49. Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis (LRF)

Einleitung: Die Gemeinde Feldis/Veulden
- Höhe: 1466 m ü. M.
- Fläche: 758 ha                      
- Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftszweig.
- Die Landwirtschaft spielt auch heute noch eine wichtige Rolle. Betrieben wird vorwiegend Rindviehzucht.
- Sprache: Bis ca. 1960 nur romanisch, später auch deutsch
-  Bevölkerungsentwicklung: 1900: 130 Einwohner,   1950: 150 Einw.,   2007: 140 Einw.

Bis zum 31.Dezember 2008 war Feldis politisch eine selbstständige Gemeinde im Kreis Domleschg, Bezirk Hinterrhein und Kanton Graubünden.
Seit dem 1. Januar 2009 gehört Feldis/Veulden zusammen mit Trans, Scheid und Tumegl/Tomils zur neuen Gemeinde Tomils. 

Die Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis verbindet die Sonnenterasse von Feldis mit einer modernen Pendelbahn auf dem direktesten Weg – hoch über den Auen des Hinterrheins – mit Rhäzüns und mit dem Tal.
Die Fahrt mit der Seilbahn ist atemberaubend und ausserhalb der Wintersaison lassen sich von Feldis aus Wanderungen und Moutainbiketouren unternehmen. Das Wintersportgebiet von Feldis liegt auf 1500 bis 2000 m ü. M. Es ist zwar klein, trotzdem gibt`s hier eine Schneesportschule, Sesselbahn und ein Mietcenter. Insgesamt können zehn Kilometer Pisten befahren werden, dazu kommen zwei Schlittenbahnen und Winterwanderwege durch das Feldiser Hochland. Der 2er-Sessellift bringt Schneesportler und Sonnenhungrige auf den Hausberg Mutta. Der sanfte Berg bietet einen wunderbaren Ausblick auf Piz Beverin, Tödi und die Calanda-Gruppe. Bei der Bergstation gibt es einen Kinderlift und auf der Alp Raguta erwartet die Gäste ein etwas spezielles Natureisfeld mit traumhafter Aussicht. Eisläufer und Eisstockschützen geniessen hier die Sonne, andere unternehmen Ski- oder Schneeschuhtouren. Und überall warten kleine, ursprüngliche Berghütten auf Besucher. 


Vorgeschichte 
Bis 1583, als die Feldiser die Reformation übernahmen, erfolgte der sonntägliche Kirchgang über Tuals den Steilhang hinunter zum Hinterrhein und von dort über die verschwundene Rheinbrücke zur St. Georgs Kirche / Baselgia Sogn Gieri Rhäzüns/Razén. 
Die Feldisern scheinen bis zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts recht stark gegen Domat/Ems und zum Churer Rheintal hin ausgerichtet gewesen zu sein. Eine gewisse Beziehung von den Feldisern zu den Rhäzünsern war anscheinend auch vorhanden, nur schon wegen der Aussicht Richtung Westen von Feldis aus gesehen auf die gegenüber liegende Talseite, die Rhäzünser Unter- und Oberalp, die Maiensässe; dies gilt umgekehrt auch für die Rhäzünser. So meldeten früher die Feldiser der Gemeinde Rhäzüns einige Male per Telefon Flur- oder Gebäudebrände und im Winter Lawinenniedergänge. Dafür sind wir ihnen heute noch dankbar. Wenn man geschichtlich alles in Betracht zieht, ist es nicht verwunderlich, dass die Feldiser mittels einer Schwebebahn eine engere Verbindung zu Rhäzüns suchten.1


1945. Postkarte aus Photosammlung chrsp. (Die hellen Flächen sind Kornfelder.) Bis in den 1960-Jahren wurde in Feldis/Veulden wie in allen höher gelegenen Gemeinden Ackerbau für die Selbstversorgung betrieben. (Sammlung chrsp.)

Wegbereiter waren die damaligen Gemeindevorstände
1946. Die beiden Gemeinden Rhäzüns und Feldis haben 1946 zumindest in schulischen Belangen aber auch bereits bei den Aktivitäten bezüglich einer geplanten Schwebebahn zusammengearbeitet. So befürworteten die Gemeinden Rhäzüns und Feldis zuhanden des „Eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartementes“, Bern,–  anlässlich der Gemeindeversammlungen vom 12. Dezember 1946 respektive 27. März 1949 und in Feldis am 20. März 1949 – den Bau, Betrieb und die Konzessionierung der geplanten Schwebebahn. Gemäss einer Planungsvariante sollte die Bahn von Domat/Ems über die Emser Maiensässe nach Feldis verlaufen. Eine Zweite Planungsvariante sah einen Streckenverlauf von östlich von der RhB-Station Rhäzüns über Tuals nach Feldis vor. Schlussendlich einigte man sich auf die kostengünstigste und kürzeste Variante mit dem heutigen Standort der Talstation am Fusse des Tarmuzes zwischen der RhB-Linie und der Kantonsstrasse. 

Die Gründerzeit 1949-1958
1949. Die oben genannten Wegbereiter überliessen die Umsetzung der neuen Idee den unten aufgeführten Gründungsvätern einer Schwebebahn von Rhäzüns nach Feldis. Diese trafen sich anlässlich einer ersten Sitzung der „Schwebebahn AG Feldis/Veulden“ im Restaurant Calanda in Chur, und zwar am 11. April 1949.

An dieser ersten Verwaltungsratssitzung berieten die Gründerväter,
-Johann Tscharner, Präsident, Feldis/Veulden
-Alfons Heini-Fetz, Präsident, Rhäzüns (1891-1952)
-Dr. A. Mattli, Rechtsanwalt, Chur, und der als Berater zugezogene
-Otto Anton Vieli-Rudolf, Rhäzüns (1905-1989)

Über die Konstituierung des Verwaltungsrates mit Johann Tscharner als Präsident, des Weiteren über die Bearbeitung des Konzessionsgesuches und Erarbeitung der technischen und finanziellen Grundlagen für die Schwebebahn AG. Anlässlich der nächsten VR-Sitzung vom 23. April 1949 konnte schon zu aller Zufriedenheit festgestellt werden, dass das Konzessionsgesuch von Bern grundsätzlich positiv beurteilt wurde. Im Weiteren ist erwähnenswert: Im Falle von kriegerischen Ereignissen sei die Bahn „unbrauchbar zu machen“, wird im Konzessionsvertrag des Amtes für Verkehr festgehalten.

1950. Das nächste, schriftliche belegte Treffen war dann die Ausserordentliche Generalversammlung der „Schwebebahn AG Feldis/Veulden“ vom 30. Juni 1950, an der von einem Kostenrahmen von sage und schreibe 1.171 Millionen die Rede war – einer Summe, die sicher jenseits von allen Vorstellungen der Initianten lag und die, wenn sie wirklich richtig protokolliert wurde, allen Beteiligten einen gehörigen Schreck eingejagt  haben muss. Man kann davon ausgehen, dass die Kosten entweder falsch berechnet oder protokolliert waren.

1951. Am 5. Juni wurde für die zukünftige Schwebebahn die endgültige Konzession des „Eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartements“ auf 20 Jahre erteilt. Damit war eines der grössten Hindernisse für die neue Schwebebahn aus dem Weg geräumt.

1952. Am 20. Mai wurde anlässlich einer weiteren Ausserordentlicher Generalversammlung der Verwaltungsrat um die folgenden Mitglieder erweitert: Felix Murk, Stationsvorstand Rhäzüns, und Georg Raguth Tscharner, Feldis.

Im gleichen Jahr, am 10. Oktober, wurde mittels eines Zirkularbeschlusses Felix Murk zum Präsidenten des Verwaltungsrates der Schwebebahn Feldis/Veulden AG ernannt.

1956. Da in der Korrespondenz zwischen den Verantwortlichen der Schwebebahn und dem Eidgenössischen Amt für Verkehr seitens des Amtes im Hinblick auf die werdende Luftseilbahn wiederholt von der „Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis AG“ gesprochen wurde und auch die Konzession vom Juni 1951 dieses Kürzel erhielt, wurde anlässlich der GV vom 24. September 1956 der Name „Schwebebahn Feldis/Veulden AG“ definitiv zu „Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis AG“ abgeändert. Des Weiteren wurde neben der Namensänderung auch die dazugehörige, heute allen sehr vertraute Abkürzung „LRF“, wie sie ebenfalls vom Bundesamt für Verkehr (BAV) verwendet wurde, offiziell beschlossen. 

Zudem wurde an dieser GV erneut der Verwaltungsrat erweitert respektive neu bestellt. Er präsentierte sich nun wie folgt:
-Felix Murk, Rhäzüns, als Präsident
-Willy Habegger, Thun BE
-Paul Barandun, Feldis
-Anton Raguth Tscharner, Feldis                      
-Fritz Berger, Rhäzüns 
-Werner Kast, Thusis

1957. Die Aufträge für den Bau der LRF waren zu diesem Zeitpunkt zum grossen Teil schon vergeben. Allerdings gab es Schwierigkeiten in Form des Einspruchs des kantonalen Bauamtes, der zur Folge hatte, dass die Errichtung der Talstation verschoben werden musste, was neben der dadurch notwendigen Neubearbeitung der Pläne auch eine Erhöhung der geplanten Kosten zur Folge hatte. An der gleichen GV wurde auch beklagt, dass rund 100`000.- Fr. des Aktienkapitals immer noch fehlten, mithin also nicht alles Kapital einbezahlt worden war. Bezüglich der  Aufnahme des Betriebes rechnete man noch sehr zuversichtlich mit dem 1. Mai 1957.

 
Photo 1947: Bauplatz Talstation LRF. Saulzas noch im Urzustand. (Sammlung chrsp.)

31. Juli 1958. „Kollaudation der Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis“ und Freigabe der Inbetriebnahme auf den 1. August 1958.

Die Aufnahme des Betriebes erfolgte am 1.8.1958.
Die Gewinn- und Verlustrechnung präsentierte sich vom August 1958 bis zum August 1959 – also über ein volles Betriebsjahr hinweg – wie folgt:
Einnahmen: 63`376.55
Ausgaben: 43`152.30
Betriebsüberschuss: 20`224.25                                       


1965. Postkarte (Sammlung chrsp.)

Die Bahn hebt wirtschaftlich ab: 1959-1998
1959. Im ersten Volljahr transportierte die LRF 17`700 Passagiere
1960. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten für die LRF zwei Festangestellte und eine Aushilfe. Im zweiten Jahr transportierte die LRF bereits 38`756 Passagiere.


1967. Hotel - Seilbahn, Fam. Simoness (Sammlung chrsp.) 

1964. Im Frühling stirbt der amtierende VR-Präsident Felix Murk-Dalbert nach kurzer schwerer Krankheit. Als Nachfolger für ihn wurde sein Sohn Gianin Murk ernannt.

      
1986. Flugaufnahme: Talstation LRF Rhäzüns-Feldis zwischen RhB-Linie und Kantonsstrasse. (Sammlung chrsp.)

1997. Total wurden in den vorangegangenen 10 Jahren ohne die Routine-Arbeiten wie regelmässiger Service und Unterhalt rund 1.6 Mio. Franken ausgegeben, um den technisch  einwandfreien Zustand der Bahn zu gewährleisten.

Zukunftsperspektiven und Ausblick „Bahn 2000“ 1999-2008 
Ein leidenschaftsloser Blick in die Zukunft: Es ist in der Tat nicht nur der Rost, der zuweilen an den Seilen und Masten zu Nagen versucht! Die kleine Bahn sieht sich vielmehr mit einem ganzen Paket strukturell bedingter Probleme konfrontiert. Aus der Sicht des Bundesamtes für Verkehr BAV kann angenommen werden, dass die Luftseilbahn für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre gesichert ist. Für den VR stellen sich bezüglich der Zukunft der LRF eine ganze Menge verzwickter Fragen, die zu lösen nicht mehr allzu viel Zeit vorhanden ist. Und auch wenn dieser die mutige und engagierte Tradition der Gründerväter fortzusetzen gewillt ist, hat er sich doch im Sinne seines Auftrages bald einmal auch mit dem „Worst-Case-Szenario“, dem Abbruch der Anlage nach Ablauf der Konzession im Jahr 2011, zu beschäftigen. Bis dahin wird sich der VR allerdings noch sehr ernsthaft mit vielen anderen Szenarien auseinandersetzen. Der momentane VR sollte eigentlich dafür bürgen, dass die Flinte nicht zu früh ins Korn geworfen wird.
Es sind dies die Herren:
-Gianin Murk, Chur, VR-Präsident
-Othmar Theus, Domat/Ems, Vizepräsident / Fredi Bernard, Feldis
-Johann L. Camenisch, Chur / Magnus Camenisch, Rhäzüns
-Gaudenz Valaulta, Domat/Ems, Vertreter der RhB  

1999: Neue Bushaltestelle LRF Talstation Rhäzüns von „dr Bus vo Chur“ mit Wendekreis. Ab 2003 auch für Postautos. Die Haltestelle mit Einbezug des Postautobetriebs konnte von der Gemeinde Rhäzüns und dem Amt für Energie und Verkehr Graubünden in Zusammenarbeit mit der Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis LRF auf deren Wunsch realisiert werden. 

2000. Abbruch oder grösserer Neubau?

2003. VR-Sitzung vom 16.Mai:
Es zeichnet sich ab, dass, zusammen mit den Folgekosten, welche die vom BAV verlangte Sanierung der Stützen-Fundationen nach sich ziehen würde, eine Renovation deutlich über eine halbe Million Franken kosten würde. Der VR macht sich zunehmend Gedanken über ein Vorziehen des Bahnneubaus. Einige wichtige Argumente sprechen für einen vorgezogenen Neubau im Jahre 2007, allen voran die drastische Änderung der Bahn-Subventionspolitik, die plötzlich in aller Munde ist.
Der VR-Präsident stellt den möglichen Verlauf der Erneuerungsarbeiten vor. Anschliessend teilt der VR dem Bundesamt für Verkehr mit, dass er sich für das Vorziehen des Neubaus entschieden hat. 

2005. Ein völlig unerwarteter Todesfall erschüttert den Verwaltungsrat der LRF. Am 11. Februar ereilt ihn die Nachricht, dass der Verwaltungsrats-Präsident, Gianin Murk, gestorben ist.
Murk hinterlässt eine grosse Lücke sowohl als liebenswürdiger Mensch wie auch als kompetenter Präsident dieser Luftseilbahn. Und deshalb freut sich der VR umso mehr, dass gerade noch rechtzeitig sein Sohn Renato Murk in den Verwaltungsrat der LRF eingetreten ist, um die beispielhafte präsidiale Kontinuität der Familie Murk in gerader Linie fortzuführen.

Gianin Murk

2006. An der GV vom 30. Juni lässt der neue Präsident die wichtigsten Meilensteine des Neubaus Revue passieren, von der Ausarbeitung des Finanzierungskonzeptes im Mai/Juni 2005 bis zum Ende der Bauarbeiten am 2. April 2006. 
Das Projekt erhält deutlichen Rückenwind durch die grosszügige finanzielle Unterstützung der direkt beteiligten Gemeinden Feldis/Veulden, Rhäzüns/Razén und Domat/Ems im Betrag von je 100`000.- Franken. Die für den Bau direkt verantwortliche und ungemein rührige Betriebskommission übernimmt einen grossen Teil der direkten Steuerung des Neubaues. Ihr gehören die Kollegen Roman Bernard und Magnus Camenisch an und auf deren Schultern ruht fortan ein erheblicher Teil der operativen Last. Am 25. November 2006 zelebrierte der VR mit den Vorständen der beteiligten Gemeinden die Inbetriebnahme der neuen Bahn. 


2006: Neue Talstation im Rohbau (Sammlung chrsp.) 

Am 3. Februar 2007 wurde die offizielle Einweihung gefeiert. Es ist geschafft. Natürlich kämpfen wir noch mit den Finanzen, aber wir werden über die Runden kommen.2 Die LRF fährt fortan durchgehend bis zum Erscheinungsjahr der Chronik (2019) in den schwarzen Zahlen.

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