45. Mineralquelle

„Rhäzünser“ ist ein Schweizer Mineralwasser aus den Bündner Bergen mit einem der höchsten Mineralgehalte unter den Mineralwassern. Dank seiner ausgewogenen Mineralisierung eignet sich „Rhäzünser“ besonders gut als Durstlöscher bei Bewegung und Sport sowie idealer Begleiter zum Essen. 
Die Quelle entspringt am linken Ufer des Hinterrheins unweit des sogenannten Rhäzünsersteins (Tgeum da l`aura) am Fuss des Heinzenbergs. Sie wird in einer Tiefe von 50 Metern gefasst. Das Mineralwasser kommt nach circa 18 Jahren in Rhäzüns an die Oberfläche. Das natürliche Mineralwasser wird in seiner ursprünglichen Reinheit abgefüllt.1

1797: Erste Erwähnung der Heil- und Mineralquelle Rhäzüns. Das Mineralwasser wurde wegen seiner (behaupteten) Heilwirkung von Ärzten schon früh besonders bei Nieren- und Blasenleiden, Gicht und Rheumatismus sowie Appetitlosigkeit empfohlen.

1826: Die Mineralquelle wurde nach Unwettern in den Jahren zuvor von Geröll und Schlamm befreit. Als Heilquelle scheint das Mineralwasser von Rhäzüns schon seit dem 19. Jahrhundert benutzt worden zu sein. Einige Rhäzünser erinnerten sich noch im 20. Jahrhundert, dass in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts an Sonn- und Feiertagen aus der Umgebung (aus dem Domleschg, vom Heinzenberg, aus Ems, Trins) massenhaft Leute zur Quelle kamen, um Wasser von derselben heimzutragen.     

1848: Dr. med. Petrus Josephus Alois Vieli-Blumenthal (1815-1858), Rhäzüns, fasst die Mineralquelle und verwendet dieselbe oft und vielfach, zum Teil mit erstaunlichem Erfolge, wie berichtet wird, z. B. bei einem gefährlich Kranken (Schwindelsüchtigen), bei dem keine anderen Medizinen mehr helfen wollten, sowie bei einem anderen Patienten den alle bereits aufgegeben hatten. Dr. Vieli selbst schreibt: „Die Quelle eignet sich namentlich für Frauen- und Kinderkrankheiten, aber auch recht gut für Verschleimungen der Brust und des Unterleibs.“ (15.Juni1853)

Oktober 1868: Die Mineralquelle wurde durch die gewaltigen Hochwasser vom Oktober verschüttet. Die Quelle lag damals ganz exponiert am ungeschützten Rheinufer, und konnte erst 1892 wieder aufgefunden werden.

1891: Gestützt auf die oben erwähnten und andere Schriftstücke (1848), die sich im Nachlasse von Dr. Vieli fanden, unternahm ein im Jahre 1891 gebildetes Konsortium die Aufdeckung und Neufassung der Heilquelle.

1892: Da die Quelle auf Rhäzünser Gemeindegebiet liegt, musste zuerst mit der Gemeinde ein Abkommen ausgehandelt werden, über eine Abtretung eines Teiles ihrer Rechte. Dann ging‘s ans Nachforschen, das umso mühsamer war und unsicherer, als man nicht einmal die Stelle kannte, wo die Quelle früher gefasst war. Schliesslich konnte durch ältere Leute noch einige Wegleitung gegeben werden, und so begannen im Winter 1892/93 die Arbeiten unter der Leitung eines Ingenieurs aus Schaffhausen. Das Geschiebe, Sand, Lehmschichten und gröberes Gestein hatten sich einige Meter hoch über der Quelle abgelagert. Die Quelle zeigte sich durch das aufdringende Wasser, das sehr reich an Luftbläschen und von etwas höherer Temperatur als das Rheinwasser war. Ein paar Tage später wurde auf ähnliche Weise in gleicher Höhe des Schachts eine zweite Quelle entdeckt. Die Quelle wurde aufgefunden und bis auf weiteres sorgfältig provisorisch gefasst. 

1907 wurde ein Konzessionsvertrag mit der Gemeinde ausgemacht, der bis 1989 seine Gültigkeit behielt.

17. Juli 1909: Bevor die Quellen endgültig gefasst und gesichert wurden, unterzog man dieselben eingehenden Untersuchungen in geologischer und chemisch analytischer Beziehung. Der zu dieser Zeit bekannte Geologe, Herr Prof. Dr. Heim in Zürich, äussert sich in seinem Gutachten vom 17. Juli 1909 dahin, dass die Hauptsache, welche eine Thermalfassung anstreben muss, erreicht sei: nämlich vollständige Trennung der Mineralquelle von allen nichtmineralischen Wassern. „Wir haben die Mineralquelle rein und unvermischt vor uns“, schreibt Prof. Dr. Heim. Er berechnet den Ertrag auf über 200 Minutenliter und konstatiert eine Wassertemperatur der Terme von 17,8°C. (Normales Quellwasser hat eine Temperatur von 7 bis 8°C.). Die chemische Analyse, qualitativ und quantitativ, wurde von Herrn Prof. Dr. G. Nussberger, Kantonschemiker in Chur, ausgeführt. Das umfassende Gutachten bezeichnet den Charakter der Mineralquelle Rhäzüns als denjenigen einer Subtherme und eines alkalischen Mineralwassers mit freier Kohlensäure.
Seither harren die Rhäzünser Thermalquellen neuerdings ihrer heilwirkenden Zweckbestimmung, die in zweifacher Gestaltung zur Realisierung gelangen kann: 
1. Durch Anwendung als Kurmittel zum inneren Gebrauch und zur Speisung besonders heilkräftiger Bäder.
2. Durch zweckmässigen Vertrieb als Mineral-, Tafel- und Medizinalwasser.

Mit dem Erfolg der Quellen-Analysen gerieten einige Bürger in eine Euphorie und waren voller Tatendrang. Sie wollten nicht nur eine Firma gründen für eine Mineralwasserabfüllanlage, sondern sie gründeten eine Firma, die wie folgt genannt wurde:

„Bad und Kurhaus der Rhätischen Mineralheilquellen AG Rhäzüns“Die neu gegründete Firma hatte nebst der Abfüllanlage fürs Tafelwasser noch etwas sehr grosses vor, ja sogar etwas masslos Gigantisches. So liess die Firma eine Studie von fremden Fachberatern anfertigen über ein Projekt eines Kurhotels mit über 200 Betten, das auf dem Tarmuz-Bass, beim Schloss Saulzas oder in Undrau entstehen sollte. Das Hauptaugenmerk lag auf dem Tarmuz-Bass. 


Projekt "Bad und Kurhaus der Rhätischen Mineralheilquellen AG Rhäzüns", Tarmuz-Bass

Rhäzüns wäre fast zum Kurort geworden: Die Idee war gewaltig und musste vorerst der Gemeinde unterbreitet werden. In einem Protokoll der Gemeindeversammlung vom 25. Juli 1909 vor der Kirche steht unter Traktandum 1., Gesuch der Mineralwassergesellschaft tscheum dal`aura an die Gemeinde:
„Die Gesellschaft requiriert (ersucht um Rechtshilfe) von der Gemeinde, dass Baumaterialien-Bausteine, Sand, Kies sowie das Quellwasser von Val da Luzis gratis geliefert werden.“ 
Im Protokoll der Gemeindeversammlung vom 24.Juli 1910 im Schulhaus, steht unter Traktandum 1: „Abtretung eines Bauplatzes von 4 ha. (40`000 m2) für das Bad Hotel, das auf dem Tarmuz-Bass erstellt werden soll, dazu das nötige Trinkwasser alles in a-fond-perdu an die Mineralwassergesellschaft“.

Im einem Brief der Beratungsfirma an den Gemeindepräsidenten Caspar Caliezi vom 17. Februar 1911 steht unter anderem:  
„Die Fachberater haben entnehmen müssen, dass die Gemeinde Rhäzüns dem Kurhaus ja gerade feindselig gegenüber stand.“
„Das Tarmuz ist die teuerste Variante, die Zuleitung, die Motoren und Pumpen, die Kaltwasser-Leitung, die Wege vom Dorf zum Bad und zur Quelle kosten über Fr. 50`000.-.  Die gesamten Anlagen werden also für mehrere hundert Betten eingerichtet. Wir müssen deshalb auch Grund und Boden für eine grosse Anlage haben. Wir bemühen uns, es so anzulegen, dass es floriert und der Gemeinde Rhäzüns zur Ehre gereicht. Um dies zu erreichen, bedarf der Mithilfe und der Sympathie der Einwohner von Rhäzüns. Tarmuz ist abseits, weit entlegen. Was muss man den Gästen bieten? Ausser Wasser  und der Aussicht, ein schöner Park, Vergnügungsplätze, Platz für Sonnenbäder, Luftbäder  usw. Ohne dies ist Tarmuz ein verlorener Punkt. Wie können die Einwohner der sehr reichen Gemeinde Rhäzüns an 4 Hektaren ausgerodetem Waidboden hangen, wenn man anderseits Aussicht hat, Kurort zu werden.“

Da sich erstens die Firma mit der Gemeinde Rhäzüns nicht einigen konnte und zweitens die Firma auch nicht genug Geld aufbrachte für das masslos gigantische Objekt, wurde halt nur eine neue Abfüllanlage unmittelbar bei der Quelle erstellt. 

1927: Kauf des Unternehmens durch die Familie Maron-Capra, Hotel Oberalp, Bonaduz. Neben dem Mineralwasser wird neu auch „Rhätisana Citro“ produziert. 

1933: Die neu gegründete „Vereinigte Mineralquellen Rhäzüns und Rothenbrunnen AG“ übernimmt das Familienunternehmen. Die Gesellschaft wird in den Krisen- und späteren Kriegsjahren der 1930er-Jahre wegen schlechten Geschäftsgangs liquidiert. 

1941: Die Passugger Heilquellen AG erwirbt aus dem Konkurs die Nutzungsrechte und den bescheidenen Abfüllbetrieb unmittelbar bei der Quelle.

1965: Während den Bauarbeiten für die neue Abfüllanlage am heutigen Standort in Undrau brennt am 10. Oktober das alte Abfüllgebäude vollständig nieder. Die Produktion konnte erst ein Jahr später wieder aufgenommen werden. Die zwischenzeitliche Marktabsenz konnte kaum mehr wettgemacht werden, weshalb 1970 eine Betriebseinstellung erwogen wurde. Man entschloss sich aber zur erfolgreichen Flucht nach vorne.

1977: Neubeginn mit Werbung im Schweizer Fernsehen.



1976. Winterolympiade in Innsbruck: Der Olympia-Riesenslalom-Sieger von Innsbruck, Heini Hemmi aus Parpan, brachte das Rhäzünser Mineralwasser mit dem Süsswasser-Sortiment schwungvoll in Fahrt.



1979: Quellenkonzessionsvertrag mit der Gemeinde Rothenbrunnen. Die „Rothenquelle“ wird neu gefasst und mit dem Abfüllbetrieb verbunden.  

1980: Installation einer neuen Abfüllanlage, sowie Neubau einer Lagerhalle.

1988: Die Lagerhalle wird erweitert.

1995: Coop erteilt den Abfüllauftrag für die Eigenmarke Swiss Alpina. Hierzu wird eine neue Abfüllanlage gebaut. Swiss Alpina wird mit Mineralwasser aus der „Rothenquelle“ abgefüllt.2

1996: Die Passugger Heilquellen AG erwirbt die Mineralquelle Rhäzüns:  
Die Rhäzünser Gemeindeversammlung vom Mittwoch, den 19. März 1996, beschliesst mit 92 zu 4 Stimmen die Parzelle Nr.1307 in „Tscheum da l`aura“ mit dem Qellrecht für Fr. 2`250`000.00 an die Passugger Heilquellen AG zu verkaufen.

Die besagte Parzelle gehört zum Nutzungsvermögen im Eigentum der Politischen Gemeinde. Für die Veräusserung, Verpfändung und dauernde Belastung des Nutzungsvermögens bedarf es der Zustimmung der Bürgergemeinde. Die Bürgergemeindeversammlung vom 22. März 1996 stimmt dem Verkauf zu. Der Erlös aus der Veräusserung von Nutzungsvermögen fällt in ein Bodenerlöskonto. Aus diesem Konto dürfen Mittel nur aufgrund eines übereinstimmenden Beschlusses der Politischen und der Bürgergemeinde entnommen werden. 
Seit 1907 gibt es einen Konzessionsvertrag mit der Gemeinde. Seit 1989 interessiert sich die Konzessionärin für einen Kauf. Weil die Quellschüttung rückläufig ist, muss eine Sanierung vorgenommen werden. Sie ist nun Sache der neuen Besitzerin.3

1998: Die Feldschlösschen-Gruppe erwirbt die Mehrheitsbeteiligung an den Passugger Quellen und damit auch an der Mineralquelle Rhäzüns und integriert die beiden Betriebe zwei Jahre später vollständig.

2003: Der Ausstoss übersteigt erstmals die Marke von 100 Mio. Litern.

2004: Mit Investitionen von über 14 Mio. Franken werden die Abfüllanlagen in Rhäzüns erneuert, und die Marke Rhäzünser erhält einen neuen Marktauftritt.
Launch von Rhäzünser Plus in den Varianten „Lemon“ und „Peach“.

2005: An den New York Festivals wird die TV-Werbung für das neue Getränk Rhäzünser Plus in der Kategorie Fernsehen und Kino mit der „Silver World Medal“ ausgezeichnet. Bei den Festivals werde die Kreativität von Werbekampagnen im internationalen Vergleich bewertet, heisst es in einer Medienmitteilung. In der Werbung für das neue Rhäzünser-Produkt wird das Zusammenspiel zwischen Rhäzünser Mineralwasser und der Geschmack gebenden Zitrone mit einem Berg als Fruchtpresse dargestellt. 

2005: Eine Gruppe einheimischer Investoren übernimmt den Betrieb in Passugg mit den beiden Bündner Marken Allegra und Passugger von der Feldschlösschen Getränke AG und überführt diese in eine rein bündnerische Gesellschaft: die Allegra Passugger Mineralquellen AG.

2007: Launch von Rhäzünser Plus „Holunderblüte“.

2008: Arkina Mineralwasser wird aus der neu erschlossenen Quelle des Feldschlösschen-Standortes Rhäzüns gefasst und abgefüllt (bis zu diesem Zeitpunkt: im Kanton Freiburg). 

2011: Die Soft-Drink-Produkte der Weltmarke Schweppes werden ab 2011 für die Schweiz in Rhäzüns produziert und abgefüllt. Dazu wurden elf zusätzliche Stellen geschaffen. 
Seit 1985 vertreibt und vermarktet die Feldschlösschen Getränke AG als Lizenznehmerin von Schweppes International die Marke Schweppes in der Schweiz.

2012: Neue Postautohaltestelle Mineralquelle Rhäzüns: Neu hält das Postauto direkt vor der Mineralquelle Rhäzüns. Die Postautohaltestelle konnte zusammen mit dem Amt für Energie und Verkehr Graubünden und in Zusammenarbeit mit der Mineralquelle Rhäzüns auf deren Wunsch realisiert werden.
Rhäzünser erstrahlt in frischem Glanz: Nachdem anfangs des Jahres die gesamte Aussenbeschriftung dem neuen Markenauftritt angepasst wurde, grüsst unübersehbar der typische Rhäzünser-Steinbock alle Vorbeifahrenden.4