide lieferte einen mittleren Ertrag. Bei den Kartoffeln war der Ertrag sehr unterschiedlich, im Allgemeinen aber befriedigend. Dieselben fanden auch bei guten Preisen schlanken Absatz. Preis 18-20 Rappen das Kilo. Das Obst war sehr gut geraten, mit Ausnahme des Steinobstes. Für prima Tafeläpfel wurden 35-40 Rappen das Kilo bezahlt. Auch der Mais ist gut geraten. Die Viehpreise waren gut. Für Zeitkühe wurde im Mittel Fr. 1`100.- bis 1`600 bezahlt. Die Schweinepreise dagegen waren im Verhältnis zum Frühjahr im Herbst und Winter sehr gedrückt. 3 Wochen alte Ferkel galten Fr. 35.- bis 40.- je Paar. Schlachtschweine Fr. 2.90-3.20 das Kilo Todgewicht Ein sehr unliebsamer Gast war die Maul- und Klauenseuche, die am 23. Juni auf der Unter Alp ausbrach. Zu dem Schaden, die man an den von der Seuche befallenen Tieren hatte, gesellten sich noch die überspannten gesetzlichen Massregeln zum Schutze vor weiterer Ansteckung. Den Sommer über brach die Seuche auch im Tal aus, sodass auch hier der Stallbann verhängt wurde. Getreide und Emd musste grösstenteils mit Pferden eingebracht werden, oder der Bauer machte selber den Zugochsen. Eine fatale Geschichte. Die Herbstgemeinatzung war untersagt. Das Vieh musste, was zu Hause war, seit der Alpentladung, den ganzen Herbst eingestallt werden. Dank grosser Futtervorräte machte dieser Umstand wenig Sorge. Auch der Stalleckenrotlauf der Schweine trat diesen Sommer sehr stark auf. Es gingen hier ca. 12 Schweine daran zu Grunde. Wenn wir alles jedoch zusammenfassen, so haben wir allen Grund, Gott für seinen Segen, den er uns gespendet hat, zu danken.

1925
Der Januar gleicht dieses Jahr mehr einem Frühlingsmonat als einem Wintermonat. Die Talsohle war ganz schneefrei und die Witterung im Verhältnis mild mit dem Föhnwind. Die Preise für Nutz- und Mastvieh haben sich ein wenig gelockert, besonders tief stehen die Schweinepreise. Für Mastschweine bezahlen die Metzger Fr 2.50 bis 2.70 das Kilo, Todgewicht. Ferkel Fr. 30.- bis 40.- das Paar. Im Februar war die Witterung wie im Vormonat verhältnismässig mild. Auf fast allen landwirtschaftlichen Produkten tritt ein Sinken der Preise ein.Heu gab es dieses Jahr sehr viel und auch von guter Qualität. Das Emd liess in Qualität sowie in Quantität zu wünschen übrig. Die Kartoffelernte befriedigte im Allgemeinen, mit Ausnahme solcher Äcker, die stark unter Engerlingen zu leiden hatten. Auch das Wintergetreide, speziell der Roggen lieferte einen guten Ertrag (8-9 für 1 Quartane). Die Viehpreise standen um Fr. 200.- bis 300.- tiefer als letztes Jahr. Durchschnittliche Produktpreise, Zeitkühe Fr. 900.- bis 1400.- im Mittel. Schlachtschweine Fr. 2.50 bis 2.70 das Kilo, Totgewicht, Kartoffeln Fr. 12.- bis 16.- je 100 Kilo.

1926
In mehrfacher Weise bewahrheitete sich die Prophezeiung unseres verdienten Bauernführers Dr. Laus am Anfang dieses Jahres. Neues Jahr, schweres Jahr. Gleichsam als Einführung beehrte uns die Maul- und Klauenseuche mit ihrem Besuche schon Anfang des Jahres. In den Monaten Dezember bis April herrschte dieselbe fast in allen Bezirken unseres Kantons. Der Viehhandel war von Mitte Dezember bis im Sommer im ganzen Kanton gänzlich gesperrt. Hier begann die Seuche am 27. Februar und dauerte bis anfangs Mai. Die Bestellung der Felder im Frühling musste mit fremden Fuhrwerken besorgt werden (Pferden). Wir sind von der Seuche verschont geblieben, obwohl dieselbe in der nächsten Nachbarschaft herrschte (Joh. Tschalèr, Georg Spadin). Verseucht wurden ungefähr zwei Drittel des gesamten Viehbestandes unseres Dorfes. Die Seuche verlief, mit einigen Ausnahmen, nicht besonders bösartig. Durch Hilfe des Bundes und der hiesigen Viehversicherung konnten die so genannten „Kümerer‟ abgesetzt werden und zwar zu einem recht annehmbaren Preise.
Die durchseuchten Kühe wurden auf die Unteralp geladen. Vom 10. Mai an traten keine neuen Fälle mehr auf. Die verseuchten Ställe durften vom Viehwärter bis zur ersten Desinfektion nicht verlassen werden (15 bis 21 Tage). Die Heuernte fiel in qualitativer Hinsicht recht gut aus. Durch die anhaltenden Niederschläge wurde aber viel Heu verdorben, oder überständig. Während des ganzen Sommers trat keine so genannte trockene Periode ein. Erst im Spätsommer August, September bis in den Oktober hinein fielen fast keine Niederschläge. Das Emd ist in Qualität sehr gut geraten. Der Roggen stand bis am 15. Juni schön, wurde aber durch anhaltende Niederschläge und sogar durch Schnee stark gelagert. Die Wintergerste lieferte einen hohen Ertrag, ebenfalls der Weizen und die Sommergerste. Die Kartoffelernte dagegen war sehr mager. Sie genügte in vielen Fällen nicht für den eigenen Bedarf. Der Mais geriet ordentlich.
Zusammenfassend war das Jahr 1926 punkto Erträge ein gutes bis sehr gutes Jahr. Obst gab es auch sehr viel. Was aber zu der Maul- und Klauenseuche hinzu noch ein schweres Jahr gemacht hat, sind die gewaltigen Preisstürze auf die landwirtschaftlichen Produkte und nicht zuletzt die Verwerfung des Getreidemonopols eines wichtigen landw. Postulates zur Verbesserung der Produktion auf Vielseitigkeit. Resultat 365`000 Ja zu 371`000 Nein. Stände 7 Ja, 14 Nein.
Getreideertrag:
Roggen-Saat: 10 Quartane,  Ernte: 84 Quartane
Wintergerste-Saat: 3,5 Q.,  Ernte: 92 Q.    
Sommergerste-Saat: 3 Q.,  Ernte: 34 Q.
Buchweizen-Saat: 0,5 Q.,  Ernte: 18 Q.
Preise: Zeitkühe im Mittel Fr. 600.- bis 950.-. Schlachtkühe  Fr. 1.20 bis 1.50 das Kilo, Lebendgewicht, Schlachtschweine Fr. 2.90 bis 3.- das Kilo, Schlachtgewicht, Kartoffeln Fr. 20.- bis 25,- pro 100 Kilo. Die Milch in den Käsereien und Molkereien 18 bis 24 Rappen pro Liter. Hier in Rhäzüns 35 Rappen pro Liter. Sollte diese scharfe Krise länger andauern, so gehen viele selbstständigerwerbende Landwirte dem sicheren Ruin entgegen. Dies bewahre uns der liebe Herrgott.

1927 - 1929 sind keine Jahresbericht vorhanden

1930
Das Jahr 1930 gehört vom landwirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen zu den besten seit 1924. Neben einer qualitativen sowie quantitativen guten Heu- und Emdernte war eine gute Kartoffelernte zu verzeichnen. Ausnahmsweise war auch die Obsternte bei uns sehr befriedigend. Infolge einer fast internationalen Missernte war auch dasselbe im Preise sehr hoch. Prima Tafeläpfel und Birnen 65 bis 80 Rappen das Kilo, en gros. Die Viehpreise standen über den Vorjahren. Mittelpreise für junge Kühe und Zeitkühe Fr. 1`150.- bis 1`500.-. Sehr gut vermochten sich auch die Schweinepreise zu halten. Dagegen erfuhr die Milch einen Abschlag von 2 Rappen per Liter. Somit steht die Milch, an die Molkerei Chur geliefert, auf 24 Rappen per Liter. Kartoffeln Fr. 12,- bis 15.- pro 100 Kilo. Das Getreide lieferte auch gute Erträge. Alles in allem verdient das Jahr 1930 wirtschaftlich in unserer Gegend eine gute Note. Leider hat die Krise in der Landwirtschaft auch auf die Industrie übergegriffen. Die Arbeitslosigkeit ist in stetem Wachsen begriffen. Der Holzhandel geht infolge billiger Einfuhr (Russland, Dumping) schlecht. In der Politik dauern die Wirren der Nachkriegszeit unvermindert fort und es werden viele Konferenzen für den Weltfrieden gehalten, daneben aber auch viele Kriegsreden gehalten. 

1931 
Mit der Wirtschaft beginnend, reicht sich das verflossene Jahr in Bezug auf den Rohertrag würdig an das Jahr 1930. Der niederschlagsreiche Winter behauptete sich bis in den April hinein, sodass die Hauptsaatzeit erst auf den Monat Mai traf. Von Mai bis Ende Juli, zum Teil auch August, war das beste Wachswetter. Ohne Niederschlag verging während dieser Zeit keine Woche. Die Frucht dieses Wetters war eine grosse Heu- und Emdernte, eine gute Obsternte, mittelgute Kartoffelernte und eine gute Getreideernte. Wir dürfen also mit dem Segen, den uns Gott durch die Natur dieses Jahr beschert hat, danken und zufrieden sein. Unsere Mühen und Sorgen von ihm dadurch belohnt wissen. Die Viehpreise waren am Anfang ordentlich, etwa wie im Vorjahr. Am Ende des Jahres steht die Tendenz auf Preisstürze auf alle landwirtschaftlichen Produkte. Schlechte Perspektiven für das kommende Jahr. Auch allgemein wird kein Wort soviel gebraucht oder missbraucht, sei es in Schrift oder Gespräch wie das Wort „Krise‟. Dieses Jahr stand also im Zeichen der Krise. Ungeahntes Überhandnehmen der Arbeitslosigkeit, Absatzstockung, verminderter Geldumlauf gefährden die ganze Wirtschaft.

1932
In wirtschaftlicher Hinsicht begleitete uns auch das verflossene Jahr die Krise und zwar mit Verstärkung. Ganz besonders schwer lastet sie auch auf die Landwirtschaft. Das weitere Sinken der Produktenpreise auf internationalem Gebiete bleibt auch für uns nicht ohne Folgen. Da die Einnahmen in keinem Verhältnis zu den Ausgaben stehen, kann es nicht ausbleiben, dass nicht vermögende Landwirte den finanziellen Ruin zusteuern müssen. Um aber dem Übel wenigstens teilweise entgegen zu treten, sind in vielen Kantonen sogenannte Hilfskassen entstanden, die mit Hilfe von Bundesgeldern durch Gewährung von Geldern a Fond perdu dem Bedürftigen unter die Arme greifen. Eine solche ist auch in Graubünden gegründet worden. Immerhin kann eine durchgreifende Besserung nur durch die Hebung der Produktenpreise erhofft werden. Wir wollen uns aber am Anfang des neuen Jahres der Hoffnung unseres bewährten Bauernführers Prof. Dr. Laurs anschliessen, dass auch einmal dem Bauernstand die Sonne wieder aufgehen werde.

Produktenpreise 1932: Zeitkühe und Kühe Fr. 700.-, Mesen Fr. 300.- bis 500.-, Jährlinge Fr.150.- bis 300.-, Schlachtschweine im Sommer Fr 1.40 das Kilo, Schlachtgewicht, im Herbst /Winter Fr.1.70 bis 1.90 das Kilo.

Die Erträge an Heu und Emd stehen dank der niederschlagsreichen Witterung dem Jahr 1931 nicht nach. Die Qualität ist besser, besonders beim Emd. Das Getreide lieferte eine Rekordernte. Die Witterung gleicht derselben des vorigen Jahres. Frühling bis Spätsommer nass. Vorwinter sehr trocken und aussergewöhnlich mild. Während des Ausfütterns in Runcaglia vom 17. November bis 31. Dezember hat es abgesehen von etwas Regen die ganze Zeit keinen Niederschlag und keinen eigentlichen Frost gegeben.

1933
Im Grossen und Ganzen könnte der Jahresbericht für 1932 in wirtschaftlicher Hinsicht auch für das Jahr 1933 kopiert werden. Der durchwegs feuchtwarme Sommer mit vielen Niederschlägen bewirkte auf unserem Boden hohe Ernteerträge. Besonders die Heu- und Getreideerträge wiesen wieder Grosserträge auf. Trotz guter Futtererträge standen fast alle Produktenpreise noch tiefer als letztes Jahr. Zeitkühe galten im Mittel Fr. 620.-, Mesen Fr.350.- bis 450.-, Jährlinge Fr.180.- bis 250.-. Am besten stehen im Verhältnis die Schweinpreise. Am Ende des Jahres wurde Fr.2.- bis 2.10 das Kilo, Todgewicht bezahlt. 8-10 Wochen alte Ferkel galten Fr.80.- bis 90.- pro Paar. Auch die Schlachtviehpreise stehen tief. Wurstkühe Fr.1.- bis 1.40 das Kilo, Junge fette Ochsen Fr 2.15 bis 2.30 das Kilo. Obwohl der Bauer mit dem Ernteertrag zufrieden sein kann, so sind diese Produktenpreise ungenügend und nur eine sehr bescheidene Entschädigung für die grosse Arbeit des Bauern. Obwohl auch andere Erwerbsstände durch Arbeitslosigkeit oder durch Geschäftsrückgang zu leiden haben, so wird doch der Bauer weitaus am meisten von der Krise heimgesucht. Nur ein festes Gottvertrauen mit der Bereitwilligkeit zur möglichsten Selbsthilfe bildet den Hoffnungsanker über diese schwere Zeit. Eine zeitgemässe Umstellung im bäuerlichen Betrieb, vorab durch vermehrte Selbstversorgung und durch Verminderung der angewöhnten entbehrlichen Lebensbedürfnisse und überhaupt durch bestmögliche Ausnützung aller betriebswirtschaftlichen Vorteile ist die erste Forderung. Darum sei auch in Zukunft die Lösung: Und droht der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden, nur unverzagt auf Gott vertrauen, es muss doch Frühling werden.

1934
Das verflossene Jahr war wieder für den Bauer in betriebswirtschaftlicher Hinsicht nicht günstig. Das Sinken der Produktenpreise machte weitere Fortschritte und erfasst mehr oder weniger alle landwirtschaftlichen Produkte. Leider folgen die Produktionskosten nicht im Verhältnis. Zeitkühe im Mittel Fr.450.- bis 550.-, Mesen Fr.280.- bis 450.-, Jährlinge Fr.120.- bis 250.-. Schweine Fr.1.50 das Kilo, Totgewicht. Junge Schweine sehr billig. Kartoffeln Fr.11.- per 100 Kilo. Die Heuernte fiel unter dem Mittel aus, teils infolge der Trockenheit, teils durch Engerlingsschäden. Ebenso die Emdernte. Das Getreide lieferte einen mittleren Ertrag. In Kartoffeln war die Ernte im Allgemeinen befriedigend. Besonders ertragreich waren die Obstbäume und zwar alle Arten. Die Preise standen tief. 25 bis 30 Rappen das Kilo 1a Standard Lager-Tafeläpfel. Mit diesen zum Teil unter Vorkriegszeit stehenden Produktenpreise einerseits und den verhältnismässig hohen Produktionskosten bleibt eine finanzielle Entschädigung für die grosse Arbeit des Bauern weniger als bescheiden. Ein festes Gottvertrauen, ein fester Wille zur möglichen Selbsthilfe und frischer Mut zum Trotz wird auch für das künftige Jahr dem Bauern von Nöten sein.  

1935 
Im Jahr 1935 ist endlich die rückläufige Bewegung der landwirtschaftlichen Produktenpreise zum Stillstand gekommen. Zum Teil ist erfreulicherweise eine kleine Festigung der Preise eingetreten. Zum Teil ist dies durch staatliche Massnahmen erwirkt worden. Auch die Rückbildung der Überproduktion an viehwirtschaftlichen Produkten auf eigene Futterbasis hat Fortschritte gemacht. In Bezug auf die Erträge ist zu sagen, dass dieselben mittelmässig bis gering waren. Das Heu geriet gut, das Emd dagegen fiel infolge der Trockenheit und zum Teil durch Engerlingsschäden (Junikäfer) sehr spärlich aus. Kartoffeln und Getreide ziemlich gut. Obst gab es sehr wenig. Die mittleren Produktenpreise waren, Zeitkühe Fr. 650.- bis 700.-, junge Kühe Fr.700.- bis 800.-, fette Rinder und Ochsen bis Fr.1.30 das Kilo, Lebendgewicht, Schweine Fr. 1.70 das Kilo, Schlachtgewicht. Im Ganzen genommen war also das verflossene Jahr in finanzieller Hinsicht gleich wie das Jahr 1934. Den Ausfall an Obst deckten annähernd die besseren Viehpreise. Politisch zeichnete sich dieses Jahr durch viele kant. und eidg. Wahlen und Abstimmungen aus. Der kleine Rat, der Nationalrat und Ständerat wurden dieses Jahr neu bestellt. An Abstimmungen war es das Verkehrsteilungsgesetz (Auto und Bahn) und die Kriseninitiative. Beide wurden verworfen. Zwischen Italien und Abessinien ist der Krieg ausgebrochen. (Abessinien: frühere Bezeichnung für Äthiopien)

1936
Ein überaus milder Winter leitete dieses Jahr ein. Auch die Vegetation im Frühling setzte ziemlich früh ein, wurde aber noch im April und Mai durch nasskaltes Wetter und Frost aufgehalten. Den ganzen Sommer über hielt das nasse, kühle Wetter an. Die Folge davon war, dass das Heu und Emd grosse Erträge lieferte, dagegen lässt die Qualität zu wünschen übrig. Auch der Obstertrag stand unter dem Mittel. Ebenfalls die Kartoffeln und das Getreide. Charakteristisch für die gewaltigen Niederschläge um Mitte Juli war, dass der See auf Foppas während der ganzen Bergheuung überlief, wie im Frühling bei der Schneeschmelze.
Die Preisgestaltung der landw. Produkte haben sich in diesem Jahr etwas erholt und sind wie folgt im Mittel: Zeitkühe Fr.700.- bis 900.-, Mesen Fr.500.- bis 700.-, Jährlinge Fr.350.- bis 500.-, Ochsen und Rinder Fr.1.40 das Kilo, Lebendgewicht, Schweine Fr.2.- das Kilo, Totgewicht, Schafe Fr.1.20, Lebendgewicht, Lager-Tafeläpfel 40 bis 50 Rappen das Kilo, Kartoffeln Fr.13.- bis 15.- pro 100 Kilo, Alpbutter Fr.3.80 bis 4.- das Kilo und Käse Fr.1.30 das Kilo. Die Erholung der Preise berechtigt den Bauer, mit Zuversicht dem kommenden Jahr entgegen zu sehen. Am 26. September dieses Jahres wurde der Schweizerfranken um 30% abgewertet. Die Folgen sind schon jetzt, durch eine Exportbelebung und vermehrte Fremdenindustrie, spürbar. Infolgedessen ist in gewissen Branchen die Arbeitslosigkeit zurückgegangen. Der Italienisch-Abessinische Krieg hat im Mai-Juni zu Gunsten Italiens seinen Abschluss gefunden. In Spanien herrscht seit einigen Monaten ein furchtbarer Bürgerkrieg. Kommunismus gegen Katholizismus.

1937
In wirtschaftlicher Hinsicht hielt das verflossene Jahr das, was es im Anfang hoffen liess. Das Jahr 1937 brachte in den meisten Orten grosse Ernten. In Heu, Emd, Kartoffeln und ganz besonders beim Obst gab es Rekordernten. Hier und im weiten Umkreise aber vermochte das gute Wachswetter nicht zu kommen, da das abnormal starke Auftreten der Engerlinge das Wachstum behinderte und in grossen Flächen vollständig aufhob. Emd gab es daher kaum 1/3 des Normalertrages. Die Produktionspreise waren mit Ausnahme des Obstes befriedigend. Es galten folgende Mittelpreise: Zeitkühe Fr.800.- bis 1000.-, Mesen Fr. 500.- bis 600.-, Jährlinge Fr.300.- bis 500.-, Rinder Fr.1.40 bis 1.45 das Kilo, Lebendgewicht, Schweine Fr.2.- das Kilo, Totgewicht, Kartoffeln Fr. 12.- bis 13.- pro 100 Kilo, Tafelobst 22 bis 25 Rappen das Kilo. Im Grossen und Ganzen war also das Jahr 1937 für den Bauer in wirtschaftlicher Beziehung befriedigend, sodass ihm die Arbeit und die Mühe auch mit bescheidenem zeitlichem Lohn gesegnet waren. Der Dank gebührt nebst dem Schöpfer den landwirtschaftlichen Führern und Organisationen für ihre erfolgreiche Arbeit im Dienste der Bauernsache.

1938
Das Jahr 1938 war durch ausserordentliche politische Unruhen beherrscht. Dem Machthunger des Nationalsozialismus Deutschlands fiel im März Österreich und im September das Gebiet der Sudeten zum Opfer. Das Letztere führte am Rande eines Weltkrieges vorbei. Im Schweizerland ist durch diese Ereignisse eine Umstimmung im Begriffe, in diesem Sinne, dass eine materielle und geistige Landesverteidigung als eine Notwendigkeit von allen Parteien anerkannt, und dass überhaupt der vaterländische Gedanke mehr zur Geltung kommt. Die Lage des Arbeitsmarktes war dieses Jahr besser. Weniger erfreulich war die Entwicklung auf landw. Gebiet. Eine Überproduktion in Vieh und Milch, die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche im Unterlande bewirkte eine weitere Reduktion der Preise auf Milch und Vieh. Der Milchpreis musste um 2 Rappen gesenkt werden. Zeitkühe Fr.600.- bis 800.-, Mesen Fr.400.- bis 500.-, Jährlinge Fr.250.- bis 320.-, Schweine Fr.2.- das Kilo, Schlachtgewicht. Heu, Emd und Kartoffelernte waren normal. Das Getreide brachte eine Vollernte.

1939
Das politisch sehr bewegte Jahr 1939 brachte am 31. August den Krieg. Derselbe begann anfänglich zwischen Deutschland und Polen, zog aber infolge des Garantiepaktes die Westmächte England und Frankreich hinein. Auch Russland als Verbündeter Deutschlands drang in Polen ein und besetzte einen grossen Teil davon. Vom 1. Dezember an kämpfte Russland gegen Finnland. Das heldenhafte Finnland kämpft verzweifelt gegen das grosse Russland. Alle Staaten Europas stehen in Gefahr, in den Krieg hineingezogen zu werden. Für das Jahr 1940 stehen grosse politische Wendungen bevor. Das verflossene Jahr war auch für den Schweizer Bauer ein schweres Jahr. Das ganze Jahr hindurch führte die Maul- und Klauenseuche ein scharfes Regiment. Annähernd der ganze Viehbestand unseres Kantons wurde im Laufe des Sommers schutzgeimpft und zwar mit Erfolg. Infizierte Bestände wurden fast alle geschlachtet. Das Wetter war diesen Sommer und Herbst ausserordentlich niederschlagsreich. Futter gab es hier reichlich. Korn und Kartoffeln im Allgemeinen eine Mittelernte. Die Preise für landw. Produkte waren folgende:Zeitkühe Fr.800.- bis 900.-, Schweine bis Fr. 2.40 das Kilo, Schlachtgewicht, Schafe Fr.2.50 das Kilo, Schlachtgewicht, Kartoffeln Fr.15.- bis 16.- pro 100 Kilo.

1940
Das Jahr 1940 stand im Zeichen der Intensivierung und Ausweitung des Krieges. Norwegen, Dänemark, Belgien, Luxemburg, Holland und Frankreich sind durch die Deutschen besiegt. Jetzt geht der Kampf von Deutschland und Italien gegen England und Griechenland. Der Abschluss des Krieges steht noch in weiter Ferne, ebenso ist deren Ausgang ungewisser als je. Für alle Staaten Europas wird das kommende Jahr ein schweres Jahr sein. Immer mehr beginnen sich die Folgen des Krieges auch in unserem Lande bemerkbar zu machen, besonders in wirtschaftlicher Hinsicht. Die Felderträge befriedigten, abzüglich der bedeutenden Engerlingsschäden. Die Preise für die Produkte waren ausgenommen die Viehpreise zeitentsprechend, auch fanden sie schlanken Absatz. Rinder und Kühe galten im Mittel Fr.800.- bis 1`000.-, Schweine Fr. 2.80 bis 2.90 das Kilo, Schlachtgewicht, Kartoffeln Fr. 16.- bis 17.- pro 100 Kilo, Weizen 42 bis 44 Rappen das Kilo, Tafeläpfel 35 bis 40 Rappen das Kilo.

1941
Das Jahr 1941 brachte leider noch nicht das Kriegsende, im Gegenteil erfuhr derselbe eine weitere Ausweitung. Im Juni brach der Krieg zwischen Deutschland und Russland aus und gegen Ende des Jahres begann derselbe im pazifischen Ozean mit Japan und den Vereinigten Staaten. Unter diesen Umständen ist ein Ende dieses ungeheuren Weltkrieges nicht abzusehen. Glücklich sind wir, dass die Vorsehung unser kleines Land bis heute von der Kriegsnot verschont hat. Dass wir vom internationalen Verkehr immer mehr eingeengt werden, bewirkt immer fühlbarere Schwierigkeiten in wirtschaftlicher Hinsicht. Doch ist das kein Vergleich mit einem Krieg. Für die Landwirtschaft hat sich, freilich infolge Kriegsbedingtheit, die Lage bedeutend erholt. Zum schlanken Absatz der Produkte haben sich die Preise erholt.
Die Erträge waren im Mittel: Zeitkühe Fr.1`000.- bis 1`400.-, Schweine Fr.3.50 das Kilo, Schlachtgewicht, Schafe Fr.3.80 das Kilo, Schlachtgewicht, Kartoffeln Fr.18.- bis 20.- pro 100 Kilo, Weizen 46 bis 48 Rappen das Kilo. Die Holzpreise sind auch bedeutend angestiegen.
Der Bauer hat also allen Grund der göttlichen Vorsehung dankbar zu sein. Dieses Jahr wurde am 1. April die Darlehenskasse Rhäzüns, Raiffeisen gegründet.    

1942
1942 war im Grossen und Ganzen ein gutes Erntejahr. Besonders gut sind die Ackerprodukte geraten. Eine mässige Heu- und Emdernte und ein vermehrter Ackerbau bedingten einen merklichen Abbau im viehwirtschaftlichen Sektor. Absatz und Preise waren gut. Zeitkühe galten im Mittel Fr.1`300.- bis 1`500.-, Schweine Fr.3.90 das Kilo, Schlachtgewicht, Schafe Fr.4.80 das Kilo, Schlachtgewicht, Kartoffeln 20 Rappen das Kilo, Weizen 52 Rappen das Kilo, Tafeläpfel 50 bis 60 Rappen das Kilo. Die Rentabilität in der Landwirtschaft hat sich allerdings nur kriegsbedingt gebessert. Der Krieg tobt noch mit unverminderter Heftigkeit.

1943
Das Jahr 1943 wird infolge verschiedener Ereignisse als besonderes Schicksalsjahr in Erinnerung bleiben. Der Krieg ist noch näher an unser Land herangerückt, was uns zu erhöhter Bereitschaft und neben dem üblichen Militärdienst am 9. September eine teilweise Mobilisation erforderte, nachdem der Krieg in Italien übergegriffen hat. In wirtschaftlicher Hinsicht stand dieses Jahr für unsere Gegend, infolge grosser Trockenheit und Engerlingsfrass, unter dem Mittel. Einzig die Heuernte lieferte einen mittleren Ertrag. Die Viehpreise waren anfänglich nicht gut, besserten aber rasch. Junge Kühe und Zeitkühe Fr.1`200.- bis 1`300.-, Schafe Fr.5.20 das Kilo, Schlachtgewicht, Tafeläpfel 40 Rappen das Kilo, Weizen 52 Rappen das Kilo. Wir beschliessen das Jahr mit der Hoffnung, dass das kommende Jahr das Ende des Krieges bringen werde. Komme, was kommen mag, wir legen alles in Gottes Hand.

1944
Der Krieg dauerte auch dieses Jahr mit gesteigerter Heftigkeit und Grausamkeit fort. Für Deutschland und Japan bedeutet es nunmehr ein letztes verzweifeltes Ringen. Auch für unser Land galt es jederzeit in Bereitschaft zu stehen, in wehr- und wirtschaftlicher Hinsicht. Das Jahr 1944 war in wirtschaftlicher Hinsicht nicht besonders günstig. Die heftige Trockenheit und das abnormal starke Vorkommen des Engerlings bedingten eher schwache Ernten. Besonders schlecht schnitten die Heu- und Emdernten ab. Getreide und Kartoffeln vermochten eine Mittelernte zu geben. Die Preise variierten nur wenig denjenigen vom Jahr 1943 ab. Bis heute hat die Vorsehung unser Land wieder von Kriegsnot verschont und dafür wollen wir dankbar sein. Wir dürfen die Hoffnung haben, dass endlich das Jahr 1945 der Welt den Frieden bringen werde. 

1945
Als ganz besonderes Ereignis dürfen wir im kurzen Jahresrückblick 1945 die Beendigung des Weltkrieges am 8. Mai dieses Jahres registrieren. Auch mit Japan konnte der Krieg 2 Monate nachher liquidiert werden. Der Endsieg mit der unbedingten Kapitulation des Feindes fiel wie erwartet den Verbündeten Nationen, Amerika, England und der Sowjet-Union, zu. Nun sind die Grossen daran, die Welt vom Krieg zum Frieden zu leiten. Ein recht schwieriges Problem. Auch unsere Hauptaufgabe in den Kriegsjahren, die Bewachung unserer Grenzen ist damit erfüllt. Am 20. August fand die Aktivdienstleistung ihren formellen Abschluss. Das verflossene Jahr befriedigte auch im wirtschaftlichen Verlauf recht ordentlich. Der Heuertrag war recht gut. Die Trockenheit von Juli-August beeinträchtigte das Emd-Wachstum. Es musste frühzeitig genommen werden, sodass der Ertrag vielleicht ¼ einer Vollernte ausmachte. Dagegen konnte ein dritter Schnitt die Sache etwas aufbessern. Das Getreide brachte eine mittlere Ernte, Kartoffeln eine mittlere und das Obst fast keinen Ertrag. Die Preise: Kühe / Rinder Fr. 1`500.-, Schafe Fr. 5.70 das Kilo, Schlachtgewicht, Schweine Fr. 4.80 das Kilo, Schlachtgewicht, Kartoffeln Fr. 21.- pro 100 Kilo.

1946
In wirtschaftlicher Hinsicht dürfte das verflossene Jahr im Allgemeinen befriedigen. Die Felderträge waren bei Heu und Emd und Obst recht gut. Gerste und Hafer befriedigten auch, dagegen liess die Kartoffel- und Weizenernte vielerorts zu wünschen übrig. Die Produktenpreise erfuhren entsprechend den erhöhten Produktionskosten eine Erhöhung. Kühe und Rinder zahlten im Mittel Fr. 1`700.- bis 2`000.-. Die Milch erfuhr einen Aufschlag von 3 Rappen, Kartoffeln galten Fr. 20.- bis 30.- pro 100 Kilo, Schlachtschafe Fr. 5.40 bis 5.80 das Kilo, Schlachtgewicht, Schweine Fr. 4.85 das Kilo, Schlachtgewicht, Tafeläpfel bis 45 Rappen das Kilo. Der Frühling und Herbst zeichneten sich durch lange Schönwetterperioden aus. Den Sommer über fiel ziemlich viel Niederschlag. Obwohl mehr als 1 ½ Jahr seit Kriegsende verstrichen, so herrschen noch viel Leid und Elend in den meisten Ländern. Auch von einem wirklichen Weltfrieden kann noch nicht die Rede sein. Im Vergleich zu den meisten Ländern geht es uns sehr gut. Wir haben noch heute Grund genug dem Lenker aller Geschicke zu danken.   

1947
Ein recht gutes Erntejahr. Ausnahmsweise wurden wir nicht in dem Masse von der Trockenheit betroffen wie weite Gegenden des Unterlandes. Die Erträge des Bodens waren seit mehreren Jahren nicht mehr so gross. Auch die Preise der landw. Produkte sind befriedigend. Ein schwieriges Problem bildet die Beschaffung der fremden Arbeitskräfte. Ohne massive Einreisen von Italien wären wir schlecht bestellt. Es wurden auch Pferde für die Zugarbeit angeschafft. Produktenpreise: Kühe, Zeitkühe Fr. 1`600.- bis 2`000.-, Schweine Fr. 4.85 das Kilo, Schlachtgewicht, Milch 46 Rappen je Liter.

1948
Der Sommer 1948 war der Gegensatz von 1947. Statt eines ausgesprochenen Sonnenjahrs hatten wir einen richtigen Regen- und Kaltsommer vom 20. Juni an. Der Heu und Emdertrag war, ausgenommen in Höhenlagen, sehr gut. Es konnte verhältnismässig ein gutes Futter eingebracht werden. Das Getreide dagegen fiel unter dem Mittel aus. Die Kartoffeln brachten eine mittlere Ernte. Ein denkbar schlechter Sommer war es für die Sömmerung in den Alpen für Menschen und Tiere. Die Preise waren befriedigend. Kühe und Rinder im Mittel Fr. 1`500.- bis 1`900.-. Auch die übrigen Preise blieben ziemlich stabil. Die Produktionskosten sind eher gestiegen. Obst gab es viel, besonders Tafeläpfel.  

1949
Im Grossen und Ganzen kann der Bauer auf das verflossene Jahr mit Befriedigung zurückblicken. Obwohl der Nachsommer und Herbst ausserordentlich trocken waren, vermochte der Ausfall einer guten Emdernte, dank der sehr guten Heuernte, keinen grossen Schaden zu bewirken. Allerdings musste auch ein Ertragsmanko bei Kartoffeln und Getreide in Kauf genommen werden. Immerhin ist die Raufutterversorgung ziemlich gesichert. Auch stehen wieder genügend vollwertige Kraftfuttermittel zur Verfügung. Überhaupt lässt sich eine ziemlich fortschreitende Aufblühung der landw. Produktionsmittel konstatieren. Bereits zeichnet sich ein gewisser Druck auf die landw. Produktionspreise ab. Zeitkühe und Kühe galten im Mittel Fr. 1`700.- bis 1`900.-, Mesen Fr. 900.- bis 1`200.-, Jährlinge Fr. 600.- bis 850.-, Schweine Fr. 4.- das Kilo, Totgewicht, Schafe Fr. 5.- das Kilo, Kartoffeln Fr. 23.- bis 26.- pro 100 Kilo. Obwohl der Export, teils infolge der Abwertung in den umliegenden Ländern, wenig in Erscheinung getreten ist, war der Viehhandel recht befriedigend. Dank den grossen Raufuttermengen im Unterland wurde zur Auffüllung der derzeitigen Bestände viel Vieh gebraucht. Zum Teil müssen die Rehagenten der Tuberkulosenbekämpfung ersetzt werden.