43. Gemeindebetriebe

Wasserversorgung

„Wasser ist die Grundvoraussetzung für das Leben: ohne Regen und Schnee kein Trinkwasser, keine Landwirtschaft, keine Gewässer mit Fischen, keine Flüsse für Gütertransporte, keine Industrie usw. Jeder Schweizer und jede Schweizerin verbraucht laut dem Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfaches (SVGW) täglich rund 162 Liter Wasser, davon allein 46 Liter für die Toiletten-Spülung und 40 Liter zum Duschen oder Baden.“ 01  (SVGW)

Das Trinkwasser in Rhäzüns wird wie anderswo auch „Hahnenburger“ genannt und entspringt zu 100% als Quellwasser. 
Die Gemeinde Rhäzüns verfügt über eine gute, sichere Wasserversorgung und eine zeit- und vorschriftsgemässe Abwasserreinigung.1

Klima: Der ganze Talkessel rund um Rhäzüns bildet eine Trockenzone, in der nur durchschnittlich 90 bis 120 cm Niederschläge im Jahr fallen. Das Gebiet um Rhäzüns gehört zu den trockensten und mildesten Gebieten der Schweiz.  M.s.u. 4. Entwicklung der Land- und Volkswirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert.

Gelände- und Bodenbeschaffenheit: Das Gelände in Rhäzüns ist teils eben, grösstenteils jedoch geneigt und in östliche bis nordöstliche Richtung orientiert. Die Talebene ist eine durchlässige, kiesige Fluss- und Gletscher-Ablagerung, in die der Rhein ein ca. 50 bis 60 m tiefes Bett eingefressen hat. Der Grundwasserspiegel liegt zu tief, als dass er wirtschaftlich ausgenützt werden könnte. M.s.u. 4. Entwicklung der Land- und Volkswirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert.

Der ganze Bergrücken des vorderen Heinzenberges besteht aus zwei verschiedenen Bündner Schiefern, nämlich einem lockeren, durchlässigen und einem ziemlich undurchlässigen Schiefer. An flacheren Stellen bilden sich Tümpel und stellenweise ist der Boden versumpft. Trotz allem ist auch dieser Hang im Allgemeinen trocken, insbesondere die auf der Bergkuppe liegende Partie der Alp, wo nur eine ergiebige Quelle zu finden ist. Andere Quellen reichen gerade einmal aus, um als Viehtränke-Stellen zu dienen. Der lehmige Schiefer wird bei Trockenheit sehr hart und die oberste Bodenschicht verkrustet.2 
In den tiefer liegenden Regionen zwischen 1150-1400 m ü. M. haben wir einige Quellen. Die beste Quelle finden wir um Lag Miert und Tschaneuntas. Ein paar kleinere Quellen gibt es auch im Culm, in Bleis Culm dadens, Blans, Pleum sura, Rosas, Blans sut und Fantanuglias. 

Weitere Quellen: Zwischen 750 und 1150 m ü. M. finden wir ca. 25 kleinere und grössere Quellen und etliche Sümpfe. Valbella, Val Luazas, Runcaglia, Tuff, Vialva, Runcalatsch, Malèr, Feuns, Spegnas, Val da strias, Puleras, Palius und Veier-Caumas. Bäche, die vom Heimberg das ganze Jahr über bis ins Tal fliessen, gibt es nur gerade fünf. Sie entstanden aus den oben genannten Quellen. Der Weihermühle-Bach fliesst ab Caumas auf Bonaduzergebiet weiter (Lag, Kruttgarten). Flurbewässerung: Bis Mitte des 20. Jahrhunderts haben die Rhäzünser Bauern seit Menschengedenken die Felder bewässert, die südwestlich des Dorfes, vom auslaufenden Berghang bis in die Ebene hinaus, liegen. Das Bewässerungswasser wurde durch einen Bachgraben (dutg genannt) geleitet und je nach Zufluss mit Steinplatten staute man so, um auf die einzelnen Wiesen zuverteilen.
Dies war nur am auslaufenden Berghang möglich: von Runcaglia, Runcalatsch, Undrau Genna sura, Via alva, Prau radund, Surual, Prada, Campeum sura, Puleras, Mulegn Veier und Caumas. 

Als zusätzliches Reservoir wurde ein künstlicher See angelegt, der etwa 1800 m3 faste. Bei einer länger anhaltenden Trockenzeit wurde einige Meter unter Prau radund auf der gegenüber liegenden Seite der Alpstrasse ein künstlicher See (Lag) angelegt. Gefüllt wurde der See mit Wasser aus dem Überlauf des Reservoirs, das aus der früheren Regenzeit stammte. Der See erfüllte mehrere Zwecke, nämlich: Wasser für den Haushalt, das aber abgekocht werden musste, für den Antrieb der Mühle, als Viehtränke, für das Einlegen und die Vorbehandlung der Leinen- und Flachspflanzen etc. 
Im Winter diente der gefrorene See der Jugend als Eisfeld!

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not” (Sprichwort)

In den Quellen zwischen Valbella und Feuns auf ca. 800 bis 1000 m ü. M. muss der Heimberg an einigen Stellen Kalkstein eingelagert haben, der sich infolge Auslaugens durch das Wasser und Vermengung mit pflanzlichen Stoffen, Blätter z. B., als Kalktuff oder Tuffstein zeigt.3 

Wasserregal: Dieses Regal (dem König … zustehendes, meist wirtschaftlich nutzbares Hoheitsrecht. Quelle: Duden.de) wurde in der Herrschaft Rhäzüns nicht vom Herrn von Rhäzüns beansprucht. In allen Verträgen zwischen dem jeweiligen Herrn und den Nachbarschaften bildete dieses Regal auch nie Gegenstand einer Bestimmung.4                                         

1870 meldete Mauritius Theodorus Vieli-Pitz (1830-1900) bei der Gemeinde Rhäzüns, er habe Gründungsinteresse für eine Sägerei und Kornmühle.5 M.s.u. 46. Dorfsägerei und Kornmühle. 

Von 1888 bis 1904 liess die Gemeinde 10 Dorfbrunnen für die Viehtränke mit einer geschlossenen Trinkwasser-Leitung erstellen – dies nicht nur aus hygienischen Gründen, sondern auch, um den nötigen Druck zu erzeugen, damit die mehrstöckigen Häuser mit Wasser versorgt werden konnten. Private konnten gegen Bezahlung einer Gebühr und der Erschliessungskosten die Wasserleitung zu ihren Häusern und Ställen ziehen lassen.6

1902: Mit dem Besitzerwechsel in der Sägerei gingen die Wassernutzungsrechte an Jacob Fetz-Dysch (1844-1912) über. Mit den von der Gemeinde erteilten Rechten und Pflichten konnte Fetz fast sämtliches Quell- und Freiwasser fassen und nutzen. Dafür hatte er zwei Reservoirs (1000 m3 für Kraft- und Löschwasser, 120 m3 für Trinkwasser) sowie eine Druckleitung (System Wasserturbine) auf eigene Rechnung zu erstellen.

1941: Verkauf der Sägerei an Jacob Berger sen., Inhaber einer kleineren Sägerei in Seewis Station, und Sohn Fritz.7 M.s.u. 46. Dorfsägerei und Kornmühle. 
Spätestens im Jahre 2001 wäre der Konzessionsvertrag ausgelaufen. Da die Gemeinde verschiedene Quellen für den Ausbau der eigenen Wasserversorgung dringend benötigt, wurde die Konzession von 1902 auf den 31. Oktober 1985 vertraglich aufgehoben und abgegolten.8 M.s.u. 46. Dorfsägerei und Kornmühle. 

1954: Im Zusammenhang mit dem Asphaltieren der Innerortsstrassen im Dorf wurden im gleichen Arbeitsgang alle Häuser mit Trinkwasser versorgt und somit logischerweise auch mit einer Abwasser-Kanalisation erschlossen.9 

Abwasserreinigungsanlage Tuma lunga 

Ein Gemeinschaftswerk der Gemeinden Rhäzüns, Bonaduz und Tamins sowie der EMS-CHEMIE AG 

ARA Tuma lunga (langer Hügel)
Am 21. Mai 1987 ist in Domat/Ems die Abwasserreinigungsanlage Tuma lunga offiziell dem Betrieb übergeben worden. Diese ARA ist ein Gemeinschaftswerk der oben genannten Gemeinden und der EMS-CHEMIE AG. Sie wurde in den Jahren 1982 bis 1985 gebaut und hat sich seither im praktischen Betrieb bestens bewährt. In der ARA Tuma lunga gelangt in zwei Parallelstrassen ein zweistufiges, modifiziertes Sauerstoffverfahren zur Anwendung. Aus den der Stickstoffgewinnung dienenden Luftzerlegungsanlagen der EMS-CHEMIE AG steht Abluft mit einem auf 36% erhöhten Sauerstoffgehalt zur Verfügung, was zu einem geringeren Energiebedarf, weniger Geruchsproblemen, kleineren Beckenvolumen und damit gesamthaft tieferen Investitions- und Betriebskosten führt. Der aus der Zwischen- und Nachklärung entnommene Überschuss-Schlamm wird entwässert, getrocknet und im Zementwerk Untervaz als Brennstoff eingesetzt. Damit kann einerseits der recht hohe Heizwert des Trockenschlammes verwertet werden, anderseits werden bei der Verbrennung die Schwermetalle der Biosphäre dauerhaft entzogen und im Zementrohmaterial gebunden. Der sonst übliche Austrag des Klärschlammes auf die Felder entfällt. Dank der gemeinsamen Behandlung von kommunalem und industriellem Abwasser kann auf eine Fällung der Phosphate weitgehend verzichtet werden. Zudem bringt dieser Zusammenschluss eine ausgeglichenere Beschaffenheit des Abwassers. In Verbindung mit der zweistufigen biologischen Reinigung erfolgt erstmals in Graubünden auch ein gezielter Abbau des Stickstoffes in einer Abwasserreinigungsanlage. Die Anlagekosten für die ARA ohne Kanalisatiosbauten liegen bei ca. 13,5 Mio. Franken. Die Gemeinden Rhäzüns, Bonaduz und Tamins tragen davon einen Anteil von ungefähr 1,4 Mio. Franken und die EMS-CHEMIE AG einen Anteil von ca. 12.1 Mio. Franken. Die Bundes- und Kantonsbeiträge liegen bei rund 57% der Investitionssumme. Die ARA Tuma lunga wurde unter der Bauherrschaft der EMS-CHEMIE AG projektiert, gebaut und in Betrieb gesetzt, wobei das Verfahren für den Einsatz von Sauerstoff zur Reinigung der Abwässer von der Firma Linde AG in München stammt. Die Anlage wird durch Fachpersonal der EMS-CHEMIE AG betrieben. Am 13. Juni 1987 wurde die neue Abwasserreinigungsanlage Tuma lunga der Bevölkerung der beteiligten Gemeinden und dem Personal der EMS-CHEMIE AG anlässlich eines Besuchstages vorgestellt.1


Photo aus Terra Grischuna 4/1987. Der Tuma lunga (lange Hügel) östlich der ARA gab dieser ihren Namen und schirmt sie gegen Domat/Ems, Bahn und Strasse ab.    

 

Waldwirtschaft  

Zum Wald allgemein: Den Begriff Wald kann man nur wirklich verstehen, wenn man sich die Funktion des Waldes als Ökosystem deutlich vor Augen hält. Ein Wald ist ein natürliches Ökosystem mit einer Lebensgemeinschaft von dicht stehenden Bäumen, mit einer speziellen Tier- und Pflanzenwelt sowie mit bestimmten Klima- und Bodenbedingungen. Hinsichtlich der Entstehung des Waldes unterscheidet man zwischen dem ohne menschliches Zutun gewachsenen natürlichen Wald (Urwald), dem nach menschlichen Eingriffen (z. B. Rodung) natürlich nachwachsenden Sekundärwald und dem vom Menschen angelegten Wirtschaftswald; hinsichtlich des Baumbestandes zwischen Reinbestand (eine einzige Baumart) und Mischbestand (mehrere Baumarten; Mischwald). Die Pflanzen des Waldes stehen miteinander in ständiger Wechselbeziehung, indem sie sich gegenseitig fördern oder miteinander um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren. Das Waldklima zeichnet sich im Verhältnis zum Klima offener Landschaften durch gleichmässigere Temperaturen, höhere relative Luftfeuchtigkeit, geringere Lichtintensität und schwächere Luftbewegungen aus. Der Wald vermag aus seinem Boden grosse Wassermengen schnell aufzunehmen und darin zu speichern. Die Wälder der Erde unterscheiden sich wesentlich in ihrem Baumbestand, der durch die jeweils unterschiedlichen ökologischen Faktoren bedingt ist. Der tropische Wald in den niederschlagsreiche Streuschicht Gebieten ist durch üppiges Wachstum  und Artenreichtum charakterisiert. In den Subtropen erscheinen mit zunehmender Trockenheit Hartlaubgehölze. Die gemässigte Region ist durch sommergrüne Laubwälder in Gebirgslagen, besonders durch Nadelwälder, charakterisiert, die auf der Nordhalbkugel in einen breiten Nadelholzgürtel übergehen.1



Frühjahr 2013: Rhäzünser Wald. (Sammlung chrsp.)

 

Waldrechte in der Frühen Neuzeit zwischen 1500 und 1819 im Rhäzünser Herrschaftsgebiet
Zunächst müssen wir festhalten, dass Österreich sich alle Hoch- und Schwarzwaldungen in allen ihren mit den Pfandinhabern abgeschlossenen Verträgen vorbehielt. Trotzdem verwüsteten die Untertanen diese Waldungen und fällten darin Holz nach ihrem Belieben. Es muss deshalb nicht erstaunen, dass österreichische Kommissarien die rhäzünsischen Untertanen daran erinnern mussten, dass die Hoch- und Schwarzwaldungen gemäss Verkaufbrief vom 1. Januar 1586 von Österreich reserviert worden waren, und die Untertanen deshalb nicht befugt seien, dort Holz zu schlagen. Johann II. v. Planta hatte auch verlangt, dass ein Waldmeister eingesetzt werde. Die österreichische Regierung glaubte aber, dass es genügen werde, den Untertanen durch ein Verbot das Holzschlagen zu verbieten.
In den Pompejischen Verträgen mit Felsberg, Bonaduz und Rhäzüns wurde bestimmt, dass ein Herr kein Recht haben sollte, weder in den Alpen noch anderswo, Holz zu nehmen. Davon ausgenommen war das Brennholz. Diesbezüglich hatte der jeweilige Herr von Rhäzüns die gleichen Befugnisse wie die Nachbarn. Auch in Bezug auf die Bannwälder galten für einen Herrn von Rhäzüns die gleichen Bestimmungen. Im Vertrag mit der Nachbarschaft Ems bestand eine andere Regelung. Dieser Vertrag legte nämlich fest, dass ein Herr von Rhäzüns „keine Gewalt haben sollte, in den Alpen und Waidt“ Holz zu schlagen. In der kaiserlichen Ratifikation der Konvention zwischen Kommissar Johann Travers und den Nachbarschaften Rhäzüns und Bonaduz wurde ausgeführt, dass der Herr aus jeder Gemeinde die Hälfte an Bannholz nach „Notdurft“ und ohne Auflage nehmen könne. Brennholz durfte ein Herr wie ein anderer Gemeindsmann sammeln, mit Vorbehalt, dass der Herr die Lärchen, die zur Erhaltung der Brücken zu Reichenau nötig waren, möglichst zu schonen hatte. Im Vergleich zwischen Johann Travers und der Nachbarschaft Felsberg wurde diese verpflichtet, Holz aus ihren Bannwäldern nehmen zu lassen, das für Torkel, Güter und Behausung in Felsberg nötig war. In einem Vergleich mit Johann Travers und der Nachbarschaft Felsberg vom 7. Januar 1680 wurde betreffend die Holznutzung deklariert, dass die Bannwälder möglichst geschont werden sollten. Die Nachbarn hatten deshalb von Zeit zu Zeit Holz aus ihren Wäldern zur Verfügung zu stellen, um die Herrschaftsgebäude in Felsberg erhalten zu können. Brennholz gehörte dem Herrn wie einem anderen Nachbarn, allerdings nur für den Eigengebrauch und nicht für den Verkauf.
Im Gegensatz dazu wurde in der gleichen Konvention zwischen dem Herrn von Rhäzüns und den Nachbarschaften Ems sowie Obersaxen vereinbart, dass die Holznutzung den Nachbarschaften in den Wäldern, Maiensäsen und Alpen allein zustehe. 
Der Rhäzünsische Vergleich von 1696 hielt an der bisherigen Ordnung fest. Ein Herr von Rhäzüns hatte die gleichen Befugnisse bezüglich Bau und Brennholz aus rhäzünsischen oder bonaduzischen Wäldern, wie ein anderer Nachbar. Betreffend die Wunn- und Weiderechte bestand kein Unterschied zwischen einem Herrn von Rhäzüns und einem Nachbarn.2 

Die Zeit nach der Rhäzünser Herrschaft: von 1819 bis 1850
Bis um 1850 wurden die Bündner Wälder vor allem durch den Holzschlag für die Bergwerke und den Export stark übernutzt (für die Herstellung von Holzkohle und Flössen für die Rheinflösserei), so dass die Waldfläche insgesamt schrumpfte, was auch Naturkatastrophen zur Folge hatte. (…)3 M.s.u. 37. Handel u. Transportverkehr vom 14. bis Ende des 19. Jahrhunderts

Was in langen Jahrhunderten an Misswirtschaft gesündigt worden war, wurde in Katastrophenfällen sichtbar. Die schlimmsten Hochwasser waren jene der Jahre 1816/17 (schuld daran war der Vulkan Tambora),1834 und 1868, die gewaltige Zerstörungen zurückliessen. Besonnene erkannten, dass eine wesentliche Ursache der grossen Wassernot in den rücksichtslosen Waldnutzungen zu suchen sei. Mit dem Verbot der schrankenlosen Abholzungen begab sich der kantonale Gesetzgeber auf den richtigen Weg.4 M.s.u. 13. Lawinen, Rüfen und Erdbeben. 

Seit 1837 im Dienste des Waldes: Die eidgenössischen und kantonalen Forsterlasse: Aufgrund der geltenden forstlichen Bestimmungen leitet und beaufsichtigt der kantonale Forstinspektor den Forstdienst. Die Kreisförster sind für die fachgerechte Pflege und Bewirtschaftung der ihnen unterstellten Waldungen, für das Projekt- und Bauwesen sowie für die Einhaltung der eidgenössischen und kantonalen Forsterlasse verantwortlich. Die rund 180-jährige Aufbauarbeit darf sich sehen lassen. Noch vieles aber bleibt zu tun. Die erhöhten Ansprüche der Bevölkerung an den Lebensraum und die Bedrohung durch grossräumige Luftverschmutzung stellen Herausforderungen an die gegenwärtigen und zukünftigen Förstergenerationen dar.

Was heute als selbstverständlich gilt, musste vor 177 Jahren (1837) unter schwierigsten Bedingungen erworben werden. Erst die verheerenden Unwetterschäden im vorletzten und letzten Jahrhundert brachten Einsicht, dass unsere Gebirgswälder auf grossflächige Abholzungen und Raubbau empfindlich reagieren. Mit der Wahl des ersten Kantonsforstinspektors im Jahr 1837 wurde denn auch der Grundstein für den heute funktionierenden und gut ausgebauten Bündner Forstdienst gelegt. 

Doch wurde eine geregelte Forstwirtschaft erst mit dem eidgenössischen Gesetz von 1876 durchsetzbar. Der Forstdienst hatte den Auftrag, die zerstörten Wälder wieder herzustellen, entsprechende Forstbetriebe anzustreben und zusammen mit den Waldbesitzern alle Vorkehrungen zum Schutze von Wäldern, Siedlungen und Verkehrsträgern zu treffen. Die Wälder weisen allgemein beachtliche Holzvorräte auf und sind zum Zwecke der Nachhaltigkeitskontrolle eingerichtet.5 


5. Dezember 1868: Regulament dils uauls per la vischnaunca de Razén. 
Conclusiu: Il sura regulamen dils uauls ei vegniu acceptau sut ils 5.12.1868 et approbau dil Cussegl Pign sut ils 27 de Marz e passa directamein en vigur.

Regulierung des Waldes der Gemeinde Rhäzüns: ein 13-seitiges Heft das alle einschlägigen Regelungen beinhaltet.
Abschliessend wurde es am 5. Dezember 1868 vom Kleinen Rat genehmigt und trat sofort in Kraft.                          


Waldwirtschaft ab Anfang des 20. Jh
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Aus dem Wirtschaftsplan von 1931/45:
Kauf von Parzellen
1913: Bergwiese zur Unteralp (il Culm): 4.85 ha, Fr. 1`950.-
1916: Ankauf Wiese für Pflanzgarten: 0.16 ha, Fr. 747.-  
1919: Maiensäss Malé (Culm dil`s Marons): 3.81 ha, Fr. 8`000.-
1927: Enklave von sorts da Spinas: 1.84 ha, Fr. 4`000.-
1931: Grenzänderungen in Cabrio
1931: waren 828 ha Wald im Besitz der Gemeinde.

Pflanzgarten 
Bis in den 1950er-Jahren betrieb das Forstamt Rhäzüns einen Pflanzgarten in Figiu.
Kulturtabelle von 1911/30:
Pflanzen gesetzt für Fr. 13`866.-
Fichten: 106`650 
Lärchen: 25`580
Picea (Pungens): 1`000
Buchen: 200
Erlen: 500
Nussbäume: 50

1920/22: Das Maiensäss Malé wurde in diesen Jahren mit Fichten bepflanzt.

1922/23 wurden auf Crest Ault 5 kg Fichtensamen gestreut.

1930 wurden 12`000 bis 15`000 Faschinen abgegeben. Wald und Landwirtschaftlicher Boden wurden in Klaftern gehandelt. M.s.u. 55. Masseinheiten.

    
12. März 1929: Photo aus Photosammlung Silvester Camenisch-Riedi. Förster Johann Christ. Caliezi-Caminada (1878-1935) mit Forstgruppe. (Sammlung chrsp.)


Photo um 1930/35 aus: Photosammlung Silvester Camenisch-Riedi.
Die Fuhrmänner des Gutsbetriebes „Sägerei Rhäzüns P. Vieli & Cie.“: Albert Schneider, Josef Riedi-Schröttenthaler (1855-1945), Martin Caduff-Cajochen (1885-1960) und Plazi Monn-Tschalèr (Sammlung chrsp.)

Die Waldfläche von Rhäzüns
Die gesamte Waldfläche von Rhäzüns umfasst ca. 884 ha, wovon ca. 60 ha (60 Parzellen) in privatem Besitze und 620 ha in Gemeindebesitz sind. Vom Gemeindewald gelten 537 ha als Hochwald und 301 ha als bestockte Weiden. Die Gemeinde verfügt über einen jährlichen Hiebsatz von ca. 3000 fm. Der Gemeindewald erstreckt sich von der Talsohle auf 601 bis auf 1942 m ü. M.

Trennung von Wald und Weide: Anfang der 1970er-Jahre wurden die Heim- sowie Alpweiden vom angrenzenden Wald mit einem dichten, für Rindvieh nicht passierbaren Zaun getrennt. Es konnten seither bei beiden Arten von Nutzungsflächen befriedigende Erträge erzielt werden.

An Bürger und Niedergelassene wurde für einen kostendeckenden Preis jährlich ein Quantum von 6 Ster Brennholz zu einer bescheidenen Taxe abgegeben. Auch Bauholz (Petitionsholz genannt) wurde für die Erstellung von Wohnhäusern und Ställen zur Verfügung gestellt, wobei Bürger Fr. 18.- und Niedergelassene Fr. 27.- à 1 m3 zu bezahlen hatten. Hinzu kam noch der Rüstlohn, der zu dieser Zeit ca. Fr. 50.- betrug. Rund drei Viertel des gesamten Holzertrages wurden zugunsten der Gemeindekasse verkauft.                                               


1964: Holzfuhr von M. Spadin bei Figiu. (Sammlung chrsp.)

Die Waldwirtschaft blieb bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts für die Gemeinde Rhäzüns eine wichtige Einnahmenquelle. Im Winter bekamen auch einige Bauern und Arbeiter einen Teil dieser Einnahmequelle, ein willkommener Nebenverdienst.6 M.s.u. 4. Entwicklung der Land- und Volkswirtschaft.

Die Wald- und Holzerei-Arbeiten wurden bis zum Zusammenschluss mit Bonaduz im Jahr 2008 durch eine Waldarbeiter-Gruppe von 4 bis 5 Mann ausgeführt, die dem Förster unterstellt waren. Anfangs der 1950er-Jahre wurden Motorsägen eingeführt. Zu Beginn der 1960er-Jahre kaufte die Gemeinde ein Universal-Fahrzeug, den Pullax der Firma Merk; dieser hatte eine Seilwinde, einen Schneepflug, eine Brücke mit Kiepe- Einrichtung sowie Allradantrieb (für Fr. 26`000.-).7


1980. Forstwart-Vorarbeiter Thomas Decasper mit der Pullax der Firma Merk beim alten Werkhof Obermühle.


1982. Instruktion: Holzfällen mit Seilwinde in Prau Videum
 (Sammlung chrsp.)

Wald-Biodiversität
1/3 der Schweizer Bodenfläche ist bewaldet. 
1/2 der Rhäzünser Bodenfläche ist bewaldet (ca. 680 ha) davon sind ungefähr 100 ha Privateigentum. Gemeinde Rhäzüns: 580 ha
Der Wald ist mit Zufahrtsstrassen zeitgemäss erschlossen.10


Links: 1983. Gemeindewerkgruppe: Rosche Heer, Thomas Decasper, Theo Hansmann   Rechts: 1984. bei Prau Radund (Sammlung chrsp.)


1980. Thomas Decasper, Gemeinde-Werkführer (Sammlung chrsp.)
  

   
1991 in Pign greum (Sammlung chrsp.)                                      

1994: Der Werkhof wurde umgebaut und ist mit allen notwendigen Einrichtungen ausgestattet. Er dient sowohl dem Forst- als auch dem Werkdienst. 8   

Werkbetriebe Ratiras Rhäzüns / Bonaduz: 

Die Zusammenführung der Samaritervereine, der Feuerwehren, der Forst- und Werkbetriebe sowie die Recycling-Sammelstellen der beiden Gemeinden im neuen Werkhof Ratiras wird als Erfolg gewertet.10


Photo 2010: Sauber-Broschüre 

Mit dem Neubau der Gemeindebetriebe Rhäzüns/Bonaduz in Ratiras haben unsere beiden Gemeinden die Chance genutzt die Abfallbewirtschaftung umfassend zu optimieren. Innerhalb dieser Infrastruktur konnten die Recycling- und Grünabfallannahmestelle mit verhältnismässig bescheidenem Kostenaufwand ideal integriert werden. Gleichzeitig haben sich beide Gemeinden entschlossen, in ihren Siedlungsgebieten Halbunterflurbehälter zu installieren, so dass die Einwohnerschaft laufend ihren Hauskehricht entsorgen kann.
Die Erfahrungen und Ergebnisse sind umfassend positiv. Die illegale Kehrichtentsorgung hat sich markant vermindert und es fällt eine etwa doppelt so grosse Menge an Recyclinggütern an. Das Umweltbewusstsein der Bevölkerung wurde gefördert und die heutigen Infrastrukturen und Dienstleistungen sind nicht mehr weg zu denken. (…)11 

„Wir haben unsere Umwelt so radikal verändert, dass wir uns jetzt selber ändern müssen, um in dieser neuen Umwelt existieren zu können“. (Norbert Wiener, 1894-1964)


Rhäzünser Baummonumente

Bäume haben ihre eigene Persönlichkeit, ihren eigenen Charakter - grosse Bäume sind wie Monumente. Die Mächtigkeit und Kraft des Baumes lässt sich am besten spüren, wenn man unter IHM weilt. Schon wegen die stammdicken Äste müssen die Riesen bei jedem Windstoss oder gar Sturm die Statik ausbalancieren. Auch sind sie das Zuhause der Vogel- und Insektenwelt.

1952. Der grösste und mehrere hundert Jahre alte Lindenbaum (historische Gerichtslinde) an der Via Casti/am Weg zum Schloss stand unter Schutz und wurde trotzdem gefällt. M.s.u. 33. Hochgericht Rhäzüns (Gerichtslinde).


Aus dem Atlas „Baum- und Waldbilder aus der Schweiz“, 2. Serie, herausgegeben vom Schweizerischen Departement des Innern, 1911.


2016: Gion Geronimi. Lindenbaum von Gion Geronimi und RhB-Station Rhäzüns.


Um 1984 wurde der grösste Nussbaum in der Region an der Via St. Paul unter öffentlichem Protest gefällt.


August 2012: Der älteste und grösste Birnbaum in der Region ist nicht mehr; er wurde „stillschweigend“ wegen der neuen Quartierplanung gefällt. (So blieben Proteste aus.)9