26. Pfarrhäuser / Chasas da pervenda

Altes Pfarrhaus: Baugeschichte: Das alte Pfarrhaus wurde um die Wende des 16./17. Jahrhunderts errichtet. Das Haus diente bis 1910 als Pfarrhaus und der nördlich dem Pfarrhaus angefügte Holzbau bis 1859 als Schulhaus. Die Anlage diente als eigentlicher „Pfarrhof“, d. h. die Hauptpfründe (Haupteinkünfte) des jeweiligen Pfarrherrn bestand in der zinsfreien Bewirtschaftung des Hofes samt zugehörigem Wies- und Ackerland, Baumgärten und wohl auch etwas Wald. Als eines von wenigen Häusern überstand das alte Pfarrhaus die Dorfbrände von 1899, 1902 und 1903 unversehrt. Nachdem das neue Pfarrhaus 1910 errichtet worden war, wurde das alte Pfarrhaus verkauft. Als es 1978 erneut zum Verkauf ausgeschrieben wurde, kam der Wunsch auf, das Haus in die öffentliche Hand zu bringen um es etwa als Museum umzufunktionieren. Man wollte sich (der historischen Bedeutung des Gebäudes entsprechend und nachdem auch die Denkmalpflege es als erhaltenswert eingestuft hatte) nicht damit abfinden, dass es jetzt vielleicht modern renoviert oder gar abgerissen werde, „nachdem es sämtliche Dorfbrände, die Spanier, den Jenatsch, die Franzosen etc. heil überstund“. Erfolg war diesem Unterfangen nicht beschieden, aber immerhin präsentiert sich das alte Pfarrhaus auch nach der Restauration in seiner alten Form.

   
1947 Pfarrhof / Cuort dalla chasa pervenda veglia via S. Paul.  (Sammlung chrsp.)


Heute Eigentümerin Elfrieda Kunz (Sammlung chrsp.)

Neues Pfarrhaus: das neue Pfarrhaus wurde im Jahr 1910 errichtet. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Pfarrherren die Notwendigkeit eines Neubaus betont. Ja, die Sache ging so weit, dass das alte Haus mit als Grund für die schwierige Suche nach einem Nachfolger für Pfarrer Ulrich Balthasar Camenisch (1818-1892) angesehen wurde. So schrieb das bischöfliche Ordinariat am 11. September 1893 an den Rhäzünser Gemeinderat, man wolle „nicht unterlassen, ausdrücklich zu bemerken, dass es im Interesse der Gemeinde sein wird, innert drei Jahren eine standesgemässe Pfarrwohnung in der Nähe der Kirche zu erstellen, wenn die Gemeinde nicht wieder einer abermaligen Vocatur entgegengehen will.“

Als die Gemeinde kurz darauf definitiv entschied, das Einkommen des Pfarrers auf Fr. 1200.- anzuheben und ein neues Pfarrhaus zu errichten, hat die Kurie gar „aus freiem Willen der Pfarrei alternatim (d. h. abwechslungsweise) das Jus patronatur (Pfarrwahlrecht) zugesprochen“.Ab diesem Zeitpunkt konnte die Pfarrwahl also abwechselnd von der Kurie und von der Pfarrei Rhäzüns vorgenommen werden.

Pfarrarchiv/Archiv parochial: Das neue Pfarrhaus wurde in den 70er-Jahren renoviert. Ebenfalls wurde in diesem Zusammenhang im Kellergeschoss das heutige Pfarrarchiv eingerichtet. Eine weitere Renovation erfolgte 1986.1 


Pfarrhaus: Sammlung chrsp.