58. Zeittafel (1. Teil, 13'000 v. Chr. - 1669 n. Chr.)

2. Teil, 1670-1899    -   3. Teil, 1900-1942    -   4. Teil, 1943-1999    -   5. Teil, 2000-2018

„Was sollen die alten Zeiten, mich interessiert, was heute läuft‘, denkt sich vielleicht mancher Leser. Ein altes Sprichwort von Konfuzius belehrt uns aber eines Besseren: ‚Erzähle mir die Vergangenheit, und ich werde die Zukunft erkennen!“ 

Deshalb erst recht ein Blick zurück in die grauen Vorzeiten:         

13-10`000 vor Chr

  • Gewaltige Bergstürze vom Casons, Kunkels und Calandamassiv. Diese Bergstürze formten ursprünglich unsere Landschaft und bilden das Fundament, auf dem wir heute wohnen und leben. M.s.u. 2. Bergstürze, Geologie, Geographie und Verkehrsgeschichte

3000 vor Chr.

  • Während rund 4800 Jahren, von 3000 v. Chr. bis ca. 1800 n. Chr., zogen die Menschen von Süden nach Norden und umgekehrt  – über den Hinterrhein bei der St. Georgskirche vorbei durch das Dorf Rhäzüns; von hieraus stieg man –die Felsenge meidend – über Runcaglia zum Heinzenberg und weiter nach Italien. Man kann annehmen, dass, als die ersten Menschen vor ca. 4000/5000 Jahren durch unser Gebiet zogen, eine Stammgemeinschaft wegen des milden Klimas hier geblieben ist. M.s.u. 2. Bergstürze, Geologie, Geographie und Verkehrsgeschichte

2000-800 v. Chr.

  • Archäologische Funde schon aus der urgeschichtlichen Zeit weisen darauf hin, dass das Gebiet von Rhäzüns bereits damals besiedelt war. So fand man in den Höhlen am Calanda eine Herdstelle mit Keramik aus der Jungsteinzeit (ca. 2000 v. Chr.). Die Bronzezeit (ca. 2000-800 v. Chr.): im Schlossgraben von Rhäzüns kam ein Fragment eines Randleistenbeils zutage. M.s.u. 8. Funde in Rhäzüns: Münzen, Siegel, Taler, Fragmente usw

1800-800 v. Chr.

  • In verkehrsgeschichtlicher Hinsicht ist das Gebiet (heutige Bezirk Imboden) von grosser Bedeutung, da sich in seinem Raum die Abzweigung der Lukmanierroute von der so genannten „Untere Strasse“ (die Italienische Strasse, der Weg zum Splügen und San Bernardino) vollzieht, die schon durch die spätrömischen Itinerarien belegt ist. M.s.u. 2. Bergstürze, Geologie, Geographie und Verkehrsgeschichte

1500 v. Chr. – ca. 500 n. Chr.        

  • Die römische Zeit (1500 v. Chr. – 500 n. Chr.): Das mächtige Volk aus dem Süden wusste vor allem die Alpenübergänge zu schätzen, um Rätien und Europa zu erobern. In Rhäzüns lässt sich zwar keine Besiedlung nachweisen, aufgrund von Einzelfunden – Münzen in Rhäzüns und Ems, und Sigilaten in Felsberg – kann man aber doch annehmen, dass nur schon wegen der vorhandenen Strassen eine Besiedelung ausser Frage steht. „Die Ewigkeit ist eine Frage der Zeit“ (Ulrich Erckenbrecht). M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns

 800-500 v. Chr.

  • Aus der älteren Eisenzeit (ca. 800-500 v. Chr.) fand man in Felsberg eine sehr schöne Hallstattschale, während sich auf dem Bot Panadisch bei Bonaduz ein Grab aus der jüngeren Eisenzeit (ca. 500 v. Chr.) fand. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns  

Jahr 0

  • Geburt von Jesus Christus „Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben“. (Unbekannt)

30 n. Chr.

  • Der hl. Paulus (Kirche St. Paul) Paulus von Tarsus: Bedeutendster urchristlicher Theologe. In seinen Briefen betont er die zuvorkommende Liebe Gottes durch Jesus Christus, die das jüdische Gesetz als Heilsweg überflüssig gemacht habe und allen Menschen zugutekommen soll. M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul
  • 33 n. Chr. Die Kreuzigung von Jesus: M.s.u. 18. Entstehung und Entwicklung des Christentums in den Pfarreien der Region

333 n. Chr.

  • Die Römer brachten uns nicht nur ihre Sprache, das Latein, aus dessen Vermischung mit der Sprache der „Ureinwohner“ sich schliesslich die neue romanische Muttersprache bildete, sondern auch ihre Kultur und als kostbarstes Geschenk die christliche Heilsbotschaft. Nachdem die neue Religion von Kaiser Konstantin 333 in einem Edikt anerkannt worden war, breitete sie sich rasch aus, nicht nur im römischen Stammland, sondern auch in den Provinzen des Reiches. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

350 n. Chr.

  • Die Geschichte des hl. Georg: Was nun die Legende des „hl. Ritters Georg“ angeht, so lebt dieselbe heute noch folgendermassen im Munde des Volkes weiter und ist sogar im alten Kirchenbuch in Feldis nachzulesen. Von den Arianern vertrieben, flüchtete er um die Mitte des 4. Jahrhunderts über die Alpen, fand im alten Rätien Schutz und Aufnahme und war in unserm Lande besonders tätig für die Ausbreitung des Christentums. (Der Drache, den er augenscheinlich bekämpft, steht sinnbildlich für den Unglauben, gegen welchen er ankämpfte.) M.s.u.18. Entstehung und Entwicklung des Christentums in den Pfarreien der Region

 451 n. Chr.  

  • Wir wissen, dass in Chur schon 451 ein Bischof residierte, und so dürfen wir annehmen, dass auch das Gebiet von Rhäzüns schon damals auf die eine oder andere Weise christianisiert war. M.s.u. 30. Die Entstehung 

 536 n. Chr.

  • Dann ging das Römerreich im Sturme der Völkerwanderung unter, und wir wissen über die folgende Zeit nicht allzu viel, erfahren aber, dass die Provinz Rätien ca. 536 an die Franken überging. Da das Zentrum des Frankenreiches jedoch im Westen lag, konnte das rätische Alpenland zu einer halbselbständigen Provinz werden. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

 773 n. Chr.

  • Mitte des 8. Jahrhunderts kam im Frankenreich die Familie der Karolinger zur Herrschaft. Als deren bedeutendster Vertreter, Kaiser Karl der Grosse, 773 die Lombardei eroberte, erhielt Churrätien mit seinen Alpenübergängen für den Kaiser grosse Bedeutung. Kein Wunder, dass er versuchte, die königliche Gewalt in diesem Raume stärker zur Geltung zu bringen. In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts verfügte Karl eine Ausscheidung des gesamten königlichen Besitzes, der zu jener Zeit einen nicht unbedeutenden Teil des Landes umfasste. Die Verwaltung des Korngutes übertrug er einem fränkischen Grafen. Um die gleiche Zeit wurde auch ein Urbar des königlichen Reichsgutes angefertigt. Es zeigt uns die erste urkundliche Erwähnung von Rhäzüns. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 
  • Herkunft und Deutung des Namens Rhäzüns / Razén: Der Name bezeichnete ursprünglich zweifellos dem Burgfelsen, auf dem wohl seit ältester Zeit eine Burg gestanden hat. Robert v. Planta deutet ihn aus „Raetiodunum - Räterburg“. In den Urkunden erlebte der Name Rhäzüns in der Schreibweise immer wieder Änderungen. Auf dem Grabdenkmal des Johann Anton von Rost (1638-1706) wird für Rhäzüns der latinisierte Name „Rhaetium“ verwendet. M.s.u. 3. Orts- und Flurnamen

843 n. Chr.

  • Teilungsvertrag von Verdun: Als das grosse Reich Karls unter seinen Nachfolgern 843 in drei Teile gespalten wurde, kam Rätien zum ostfränkischen, dem späteren Deutschen Reich. Die letzten Nachkommen auf dem Thron des grossen Kaisers waren aber nicht mehr fähig, ihrem königlichen Machtwort überall Nachachtung zu verschaffen, und so konnten sich da und dort weltliche und geistliche Grosse verselbständigen und von der königlichen Gewalt unabhängig machen. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

 960

  • 25. Februar 960: Kaiser Otto I. gibt der Kirche Chur den Königshof daselbst, das Bergell mit Zubehör, die Einkünfte aus der Zehnt Chur, sowie die Kirche im „Castell zu Bonaduz und Rhäzüns“ gegen eine Besitzung zu Kirchheim im Neckargau zum Tausch und schenkt ihr das Lehen Berenhards, die Riein und Pitasch, sowie die Fischenz im Walensee und in der Seez. Lehen Berenhards, die Riein und Pitasch, sowie die Fischenz im Walensee und in der Seez.

 
Bischöfliches Archiv Chur (BAC), Abschrift von Pergamenturkunden (Original) 011.0018. 

1000   

  • Das Alter verklärt oder versteinert“ (Marie von Ebner-Eschenbach). Familiennamen gibt es erst ab 1000 Jahren nach Christus. Zuvor waren den Menschen nur Vornamen geläufig. M.s.u. 40. Entwicklung der Wohnbevölkerung von 1139 bis 2014

1139  

  • Die erste datierbare Erwähnung zeigt ein Kaufvertrag von 1139, wo ein Herr mit dem Namen „Arnoldus I. de Ruzunne“ als Zeuge auftritt. Die urkundliche Ersterwähnung fällt also in eine, in der die Feudalherrschaft im Entstehen begriffen war. M.s.u.30. Entstehung 

1170

  • Die Herren von Rhäzüns spielten eine wichtige Rolle. Dies zeigt etwa die Tatsache, dass sie 1170 als Schirmvögte des Churer Domkapitels genannt wurden, was darauf hindeutet, dass sie in dieser Zeit schon ein hohes Ansehen genossen. M.s.u.30. Entstehung 

1150-1200

  • Erstmals erfahren wir in den nicht genau datierbaren Urbarien (Güter- Ertragsverzeichnissen) des Churer Domkapitels, die aber aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Ende des 11. oder vom Anfang des 12. Jahrhunderts stammen, von einem Heinrich I., samt Gemahlin Elcha und Sohn Arnoldus II. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1200-1300

  • Kirche St. Paul: Bauphase 1. Der älteste nachweisbare Sakralbau entstand im 12. / 13. Jahrhundert, und umfasste etwa einen Fünftel der heutigen Grundfläche. M.s.u. 21. Kirche St. Paul./Baselgia da sogn Paul

1255

  • Im Innenraum der Kathedralen-Kirche von Chur: Das Rhäzünser-Wappen mit der Inschrift Heinrich III. v. Rhäzüns 1255. M.s.u. 17. Österreichische Rhäzünser Wappen 

1288

  • 5. April 1288: Heinrich III. von Rhäzüns (1251-1288) wählt seine Grabstätte in der Kathedrale zu Chur, stiftet einen Altar und stattet ihn aus.
  • Ebenfalls am 5. April 1288 wird in der Stiftungsurkunde erstmals das Schloss Rhäzüns (als Burg) erwähnt. („in castro-Rutzunnes“) Bischöfliches Archiv Chur (BAC), Abschrift von Pergamenturkunden (Original) 012.0136. M.s.u. 30. Entstehung 

1289

  • In einem Dokument von 1289 wird Heinrich III. von Rhäzüns erstmals „edler Herr Brun von Rhäzüns“ genannt. Der Name Brun ist wohl als eine Verstümmelung des romanischen Adelstitels „Barun“ (Baron) zu deuten und diente vermutlich zur Kennzeichnung des Unterschiedes zwischen adeligen und bürgerlichen Familien gleichen Namens. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1291

  • Rütlischwur am 1. August 1291: Der Staat Schweiz entwickelte sich über die Jahrhunderte hinweg (angeblich) aus einen losem Zusammenschluss der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden. Seit 1978 (Gründung des Kantons Jura) besteht der Bundesstaat aus den heutigen 26 Kantonen. Der Rhäzünser Boden (heute Region Imboden) gehört seit 1819 zum Kanton.

1295

  • Erdbeben: Das Beben vom 4. September 1295 richtete schwere Schäden an. Die Welt des mittelalterlichen Rätiens geriet buchstäblich ins Wanken. Aus Rhäzüns sind keine Schäden bekannt. M.s.u. 13. Lawinen, Rüfen u. Erdbeben 

1300

  • Zwischen 1300 und 1820 existierte eine Flössereigesellschaft Rhäzüns. Handelsware wurde auf dem Rhein wohl schon seit Menschengedenken geflösst. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehrvom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts 
  • Die mit dem Präfix Ca- beginnenden Familiennamen entstanden in dieser Zeit. M.s.u. 40. Entwicklung der Wohnbevölkerung von 1139 bis 2014                                                                                         


1330. Das Wappen der Herren von Rhäzüns, bekrönt von einem Topf-Helm mit fledermausartigem Zimier. Ausschnitt aus der Wandmalerei des Waltensburger Meisters in der Kirche St. Georg.


1340. Kirche St. Paul: Das Wandbild des hl. Christophorus an der ostseitigen Giebelfassade wird auch dem Waltensburger Meister zugeschrieben.

  • Pest, der schwarze Tod in Graubünden Patron der Pestkranken ist der hl. Rochus.  M.s.u. 16. Krankheiten. Pest, Spanische Grippe

1343

  • Den Söhnen Heinrichs III. gelang es, das Herrschaftsgebiet ganz bedeutend zu erweitern. Sie erbten von Reinger von Fryberg die Herrschaften St. Georgenberg (Jörgenberg) und Fryberg mit den Dörfern Waltensburg, Andest, Panix, Seth und Ruis. Allerdings mussten sie sich den Besitz dieser Güter vorerst in blutigen Fehden gegen die Erben des Freiherren Donat von Vaz sichern, was ihnen auch gelang, wie die Friedensverhandlungen von 1343 zeigen. Kaum war der erwähnte Streit um dieses Erbe geschlichtet, wurden die Rhäzünser Herren Walter, Christoffel und Heinrich IV. in eine neue Auseinandersetzung mit Graf Rudolph von Werdenberg- Sargans und den Herren von Schauenstein verwickelt. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1350

  • Die Kirche St. Georg erhält eine 2. Glocke mit einen Durchmesser von 72.5 cm; Tonart dis. M.s.u. 19. Kirche St. Georg/Baselgia da sogn Gieri

1350 - 1400

  • Mittelalterliche Kunst in Rhäzüns: An keinem Ort in Graubünden hat sich aus der Zeit des Spätmittelalters ein so reicher Bestand an Wandmalereien erhalten wie in der Gemeinde Rhäzüns. Das bekannteste Baudenkmal ist die Kirche Sogn Gieri (St. Georg) am linken Ufer des Rheins. Sie ist das seltene Beispiel einer im 14. Jahrhundert in Chor und Schiff vollständig ausgemalten mittelalterlichen Saalkirche nördlich der Alpen. Die Chorwände, das Chorgewölbe, die Chorbogenwand und die obere Nordwand des Kirchenschiffes hat der vom Kunstdenkmäler-Inventarisator Erwin Poeschel mit dem Namen Waltensburger Meister bezeichnete Maler in Frescomalerei geziert. Im übrigen Kirchenschiff sind die Wände vom ebenfalls namenlosen, Rhäzünser Meister mit einer reichen Szenenfolge in Kalkmalerei geschmückt. Sogar am Äusseren dieser Kirche sind Fragmente von Wandbildern erhalten, nämlich eine Christophorus- und eine Georgs-Darstellung, wohl beides ebenfalls Werke des Waltensburger Meisters. M.s.u. 18. Entstehung und Entwicklung des Christentums in den Pfarreien der Region
    Im benachbarten Schloss Rhäzüns finden sich zwei profane Wandbildzyklen aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. An der Westaussenfront ist eine monumentale Bärenhatz gemalt. Im ehemaligen Festsaal im ersten Obergeschoss sind Szenen der Tristansage dargestellt, die dendrochronologisch ins letzte Viertel des 14. Jahrhunderts datiert werden können.
    Im Jahre 1612 entstanden Malereien von Hans Ardüser. Im „Rittersaal“ (im vierten Geschoss des Schloss-Turmbaues) findet sich eine Dekoration von Hans Ardüser, an der NO-Wand Ranken und Rollwerk mit Tieren, auf der SO- und SW-Seite ein fortlaufender Fries von acht Wappen mit Überschriften. M.s.u. 31. Schloss Rhäzüns/ "in castro Rutzunnes" 
  • Ein beachtlicher Bestand hoch- und spätgotischer Wandmalerei hat sich in der Begräbniskirche Sogn Paul / St. Paul erhalten. Zudem sind im Zuge der Bauforschung bei der Gesamtrestaurierung 1988 bis 1992 bedeutende Neufunde gemacht worden. Die am südlichen Dorfrand gelegene Kirche hat daher ihre reiche Ausstattung aus fünf Jahrhunderten bewahren können. Die Wandmalerei umfasst die Zeit vom 13. bis zum 17. Jahrhundert. Die Holz- und Stuckplastiken der Altäre sowie die Leinwandbilder stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. M.s.u. 18. Entstehung und Entwicklung des Christentums in den Pfarreien der Region
  • Kirche St. Paul: Bauphase 2: Anfang 14. Jh.: Anbau der Begräbniskapelle der Herren von Rhäzüns und Turm-Neubau an der Nordaussenseite. M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul

1352

  • 1352 schlossen sich die Untertanen der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg im Gebiet der Gruob und des Lugnez gegen ihre Herren zusammen, unterstützt von den Herren von Belmont und den mit diesen verschwägerten Herren von Rhäzüns. Die Herren auf Seiten des aufständischen Volkes dachten dabei wohl in erster Linie daran, diesen Aufstand zur Vergrösserung ihrer Macht auf Kosten der Werdenberger benutzen zu können. Der Verlauf der Feindseligkeiten ist bekannt. Albrecht II. von Werdenberg zog mit einer Ritterschar gegen die Aufständischen, wurde aber am 12. Mai 1352 an den Abhängen des Mundaun bei Ilanz von den Lugnezern geschlagen. Die Fehde dauerte noch manche Jahre, endete dann aber um 1359 mit einer Demütigung der Werdenberger. So waren also die klug berechnenden Ulrich Walter von Belmont und die Brüder von Rhäzüns Sieger geblieben. Der Vorteil der Rhäzünser war umso grösser, als sie auf das Erbe des mit ihnen verschwägerten kinderlosen Kampfgenossen, Ulrich Walter von Belmont, rechnen konnten (…) M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1361

  • Wenige Jahre nach Abschluss der Lugnezer Fehde, um 1361, beteiligte sich Walter von Rhäzüns mit Ulrich Walter von Belmont, Heinrich von Montalt und Caspar von Sax wieder an einem Aufstand. Diesmal waren es die Leute aus dem Schams, Rheinwald und Safien, denen sie Unterstützung gegen Ursula von Werdenberg- Sargans und ihren Sohn Johann liehen, was den genannten Landschaften das Recht brachte, in ihren Bündnissen miteinander zu verbleiben. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1366-1387 

  • So vermählte sich Ulrich II. Brun, vom Volksmund auch „der Mächtige“ oder „der Gewaltige“ genannt, um 1366 mit Elisabeth von Werdenberg-Heiligenberg, und ehelichte Ulrichs Schwester, Anna III. von Rhäzüns, den Grafen Johann von

1367    

  • Werdenberg- Sargans. Gleichzeitig wurde 1367 ein Bündnis zwischen den Rhäzünsern und Graf Albrecht von Werdenberg-Heiligenberg geschlossen. Es gelang so Ulrich dem Gewaltigen, durch kluge Ausnutzung aller Vorteile sein Herrschaftsgebiet bedeutend zu vergrössern. So konnte er sich in der Folge der oben erwähnten Verbindungen mit dem Hause Werdenberg 1368 die Herrschaft Felsberg sichern. Als dann benutzte Baron Ulrich auf schlaue und umsichtige Weise das Aussterben der Familien Montalt und Belmont, um seinen Besitz im Oberland 1378 zu vergrössern. Er erwarb sich 1378 aus der Erbschaft der Freiherren von Montalt die Herrschaft Grünenfels bei Waltensburg und das Dorf Schlans. Aus diesen beiden Erwerbungen und dem früheren Erbe der Herren von Fryberg bildete sich die spätere Herrschaft St. Georgenberg mit den Dörfern Waltensburg, Andest, Panix, Ruis, Seth und Schlans. 

1380    

  • Aus der belmontischen Erbschaft wusste der Freiherr Ulrich um 1380 auch das für ihn wichtige Dorf Ems und die gleichnamige Burg an sich zu bringen. Damit hatte denn die eigentliche Herrschaft Rhäzüns, in der allein die Freiherren die volle Landesherrschaft besassen, jenen Besitzstand erreicht, bei welchem sie als so genanntes „Rhäzünser Gericht“ bis zur neuen Kreiseinteilung verblieb, nämlich das Gebiet der Dörfer Rhäzüns, Bonaduz, Ems und Felsberg. 1383 kauften die Rhäzünser Freiherren von den Grafen von Werdenberg-Sargans noch Herrschaftsrechte und Leute am Heinzenberg mit Tschappina und Thusis, Safien, Tenna und Rechte in Vals. Endlich erwarb sich Ulrich Brun der Mächtige 1387 Burg und Edelherrschaft Tagstein bei Thusis. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1387-1414

  • Weil die Rhäzünser gewaltig expandierten sah der Bischof von Chur seinen Machtbereich als gefährdet. In der Folge kam es zur so genannten Rhäzünser Fehde. Diese Auseinandersetzung, die mit Unterbrechungen mehr als zwanzig Jahre dauerte, zog so weite Kreise, dass schliesslich auch die Grafen von Toggenburg, die Appenzeller und Glarner in die Streitigkeiten hineingezogen wurden. Der Krieg sollte aber endlich noch ganz andere Folgen haben. Brandschatzung, Raub und Plünderung und die daraus folgende allgemeine Rechtsunsicherheit hatten ein Stocken der landwirtschaftlichen Produktion und des Warenverkehrs, der gerade in diesen Gebieten erheblich war, zur Folge. So forderten die vom Kriege betroffenen Gerichtsgemeinden von den Herren die Beendigung der Feindseligkeiten und eine Rechtsordnung, die eine ungestörte Entwicklung von Handel und Landwirtschaft gewährleisten konnte. Die demokratische Bewegung, die wir schon bei der Lugnezer Fehde kennen gelernt haben, war so stark geworden, dass die Herren es für geraten ansahen, der Volksbewegung nachzugeben. Ohne Zweifel haben auch bei den Adeligen wirtschaftliche Überlegungen mitgespielt, denn wie sollten die Leute Zinsen und Zehnten, von denen der Adel ja hauptsächlich lebte, den Herren entrichten, wenn Haus, Stall, Vieh und Saaten verheert, zerstört oder geraubt wurden. So schlossen die Abgeordneten der Gerichtsgemeinden 1395 zu Ilanz unter Führung des Disentiser Abtes Johannes II. ein ewiges Bündnis, dem dann auch die Disentiser Gotteshausleute, Graf Albrecht von Sax und die Lugnezer Talleute sowie Ulrich II. der Mächtige von Rhäzüns und seine Leute beitraten. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1415

  • Als Ulrich II. Brun, der Mächtige, um 1415 seine Todesstunde nahen sah, konnte er sich rühmen, das Gebiet der Herrschaft zum höchsten je erreichten Besitzstand gebracht zu haben und als einer der mächtigsten Herren im Lande zu gelten. Es darf aber nicht verschwiegen werden, dass er dieses Ziel nicht nur mit schlau berechender Politik, sondern auch mit roher Gewaltanwendung erreicht hat. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1424

  • Erst 1424 wurde die Rechtsordnung durch die Gemeinden und lokalen Herrscher auf eine sicherere Grundlage gestellt
  • Die Herren von Rhäzüns hatten im Jahr 1424 den Grauen Bund mitbesiegelt. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns
  • Die Untertanen des Grafen von Werdenberg-Sargans im Schams waren 1424 ungeachtet der feindseligen Gesinnung ihres Herrn gegenüber dem Grauen Bund ohne dessen Zustimmung als Bundesgenossen in Trun aufgetreten. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1431

  • Als selbst der Kirchenbann, mit dem der Churer Bischof 1431 die Schamser belegte, nichts nützte, brachte schliesslich eine Vermittlung der Eidgenossen und des Grauen Bundes einige Ruhe. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1432

  • St. Paul: Die rückseitige Chorwand zeigt links Malereien von 1432 und zwar in der noch sichtbaren Wölbung des Chors des ersten Baus. Links des zugemauerten Fensters ist das Martyrium des hl. Sebastian dargestellt. Über dem Fenster hält Christus im Wolkensaum mahnend eine Hand zum Himmel und weist mit der anderen auf Saulus, der vom Pferd fällt. Diese Malerei ist deshalb so gut erhalten, weil sie durch eine spätere Zumauerung geschützt war und erst 1991/1992 anlässlich der zweiten Phase der Gesamtrestaurierung freigelegt wurde. Am Sockel der Mauernische ist eine Vorhangdraperie aufgemalt, die wohl aus dem 13. Jh. stammt. M.s.u. 20..Kirche  St Paul/ Baselgia da sogn Paul

1439   

  • Welchen Einfluss Rhäzüns damals besass, geht schon aus der Tatsache hervor, dass, wie schon erwähnt, der Herr von Rhäzüns einer der drei Bundeshauptherren war. Diese Stellung schloss das Ehrenrecht in sich, zu den Wahlversammlungen des Bundes besonders vorgeladen und zur eigentlichen Wahlsitzung durch den Bundesschreiber und den Bundesweibel in Farben feierlich abgeholt zu werden. Mehr als dieses wog das Recht, das jeder der drei Hauptherren besass, nämlich einen aus Männern des eigenen Herrschaftsgebietes bestehenden Dreiervorschlag für die Wahl des Landrichters, der als Bundeshaupt den Bund nach aussen vertrat und dem Bundesgericht vorstand, der Bundesversammlung vorzulegen. Wenngleich nun die Söhne Ulrichs II. damit eine beachtliche Stellung einnehmen konnten, erreichten sie doch nie das Format ihres steitbaren Vaters. Erst Jörg, der Sohn jenes im Bundesbrief erwähnten Heinrich V. und Enkel des grossen Ulrich II., machte wieder von sich reden, allerdings auf recht unrühmliche Art und Weise. Nachdem um 1439 seine beiden Oheime, Hans I. und Ulrich III. Brun, ohne männliche Nachkommen gestorben waren, wurde er bald Alleinherrscher der ganzen rhäzünserischen Herrschaft und als solcher der mächtigste weltliche Herr in Bünden. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns

1443

  • 1. August. Georg v. Rhäzüns, Ammann, und die Gemeinde Rhäzüns verleihen an Ambros Thomasch und dessen Sohn Bartholome je die Hälfte des Gutes Sessella, das jenseits des Rheins liegt. GA Rhäzüns, Nr. 1.

1450

  • Kirche St. Paul: Bauphase 3: Anfangs 15. Jh.: Zusammenfassung des Doppelgebäudes zu einem einschiffigen Bau mit zwei Chören, Erweiterung gegen Westen, erste Aufhöhung des Turms. M.s.u.  20. Kirche St Paul./ Baselgia da sogn Paul
  • Kirche St. Paul: Der heutige Bau geht auf einen gegen Ende des 15. Jh. erfolgten Umbau zurück; die ursprüngliche, wesentlich kleinere Anlage diente als Grabstätte der Herren von Rhäzüns. M.s.u. 20 Kirche  St Paul/ Baselgia da sogn Paul
  • 1450 starb Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans, und seine Söhne traten die Herrschaft an. Sobald ihnen der Bischof nach des Vaters Tod die von diesem innegehabten Lehen erneuert hatte, dachten sie daran, die Schamser und andere Untertanen Gehorsam zu lehren und sie zu pünktlicher Abgabe der Zinsen und Zehnten anzuhalten. M.s.u. 30. Entstehung 

1452    

  • „La dertgira nauscha“. Der schwarze Bund und der Schamser Krieg.
  • Im Dunkel der Nacht führte Rechberg von Werdenberg-Sargans sein Kriegsvolk über den Kunkels – und mit Erlaubnis von Georg Brun (Eidbruch) durch die Freiherrschaft Rhäzüns, über den Heinzenberg, durchs Schams bis zur Bärenburg.
  • Der bundesbrüchige Freiherr von Rhäzüns wurde ergriffen und nach Valendas gebracht. Er wurde zum Tode verurteilt, durch seinen klugen Knecht, der das Volk besänftigte, aber gerettet. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 

1458 

  • Freiherr Jörg I. von Rhäzüns. Das Geschlecht der Herren von Rhäzüns starb als Mannesstamm am 6. März 1458 aus. Es kam zur Teilung der Herrschaft! Neuer Herrscher wurde Graf Jost Niklas von H. Zollern, dessen Mutter, Ursula II., eine Schwester Jörgs gewesen war. Graf Georg von Werdenberg-Sargans-Ortenstein hatte Anna IV., die Tochter des letzten Rhäzünsers, geheiratet. Der Werdenberger setzte sich sofort in den Besitz der Herrschaft und verweigerte dem Grafen von Zollern die Herausgabe des Erbteils. Graf Jost Niklas wandte sich darauf an das Gericht des Grauen Bundes, das ihm nach langem Rechtsstreit zu seinen Rechten verhalf. Er erhielt die eigentliche Stammherschaft mit den Dörfern Rhäzüns, Bonaduz, Ems und Felsberg nebst den oberländischen Besitzungen, St. Georgenberg mit den Dörfern Waltensburg, Andest, Seth (Siat), Schlans und Ruis, sowie Obersaxen, Tenna und Rechte im Lugnez. Es waren dies alles Gebiete, die seine Mutter schon 1459 geerbt hatte. Der Rest des Besitzes, das heisst die Herrschaft Heinzenberg mit Tagstein, Thusis und Tschappina sowie Safien, ging an den Werdenberger, und es blieb dem Zollern-Graf nur noch, die Erbangelegenheiten mit den Nachkommen seiner Tante Manta zu regeln. Der neue Herr von Rhäzüns, Jost Niklas, war damals ein angesehener Mann, der sich zu den Freunden der Habsburger zählen durfte, da er am Hofe des Herzogs Albrecht von Österreich seine Jugend verlebt hatte. Die Erbschaftsstreitigkeiten um die Herrschaft Rhäzüns zogen sich bis 1461 hin. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns

1465

  • Kirche St. Georg: Neue Glocke für die Kirche St. Georg, mit einem Durchmesser von 89.5 cm; Tonart c. M.s.u. 19. Kirche St. Georg / Baselgia da sogn Gieri.

1473

  • 1473 verkaufte nun Graf Jost Niklas von Zollern auch noch die eigentliche Herrschaft Rhäzüns nebst Obersaxen und Tenna an Conradin von Marmels, behielt sich aber auch hier das ausdrückliche Rückkaufsrecht vor, und seine Söhne stellten dann einen neuen Reversbrief aus, in dem sie nicht nur an den früheren Wiederlösungsbedingungen festhielten, sondern noch neue und genauere hinzufügten. Was sie damit beabsichtigten, wird aus ihrer Stellung, die sie im Reiche besassen, ziemlich deutlich ersichtlich. M.s.u. 30.Entstehung der Herrschaft Rhäzüns 
  • Handel und Verkehr: Der bündnerische Transitverkehr erlebte Ende des 14. und im 15. Jahrhundert einen grossen Aufschwung, bedingt einerseits durch den mächtig aufblühenden Handel in Deutschland und Italien und anderseits durch den Ausbau der Strasse über den Septimer wie auch der Viamala ab 1473 für Pferdekarren (ca. 1 m breit). Kein anderes Alpenland besass zu dieser Zeit eine solche Zahl leicht passierbarer Passübergänge. Alle Handelsstrassen Deutschlands wiesen über Graubünden die kürzesten Verbindungslinien mit Italien auf. M.s.u. 37. Handel u. Transportverkehr. vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

1490

  • Neben dem Warentransport auf dem Lande war der Transport auf dem Wasser von einiger Bedeutung. Man unterschied zwei Arten von Transportgütern: „Rodgüter“ die ausschliesslich dem Transport per Saum oder Gespann reserviert waren, und „Flossgüter“ für den Warentransport. Um 1490 muss eine Flössereigesellschaft in Rhäzüns bestanden haben. So wehrte sich Conradin von Marmels, dass von der Nachbarschaft Rhäzüns die Flösser, Eingesessenen und Hintersassen gekommen seien und sich beklagt hätten, dass etliche „frömbd Gesellen“ Flösse und Gut führten. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts 

1491    

  • Die Brücke über den „Tumleschger Rhin“ (nicht die Zollbrücke) wurde oft angezündet und zerstört.
  • Die Hauptstrasse ging von Ems über Saglioms und Breigl über die Zollbrücke nach St. Georg, Saulzas, Val Mulegn, Runcaglia nach Präz, Urmein und weiter nach Süden. M.s.u. 2. Bergstürze Geologie, Geographie und Verkehrsgeschichte

1497

  • Der eine der beiden Brüder, Graf Eitelfritz II. war der „Vertraute und Rath“ des Kaisers Maximilian I. Als solcher musste er um die traditionelle Politik Österreichs wissen, die darauf ausging, in Bünden der Pässe wegen immer fester Fuss zu fassen, und die daher in der Rhäzünser Herrschaft, welche gleichsam Schlüssel zu wichtigsten Pässen war, eine glückliche Erwerbung sehen musste. Der Graf von Zollern aber, von Haus aus ein Schwabe, sah es wegen des drohenden Schwabenkrieges wohl für geraten, diese bündnerischen Besitzungen aufzugeben und auf diese Weise ein gutes Geschäft zu machen. So machte er vom Wiederkaufsrecht Gebrauch und tauschte 1497 die Herrschaft Rhäzüns gegen die Herrschaft Haigerloch in Schwaben, die ihm Kaiser Maximilian für Rhäzüns abtrat. Graf Eitelfritz machte damit einen sehr guten Handel, denn während Rhäzüns nach den Verträgen von 1497 den Wert von 7000 Gulden hatte, wurde Haigerloch auf 60`000 Gulden geschätzt. Für den Kaiser aber wog der politische Vorteil die Differenz von 53 000 Gulden leicht auf. M.s.u. 30. Entstehung der Herrschaft Rhäzüns

  • Für Pfandinhaber Conradin von Marmels und seine Erben hatte dieser Tausch keine nachteiligen Auswirkungen. In einer von Eitelfriedrich von Zollern am 20. Dezember 1497 zu Innsbruck ausgestellten Urkunde wurde betont, dass dieser Tausch keine nachteiligen Auswirkungen auf die von den Grafen von Zollern mit Conradin von Marmels abgeschlossenen Verträge habe. Graf Eitelfriedrich entband deshalb auch Conradin der Pflichten, mit denen er ihm bisher verbunden war und wies ihn an König Maximilian, an den das Wiederkaufsrecht der Herrschaft Rhäzüns durch den Tausch übergegangen war. So entnehmen wir aus einem von Conradin von Marmels bereits am 8. Dezember 1497 in Innsbruck ausgestellten Revers, dass er für Schloss, Herrschaft und Gericht Rhäzüns mit allem Zubehör dem König – wie bisher den Grafen von Zollern – Treue und Gehorsam versprochen sowie die Zulassung der Wiederablösung der Herrschaft zugesagt hatte. 

1499

  • Die Schlacht an der Calven: Am 10. Mai 1499 besammelten sich in der Talebene zwischen Müstair und Taufers im Bereich der heutigen Landesgrenze gegen 6000 Bündner und zogen gegen den Taleinschnitt an der Calven, wo die eigentliche Schlacht stattfand. Die Herrschaft Rhäzüns war im Hinblick auf die Vorgeschichte mehrmals erwähnt worden. M.s.u. 38. Schlacht an der Calven (1499), Schlacht bei Ems und Umgebung (1799)            

1500   

  • Kirche St. Paul: Eingang mit gefasstem Rundbogen um 1500. 1. Glocke von St. Paul, mit einen Durchmesser von 51 cm; Tonart b. M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul

1505

  • Rhäzünser Erbgesetz von 1505: Auf dem Gebiete des Zivilrechtes hatten die Nachbarschaften der Stammherrschaft mit Rat, Wissen und Willen von Conrad von Marmels eine Vereinbarung betreffend Verhalten in Erbfällen aufgesetzt. Diese Vereinbarung besteht aus sieben Artikeln, die die Fälle regeln, in denen Kinder ihre Eltern oder Grosseltern, und die Geschwister ihre unverheirateten Geschwister beerben. M.s.u. 34. Rechte und Verordnungen in der Frühen Neuzeit 

 1520   

  • Beginn der Reformation; Der Mönch Martin Luther (1483-1546) verfasste massgebliche Reformationsschriften. M.s.u. 27. Die Zeit der Reformation und Gegenreformation in den Drei Bünden 

1529

  • Die Nachbarschaft Bonaduz verlangte im Mai 1529, dass das Gericht „Wunn und Weide“ der beiden Nachbarschaften ausscheide. Hiermit sollte der Anfang in der Trennung der ursprünglich eine Marktgenossenschaft bildenden Nachbarschaften getan werden. M.s.u. 35. Abtrennung von Bonaduz 

 1530


Im Schweizerischen Landesmuseum, Zürich.

  • Aus Rhäzüns: Holzplastik eines hl. Ritters, Hr. LM 2606, H. 70 cm, mit ganz spärlichen Resten alter Fassung auf der Rückseite; Vollfigur. Unterarme und Attribute fehlen; erstes Drittel des 16. Jahrhunderts. Stilistisch verwandt mit der Plastik des Altars von St. Georg.

1532 

  • Alpteilung zwischen Rhäzüns und Bonaduz. Weil Rhäzüns grösser ist, sollte die Gemeinde auch mehr Alpboden erhalten. M.s.u. 35.. Abtrennung von Bonaduz 

1533   

  • Auf Conradin von Marmels folgten in der Herrschaft Rhäzüns seine Söhne Hans und Rudolf. Da Hans der ältere war, fiel ihm bei der Teilung des Erbes Rhäzüns zu. Seine Erben waren die Enkel von Conradin, Hans der jüngere und Jacob. Unter Hans, als Erbe der Herrschaft, begann der Zerfall des Geschlechtes, der von finanziellem Ruin begleitet war. Die meisten Güter der Herrschaft musste er verkaufen oder verpfänden. Die Gebäude standen teilweise dem Zerfall nahe, so dass Österreich die Herrschaft nach seinem Tode, der 1533 erfolgte, nicht seinen jungen unerfahrenen Söhnen Hans-Jörg und Sebastian überlassen wollte. Diese zählten damals erst 15 Jahre und man fand sie nicht für tauglich, die Herrschaft zu lenken. M.s.u. 32. Verwaltung und Politik   

1535

  • Ems und Felsberg treten in den Urkunden von Anfang an als eigene Pfarreien auf. Aus der Stammherrschaft Rhäzüns nahm allein Felsberg – unter dem Einfluss des benachbarten Chur – um 1535 die Reformation an.

1546

  • Kirche St. Georg: Das Retabel wurde um 1522 von einem unbekannten süddeutschen Meister für die Kirche der nahe gelegenen Gemeinde Tamins gefertigt. Als die Taminser 1546 zum reformierten Glauben wechselten, wurde der Altar nach Rhäzüns verkauft. Bei diesem Transport nahm der ursprünglich kielbogig geschlossene Schrein Schaden, wobei auch Teile der Bekrönungsarchitektur verloren gegangen sein dürften. M.s.u. 19. Kirche St. Georg / Baselgia da sogn Gieri

1556    

  • Bartholomäus von Stampa übernimmt die Herrschaft Rhäzüns als Pfandinhaber

1558

  • Widerstand gegen Bartholomäus von Stampa: Inzwischen hatte man österreichischerseits gefunden, dass Bartholomäus von Stampa nicht der richtige Mann für die Herrschaft Rhäzüns sei. Es galt somit, Bartholomäus v. Stampa zu bewegen, auf die Herrschaft zu verzichten, was er nach einigen Streitigkeiten erzwungenermassen auch tun musste. 
  • Sein Nachfolger als Pfandinhaber der Herrschaft Rhäzüns wurde Dr. Johann von Planta:  Gemäss Pfandbrief  vom 2. Dezember 1558 erhielt Dr. von Planta für sich und seine Erben die Herrschaft mit Schloss, Gütern und Rechten, die bereits die früheren Pfandinhaber innehatten. Der Kaufpreis betrug 10`050 Gulden.                                                                                           

1568

  • Der Pfandinhaber Dr. Johann v. Planta kaufte die Herrschaft Hohentrins. Er galt zu seiner Zeit als reichster Rätier.

1582

  • Waldteilung zwischen Rhäzüns und Bonaduz. Bei der angegebenen Grenze begegnen wir der Ruine Sculms (Prau grond davos Pastogn) und Burkanau (Wackenau). M.s.u. 35. Abtrennung von Bonaduz

1586

  • Handel und Flosswesen: Die Ordnung der Flösser (Chur 1586 / 1714) bestimmte, dass bündnerische und italienische Flossgüter transportiert werden durften. Andere Güter durften gemäss Verordnung von 1704 nicht geflösst werden.
  • Die Nachbarschaft Ems stellte sogar zwei Wächter auf, die aufzupassen hatten, dass kein Flossgut, ohne die Zollstätten und Susten zu passieren, durchgeflösst werde. M.s u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

1588

  • 16. Jh. Die Kartoffel als eines des Hauptnahrungsmittel: Bei den Nazca- und Mochekultur-Indianern war die Kartoffel Hauptnahrungsmittel. Die spanischen Eroberer brachten sie im 16. Jh. nach Spanien. Im Siebenjährigen Krieg von 1756-1763 befahlen einige Landesfürsten den Anbau; seit den Napoleonischen Kriegen ist die Kartoffel eines der Hauptnahrungsmittel in Europa. Während des Zweiten Weltkriegs oblag Rhäzüns eine Versorgungs- und Mehranbaupflicht für Kartoffeln (von 14.66 ha auf 28.78 ha). M.s.u. 4. Entwicklung der Land- und Volkswirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert  

1597

  • Folgende Namen werden genannt: „Dorfmeister Risch Tschaller, Amann Peter Gamenysch, Lutzy Schmid, Michel de Mullin“. 

1611

  • Handel und Port: Die Porten hatten das Recht, für ihren Transport Weggelder oder Fuhrleute zu fordern. So musste gemäss Portenbeschluss vom 23. Oktober 1611 jeder Kaufmann der Port Rhäzüns 4 Pfennig für jedes Saum bezahlen. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

1612

  • Malereien von Hans Ardüser: Im „Rittersaal“ (im vierten Geschoss des Schloss-Turmbaues) eine Dekoration von Hans Ardüser; an der NO-Wand Ranken und Rollwerk mit Tieren; auf der SO- und SW-Seite ein fortlaufender Fries von acht Wappen mit Überschriften.

1616

  • Johann von Planta stirbt im März: Der interimistische Pfandinhaber ist einer seiner Söhne, Pompejus. Später einigte man sich darauf, dass ein anderer Sohn, Bartholomäus von Planta,    die Herrschaft Rhäzüns übernimmt. (Jahr nicht bekannt) 

1618

  • Kirche St. Paul: Bauphase 4: 1618-1620, Zusammenlegung der beiden Chöre zu einem Raum, Erweiterung gegen Westen, Einzug einer Holzdecke und zweite Aufhöhung des Turms, Bau Sakristei und Beinhaus. Von da an behielt die Kirche ihre heutige Gestalt. M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul 
  • Kirche St. Paul: Über dem Schiff und dem Chor liegt die um 1620 eingezogene, flache Holzdecke. M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul
  • Neue Karte des alpinen und verbündeten Rätien und seiner Untertanengebiete: die Rätia-Landkarte von Fortunat Sprecher von Berneck und Philipp Klüwer. (Das Territorium wurde von Rhäzüns aus bis nach Ciavegnia zu Fuss abgeschritten). 

1618-1648

  • Bündner Wirren: Im Rahmen der dreissigjährigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Koalitionen Frankreich-Venedig und Spanien-Österreich ging es hauptsächlich um die Kontrolle der Bündner Alpenpässe, aber auch um die konfessionelle Ordnung im heutigen Graubünden. 

1625

  • Kirche St. Paul: Kanzel: An der nordseitigen Schiffswand ist die Kanzel über ein freies Holztreppchen zugänglich. Der mit Bogenfüllungen und Pilastern verzierte, achteckige Korpus zeigt eine aufgemalte Inschrift mit der Datierung 1625. M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul

1626

  • Kapuziner-Patres verwalteten Ems und wirkten auch in Rhäzüns.

1629

  • Pfandinhaber Bartholomäus von Planta stirbt:
  • So folgte Johann Heinrich von Planta, ein Sohn von Bartholomäus v. Planta, auf seinen Vater als Herr von Rhäzüns. 
  • Pestzeit 1629-1631 in Rhäzüns und Umgebung (später entdeckte Gräber in Saulzas). Patron der Pestkranken ist der hl. Rochus. M.s.u. 16. Krankheiten: Pest, Spanische Grippe

1632

  • Handel und Port: Die Port Rhäzüns verfügte nicht nur über die eigene Fuhrleitung. Im Jahre 1632 pachtete sie von der halben Port Cazis für den Zeitraum von 40 Jahren die Fuhrleitung. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts 

1634

  • Sculms: Da damals in Versam keine Kirche und Begräbnisstätte bestand und Sculms politisch und kirchlich zu Rhäzüns gehörte, mussten die Leichen vom Hofe Sculms nach Rhäzüns transportiert werden. Die Sculmser waren ungefähr in der Mitte des 16. Jahrhunderts zum neuen Glauben übergetreten. Nach dem Kirchenbau und der Erstellung eines Friedhofes in Versam Anno 1634 wird Sculms mit Versam in Verbindung getreten sein. Es kaufte sich dann am 9. November 1676 für 100 Gulden in die Kirchchöre ein. M.s.u. 18. Entstehung und Entwicklung des Christentums in den Pfarreien der Region

1638

  • Handel und Port: Die Portgenossen von „Im Boden“ verteidigten ihre Transportrechte auf dem Portengericht zu Thusis. Gemäss Portenbeschluss vom 13. Juni 1638 zu Thusis sollte den Churern geschrieben werden, dass sie nicht mit ihren „Lastwagen“ durch die Port Rhäzüns Kaufmannsgüter führen durften, weil dieses Recht allein den Rhäzünser Genossen zustehe. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

1642

  • Handel und Port: Gemäss Portenbeschluss vom 25. Juli 1642 durften die Churer Fuhrleute aber nur bis zur Port Rhäzüns und nicht weiter fahren. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

1646

  • Konradin Planta von Wildenberg konnte Bürger von Rhäzüns werden, wenn er, seine Frau, seine Kinder und sein Gesinde der römischen, katholischen und apostolischen Religion angehörten und einmal jährlich zur Beichte gingen. 
  • Pfandinhaber Johann Heinrich von Planta stirbt: Sein Sohn Hans Heinrich von Planta trat die Herrschaft als letzter plantischer Herr von Rhäzüns an.                                                              
  • St. Paul: An der Ostwand, links des Viereckfensters, St. Agnes und Petrus, rechts St. Paulus und Barbara. Die Malerei setzte sich in die Leibung des Fensters hinein mit zwei weiteren, nur undeutlich sichtbaren Figuren fort. Freskomalerei (die Nimben sind in den nassen Verputz gedrückt), Anfang 16. Jahrhundert. Diese Bilder wurden 1646/47 überdeckt von einer ornamentalen Fensterumrandung (…). M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul 

1647 

  • St. Paul: An der westseitigen Eingangswand, nahe dem Halbrundfenster, sind Andreas und Faustina von Salis verewigt. Die adlige Frau hatte offenbar für einen „Lichtblick“ in der Kirche gesorgt: „ich Faustina von Salis hab auf mein K(h)osten dises Pfeiser (Fenster) losen machen und malen 1647“. M.s.u. 20. Kirche St. Paul / Baselgia da sogn Paul

1649    

  • Beginn der Registrationen von Taufen, Firmungen, Vermählungen sowie Todesfällen in den so genannten Kirchenbüchern.  

1658 

  • Die vier Cresten: Darnaus, St. Jörgen, Tschart und Bliema (Cresta Biema) mit Ackern und Weinbergen. „Vegnas“

1659

  • Kirche St. Georg: Die nordseitige Schiffswand nimmt eine truhenförmige Kanzel mit Arkadenmotiv auf, ein Werk von Heinrich und Georg Moron (Maron) aus dem Jahr 1659. Die aus einfachen Balken zusammengefügten Kniebänke, die auf dem Kalkmörtelboden Platz finden, sind seit 1661 Teil der Ausstattung. M.s.u. 19. Kirche St. Georg / Baselgia da sogn Gieri

1662

  • Vorsitzender für die Gerichtssitzung in diesem Jahr mit den 12 Geschworenen war der österreichische Regimentsadvokat Dr. Francisc Fröhlich. Für Rhäzüns war Jerj Carschatsch dabei. Nach der Sitzung gab der Herr den Emsern und Felsbergern ein „Marend Brod, Käs und ein Mass Wein‟.

1667

  • St. Paul: Im Separationsbrief von 5. Februar 1667 wird St. Paul als Mutterkirche des Schlosses von Rhäzüns bezeichnet, während sie gleichzeitig Pfarrkirche der sich trennenden Gemeinden Rhäzüns und Bonaduz war. 
  • Bonaduz trennt sich von der Pfarrei St. Paul in Rhäzüns. Bischof Ulrich de Federspiel erlaubte ihnen, eine eigene Pfarrei in Bonaduz (Liebfrauenkirche) zu gründen. M.s.u. 35. Abtrennung von Bonaduz 

1668

  • St. Paul: Auf dem Stossriegel der Eingangstür findet man die Jahreszahl 1668. 

1669

  • Handel und Port: Gemäss Portenbeschluss vom 4. Juni 1669 zerfiel die Port „Im Boden“ in die halbe Port „Katz“ (Cazis) einerseits und in die halbe Port „Rhäzüns und Bonaduz“ anderseits. Zu Rhäzüns und Bonaduz gehörte aber auch die Nachbarschaft Ems, auf deren Gebiet sich ein Umschlagplatz mit Susten befand. Die Emser fühlten sich nämlich berechtigt, obwohl ihnen dies streitig gemacht wurde, gemäss Brief und Siegel von 1592 und 1672 auf eigenem Gebiet die Fuhren zu spedieren. M.s.u. 37. Handel und Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

2. Teil, 1670-1899    -   3. Teil, 1900-1942    -   4. Teil, 1943-1999    -   5. Teil, 2000-2018