21. Restaurationsschrift zur Kirche Sogn Paul

Ein beachtlicher Bestand der hoch- und spätgotischen Wandmalereien hat sich in der Kirche St. Paul erhalten. Zudem sind im Zuge der Bauforschungen bei der Gesamtrestaurierung in den Jahren 1988 bis 1992 bedeutende Neufunde gemacht worden.1

 

Wahl der Restaurationskommission

Nun ist es soweit; ein bedeutendes Anliegen unserer Dorfbevölkerung ist in Erfüllung gegangen, d. h. die dringend notwendige Restaurierung unserer schmucken Friedhofkirche St. Paul konnte in die Wege geleitet und durchgeführt werden. Der erste Schritt hierzu erfolgte mit der Wahl der Restaurationskommission St. Paul durch die Kirchgemeindeversammlung vom 2. Dezember 1987.2


Bündner Zeitung, 29. Juli 19883 

(Folgende Texte wurden aus der Restaurationsschriftübernommen)

Abklärungen – Bittbriefe – Krediterteilung usw. Nach Abklärungen der Bedürfnisse und Wünsche wurde ein Projekt ausgearbeitet und ein Kostenvoranschlag erstellt. Beim Vorliegen des Kostenvoranschlages war sich die Restaurationskommission St. Paul gleich bewusst, dass die Kirchgemeinde Rhäzüns diese Restaurierung, trotz Zusicherung von Subventionen durch Bund und Kanton, aus eigener Kraft nicht bewältigen konnte, und wir waren dringend auf zusätzliche finanzielle Hilfe angewiesen. Demzufolge setzte die Restaurationskommission St. Paul verschiedene Aktivitäten in Gang, z. B. wurden Trauerkarten zum Kauf angeboten aber auch Bittbriefe an die Dorfbevölkerung, an auswärtige Rhäzünserinnen und Rhäzünser in der Schweiz aber auch in Europa, ja sogar nach Amerika versandt. Auch wohltätige Institutionen erhielten unseren Bittruf. Die Antwort war derart spontan und erfreulich, dass im Anschluss an die Aussenrestaurierung im Jahre 1988 (Krediterteilung am 18. Mai 1988) auch die Innenrestaurierung (Krediterteilung am 25. Oktober 1989) in die Wege geleitet werden konnte. Das Ziel der Restaurationskommission S. Paul war, eine sanfte Restaurierung durchzuführen, kein Erneuern, sondern ein Erhalten des Gebäudes, der Kirche S. Paul. Die Gesamtrestaurierung verlief ohne grössere Komplikationen.4

Aussen- und Innen-Restaurierung

Durch den guten Abschluss der Aussen-Restaurierung konnten die Vorbereitungen zur Innen-Restaurierung in Angriff genommen werden. Mit der Krediterteilung durch die Kirchgemeindeversammlung vom 25. Oktober 1989 wurde beschlossen, mit den Arbeiten im Frühjahr 1990 zu beginnen. Der Hauptanteil der Arbeit entfiel auf den Restaurator mit seinen Mitarbeitern. Alle Ausstattungsgegenstände wie Hauptaltar, Leinwandbilder der Seitenaltäre, diverse gerahmte Bilder, Statuen, Fahnen etc. wurden im Atelier des Restaurators gereinigt und instand gestellt. Eine grosse Bereicherung der Kirche, nebst der unteren Bildreihe an der Nordwand im Schiff, ist die Freilegung von mittelalterlichen Wandbildern aus dem Jahr 1432 im Chor, die zu einer der Vorgänger-Kirchen gehörten. Diese wurden bei den baugeschichtlichen Untersuchungen durch die kantonale Denkmalpflege freigelegt.

Auf grossräumige archäologische Grabungen wurde verzichtet, lediglich im Chor wurden an zwei Stellen kleinere Untersuche getätigt. An verschiedenen Stellen wurde der Steinplattenboden ergänzt. Die beiden Holz-Bodenfelder im Schiff mussten wegen Fäulnis, Pilzbefall und Wurmfrass ersetzt werden, ebenso der Boden in der Sakristei. Da aus konstruktiven Gründen eine Ausgrabung von 30 bis 40 cm erfolgen musste, wurden diese Bereiche baugeschichtlich untersucht. Auf Elektro-Heizung und -Beleuchtung wurde verzichtet, jedoch im Turm ein Elektrokasten mit diversen Anschlussmöglichkeiten installiert.

Das damalig gesetzte Ziel einer „sanften“ Restaurierung konnten wir sicher erfüllen. Es ist uns bestimmt gelungen, die geschichtliche Bedeutung zu erhalten, ja sogar zu erhöhen. Durch die Restaurierung ist uns bestimmt gelungen, den Raum zur Besinnlichkeit und Einkehr, für den er auch geschaffen wurde, neu zu beleben, ihm seine Bedeutung zurück zu geben. Es war eine schöne und lehrreiche Aufgabe, die ich zum Abschluss bringen durfte. Ich danke allen, die durch ihre Beihilfe, sei es durch Rat und Tat, oder durch den kleinsten oder grossen finanziellen Beitrag, zum Gelingen dieses Werkes beigetragen haben. Herzlichen Dank der ganzen Kirchgemeinde für ihr grosses Vertrauen, welches sie mir entgegen gebracht hat. In meinen Dank einbeziehen möchte ich für die gute Zusammenarbeit die Baukommission, die Denkmalpfleger Dr. H. Rutishauser und Dr. A. Wyss sowie den Restaurator Hr. Prof. O. Emmenegger und seine Mitarbeiter, alle Unternehmer und Handwerker, die durch ihre Arbeit zum Gelingen dieser Aufgabe beigetragen haben.6  Walter Burkhardt

Da die Restauration nach Plan verlaufen ist, und alle Probleme gelöst werden konnten, sowie die Finanzierung genügend ausreichte, konnte das Werk nach vierjähriger Restaurationszeit mit Erfolg Abgeschlossen werden.

 

Anerkennung und Dank

Wir freuen uns, dass die Gesamtrestaurierung unserer Friedhofkirche S. Paul nach rund 4-jähriger Restaurationszeit zufrieden stellend abgeschlossen werden konnte. Dabei möchten wir nicht unterlassen, allen ganz herzlich zu danken, die auf irgendeine Art und Weise zum guten Gelingen des Restaurationswerkes beigetragen haben. Nämlich dem Architekten, Herrn W. Burkhardt, dem eidgenössischen Experten der Denkmalpflege Herrn Dr. A. Wyss, der kantonalen Denkmalpflege, Herrn Dr. H. Rutishauser sowie dem Restaurator Herrn Prof. O. Emmenegger. In unsern Dank einschliessen möchten wir die politische Gemeinde Rhäzüns, welche die Dachschindeln für die Friedhofkirche gestiftet hat, die Schüler der Schule Rhäzüns, die Dorfvereine für ihre Darbietungen, die uns mit einem wunderschönen und ertragsreichen Bazar sowie durch Hilfeleistungen unterstützt haben. Auch dem Zivilschutz für die geschätzte Mithilfe. Den Wohltäterinnen und Wohltätern für die grosszügigen Spenden. Dem Bund und Kanton für die Subventionsbeiträge. Nochmals allen vergelt`s Gott. Die Restaurationskommission Sogn Paul dankt auch allen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern; diese Gesamtrestaurierung der Friedhofkirche Sogn Paul war für uns eine grosse Herausforderung und eine interessante Aufgabe, die wir dank ihrem Wohlwollen und ihrem Vertrauen erfüllen durften. Wir freuen uns, zusammen mit der ganzen Dorfbevölkerung am 20. September 1992 die Benediktion feiern zu dürfen und hoffen, dass unserer restaurierten Friedhofkirche Sogn Paul in Zukunft mehr Bedeutung zukommt.

Möge unsere, uns so vertraute Friedhofkirche Sogn Paul, noch weiteren Generationen erhalten bleiben, all unsere Gläubigen immer wieder zum Gottesdienst einladen und ihnen den erhofften Trost und viel Zuversicht schenken.7 Rhäzüns, August 1992, Kirchgemeinde Rhäzüns und Restaurationskommission Sogn Paul. Die Präsidentin Babina Bonorand-Cavelti

 

Erläuterungen des Architekten

Im Dezember 1987 durfte ich den Auftrag zur Planung und Ausführung der Aussen- und Innen-Restaurierung der Kirche Sogn Paul entgegennehmen. Es war mir bewusst, welch grosse Aufgabe mich bei der geschichtlichen Bedeutung dieser Kirche erwartete. Nach zahlreichen Gesprächen mit Baukommission, Denkmalpflege, Restaurator sowie diversen Detailabklärungen wurden die Grundlagen für die Restaurierung erarbeitet. Ende April 1988 konnte der Baukommission zu Handen der Kirchgemeinde der detaillierte Kostenvoranschlag übergeben werden. Nach eingehendem Studium des Kostenvoranschlages und Abklärungen der Finanzen wurde durch die Baukommission eine Restaurierung in 2 Etappen beschlossen.

 

Aussen-Restaurierung

Nachdem die Kirchgemeindeversammlung vom 18. Mai 1988 einer Aussen-Restaurierung zugestimmt hatte, musste umgehend mit den Vorbereitungsarbeiten begonnen werden. Ziel der Kommission: vor Winterbeginn, wenn möglich vor Allerheiligen, Abschluss der Aussen-Restaurierung. Am 12. Dezember 1988 konnte die Aussenrestaurierung mit der Schlussabrechnung abgeschlossen werden.8

 

Bauforschung als Grundlage und Ergänzung der Restaurierung

Es war ein wichtiges Anliegen der Kirchgemeinde Rhäzüns, anlässlich der Gesamtrestaurierung von 1988 bis 1992 dieses wertvolle Gotteshaus samt seiner gewachsenen Ausstattung integral zu erhalten. Ein wahrer Glücksfall, denn die Besitzer verzichteten auf jeden modernen Komfort, die Kirche ist weder mit Heizung noch mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet. Dieser dem Wert angemessenen weisen Zurückhaltung hatten sich auch die Archäologen und Denkmalpfleger zu unterziehen, auf eine eingreifende Flächengrabung im Kircheninnern wurde verzichtet. Nur an Stellen, wo bereits bei früheren Renovationen Boden- und Wandeingriffe erfolgt waren, wurden tiefer liegende Schichten freigelegt. Ausnahmen bildeten eng begrenzte Kontroll-Öffnungen im barocken Wandverputz des Schiffes und das Öffnen der vermutlich im 17. Jahrhundert vorgemauerten Ostwand der ältesten Kirchenanlage. Trotz der zurückhaltenden Teiluntersuchung konnten die Hauptaspekte der komplexen Baugeschichte von Sogn Paul geklärt werden. Zudem führte diese Methode zur Entdeckung bedeutender Wandbilder des 15. Jahrhunderts.9


Angebracht von Plasch Barandun, Veulden