14. Feuersbrünste

Brand vom Dezember 1898: im Dorfteil Curtgani, Rhäzüns: Haus und Stall von Gieri (dadens/dahinten), nähere Angaben nicht bekannt. (Ins Verzeichnis nicht aufgenommen)1

Brand vom 9. August 1899 im Dorfteil Curtgani, Rhäzüns: 32 Gebäude, davon 14 Wohnhäuser.

Brandbericht aus der Schweizerischen Feuerwehr-Zeitung: "Kurz nach Mitternacht, bei einem leisen Nieselregen und Windstille, brach im Stall hinter dem Gasthaus zum Weissen Kreuz Feuer aus. Das während Wochen sehr heisse und trockene Wetter hatte die Holzbauten im Dorfe gänzlich ausgedörrt. Ein Grossteil der Bevölkerung befand sich zu jener Zeit im Heuet auf den Maiensässen. Als die im Dorf verbliebene Bevölkerung mit Löschversuchen begann, hatte sich das Feuer bereits so sehr verbreitet, dass ihr Einsatz nichts mehr bewirken konnte. Es wird berichtet, dass der in der Nähe des Brandherdes vorhandene Hydrant – wie zwei Jahre zuvor in Zizers – nicht über genügend Druck verfügte. Herbeieilende Mannschaften aus den Nachbardörfern vermochten wegen mangelnden Wassers ebenfalls wenig auszurichten. Auch die „Landesspritze von Chur hatte mobil gemacht“, doch wurde in Schilderungen bemängelt, dass ihre Abfahrt merkwürdig spät erfolgt sei, weil „wegen des Postverkehrs der Fremdensaison die zur Fortbewegung nötigen Pferde nicht sofort beschafft werden konnten und man merkwürdigerweise keinen Extrazug der Rhätischen Bahn in Anspruch nahm“. 

In kurzer Zeit war der südöstliche Teil des Dorfes in Asche verwandelt: 14 Häuser und 11 Ställe, 2 Kühe, 3 Schweine und 1 Ziege verbrannten; nach anderer Quelle sollen gesamthaft 32 Gebäude den Flammen zum Opfer gefallen sein. Jedenfalls waren 37 Haushalte betroffen und an die 100 Personen obdachlos geworden. Der Schaden belief sich auf 168`889.-Fr ; 113`876.- Fr. bei Gebäuden, 33`252.- Fr.   beim Mobiliar, 7533.- Fr.  bei Viktualien (Lebensmitteln), 1`275.- Fr.  beim Vieh und 12`953.- Fr.  bei Heu und Stroh. Nur ein bescheidener Teil des Schadens war versichert, nämlich Werte in der Höhe von 29`931.- Fr. , was den FR (Der Freie Rätier, damalige Zeitung) veranlasste, in seinem Brandbericht abermals die schlechten Versicherungsverhältnisse anzuprangern. „Man wird nun natürlich wieder sammeln gehen und man wird steuern, gerne steuern, aber doch fragt man sich mit Unwillen: Sollte es denn wirklich nicht möglich sein, dafür zu sorgen, dass alle versichern können?“. Die Kollekte ergab 22`798.- Fr.  in bar und Naturalien im Wert von 3`200.- Fr. Den Wiederaufbau nach diesem Feuer dokumentiert ein Plan nach rationellem Muster."

 
Kopie aus einer Bündner Zeitung, 1899. Hinten links erkennbar: das damalige Schulhaus; rechts der Kirchturm 
Perspektive aus dem Bahnübergang Via Casti 


Spende aus Vignogn für die brandgeschädigten Rhäzünser Fr. 72.70 

Brand vom 28. November 1902, abermals im Dorfteil Curtgani, Gasthaus Rätus bis Gasthaus Alpenblick: 6 Wohnhäuser und 11 Familien waren betroffen.
Brandbericht zum Feuer vom 28.11.1902: "Nach den Feuersbrünsten von 1898 (in Verzeichnis nicht aufgenommen) und 1899 war dieser verhältnismässig kleine Dorfbrand der dritte einer Serie, die erst mit dem vierten und verheerendsten Brand von 1903 ihren Abschluss fand. Wiederum war von Brandstiftung die Rede".  Die Berichterstatter stellten diese Behauptungen jedoch in Zweifel, zumal „das ganze Dorf in bestem Frieden und Eintracht“ zu leben schien und jeder bestrebt war, „seinem Nächsten beizustehen“.  "6 Wohnhäuser brannten ab, 11 Familien waren davon betroffen. Der gesamte Schaden belief sich auf 31`183.- Fr.; 24`144.- Fr.  entfielen auf Gebäude, 4`306.- Fr. auf Mobiliar, 680.- Fr. auf Viktualien, 189.- Fr. auf Vieh und 1`862.- Fr. auf Heu und Stroh. Die Versicherungen entschädigten 13`363.- Fr., eine Kreissteuer ergab 6`885.- Fr., so dass nur noch ein relativ niedriger Schaden von 10`935.- Fr. ungedeckt blieb."

Brandbericht aus der Schweizerischen Feuererwehr-Zeitung: "Die Gemeinde Rhäzüns, Kant. Graubünden, ist innerhalb weniger Jahre schwer von Brandunglück heimgesucht worden. Im Dezember 1898, im August 1899 und im November 1902 brannte jedes Mal ein grosser Teil des stattlichen Dorfes nieder, ohne dass man jemals eine andere Ursache als Brandstiftung vermuten konnte. Das ist umso rätselhafter, als die Bewohner sehr einträchtig miteinander leben und jeder bestrebt ist, dem Nächsten beizustehen". 

 
1902: Rhäzüns, Davitg vor dem Brand (Sammlung chrsp.)

Brand vom 17. März 1903 im Dorfteil Davitg: 27 Gebäude, davon 14 Wohnhäuser, 23 Familien mit insgesamt 148 Personen wurden obdachlos. Der verheerende Brand forderte diesmal auch Menschenleben. Das Ehepaar Wettstein und eine im selben Haus wohnende ältere Frau konnten ihr Leben in letzter Minute mit einem Sprung aus dem zweiten Stock retten. Alle haben schwere Knochenbrüche erlitten. Erst danach gewahrte man, dass sich die beiden nur 6 Monate und 2 Jahre alten Kinder der Wettsteins noch im brennenden Haus befanden. Aber auch die wagemutigsten Rettungsversuche scheiterten. Als Joannes Mathias Giger-Fontana (1836-1907) mit einer Leiter zum Fenster hinein steigen wollte: „Da, ein furchtbares Krachen, ein Funkenregen, und das Haus stürzte in sich zusammen! Ein einziger entsetzter Schrei entfuhr den Lippen derer, die da wussten, dass hier zwei junge unschuldige Menschenleben elend in den Flammen umkamen, ohne dass es möglich gewesen wäre, sie zu retten“!   


1903: Rhäzüns Davitg nach dem Brand (Sammlung chrsp.)

      


Grosser Dorfbrand in Bonaduz vom 11. Juli 1908


 Bonaduz vor dem Dorfbrand (Sammlung chrsp.)


1908 Bonaduz nach dem Dorfbrand. 199 Gebäude, davon 83 Wohnhäuser wurden ein Raub der Flammen (Sammlung chrsp.)

Kollekte unter Rhäzünsern am Rosenkranzfest zugunsten der brandgeschädigten Bonaduzer:  Zuerst wurde die Vesper in der Kirche abgehalten, dann folgte eine  Prozession über die Via Baselga, Campeun und Senda nach Via Suro und wieder zurück zur Kirche. Anschliessend sang der Kirchenchor aus dem „Flurs alpinas“die beiden Lieder „Solemn ruaus“ (H. Pfeil / Fl. Camathias) und „L`amur patria“ (A.H. Neithard / G.H. Muoth) und sammelte für eine Kollekte zugunsten der brandgeschädigten Nachbarn aus Bonaduz.3

1941: Der Stall beim Lag Miert der Familien Geli Caliezi-Fetz und Phillip Caliezi-Camiu brannte vollständig nieder.

1940er-Jahre: Stall Obermühle, Stall Runcaglia, Stall Vieli, Stall Gieri Fetz in der Via Cascharia.4

1942: Sägerei Berger: In der Nacht vom 3. auf den 4. August 1942 wurde durch einen verheerenden Brand alles zunichte gemacht. Die Sägerei sowie teilweise auch umstehende Wohnhäuser wurden ein Raub der Flammen. Schon im Frühjahr 1943 konnte der Betrieb, nunmehr als reine Sägerei und Hobelwerk, wieder aufgenommen werden.5

1961 Februar: Wohnaus Casentieri: Um die Mittagszeit brach Feueralarm aus. Das Wohnhaus der Geschwister Casentieri-Fancinella (fargliuns Romaners, Papa pign) an der Via Davitg wurde zu einem Raub der Flammen.

1965 Oktober: Rhäzünser Mineralquelle: Während der Bauarbeiten für den neuen Abfüllbetrieb am heutigen Standort in Undrau brannte am 10. Oktober das alte Abfüllgebäude vollständig nieder. Die Produktion konnte erst ein Jahr später wieder aufgenommen werden. Die zwischenzeitliche Marktabsenz konnte kaum mehr wettgemacht werden, weshalb 1970 eine Betriebseinstellung erwogen wurde. Man entschloss sich aber zur (erfolgreichen) „Flucht nach vorne“.

1970 Frühling: Flurbrand Vegnas: Über die Mittagszeit wurden vom Dorf aus in Vegnas bei der Strassen-Abzweigung Runcalatsch Runcars Feuer und Rauch gesehen. Die Feuerwehr wurde alarmiert und es standen über die Mittagszeit genügend Feuerwehrleute zur Verfügung, die auch schnell bei der Brandstelle waren, so dass das Feuer schnell unter Kontrolle war und gelöscht werden konnte.    

1971: 14 August, Rhäzünser Alp sut: Die Vieh-Stallungen der Rhäzünser Alp sut brannten bis auf die Grundmauern nieder.

      
Photos: Isidor Camenisch (Sammlung chrsp.)

1974 November: Stall und Werkstatt von Giacum Caluzi-Decasper (1911-1986, Bildhauer) in der Via Suro brannten vollständig nieder.

1981: Das Wohnhaus von G. Tuor-Metzger in der Via St. Paul 1 fiel in den frühen Morgenstunden den Flammen zum Opfer. Die Bewohner-Familie Caduff-Caminada sprang noch rechtzeitig aus dem Bett, um zu flüchten.

1984 August: In der Nacht vom 1. auf den 2. August fiel das Wohnhaus der Familie Tomaschett-Caprez an der Via Casti 1 den Flammen zum Opfer. Die Familie konnte das Haus noch rechtzeitig verlassen.

1994: Der Kindergarten-Pavillon fing Feuer und musste ganz abgebrochen werden.

1994: 2. August, der Holz-Lagerplatz der Sägerei Berger: Am helllichten Nachmittag wurde das ganze Holzlager der Firma F. Berger beim Bahnhof Rhäzüns zu einem Raub der Flammen, ausgelöst von Kindern, welche mit 1. August-Feuerwerkskörpern spielten. (Die Bahnuhr zeigt 15.20 h.)6 M.s.u. 46. Geschichte der Dorfsägerei und Kornmühle. 

      
Photo: Elisabeth Brühwiler-Ackermannk (Sammlung chrsp.)