17. Österreichische Rhäzünser Wappen

 


Im Innenraum der Kathedralen-Kirche von Chur. Das Rhäzünserwappen mit der Inschrift Heinrich III. v. Rhäzüns 1255 (Sammlung chrsp.)


Klosterkirche St. Luzen D. Langhausgewölbe mit Ahnenprobe der Erbauer Eitel Friedrich IV. von Hohenzollen und seiner Ehefrau Sybilla von Zimmern (1558-1599). 
Die Herrschaft Rhäzüns (Sammlung chrsp.)


Haupttoreingang zur Kathedrale des Bistums Chur. Das 4. Wappen von li. Rhäzünser Wappen (Sammlung chrsp.)


Wappentafel am Toreingang des Schloss Rhäzüns (Sammlung chrsp.)


Schloss Rhäzüns - Wandgemälde mit Darstellungen aus der Tristansage. Beiseitig: Rhäzünser-Wappen, li. Tristan, re. Isolde und Brangäne. Ende 14. Jh. M.s.u. 9. Volkstümliches: Sagen, Märchen und Legenden

 
2014: Schloss Rhäzüns: Wandgemälde einer Bärenhatz an der Front des alten Westturmes. Ende des 14. Jahrhunderts. Auf einem Front von grossblättrigem Laubwerk ist die Szene friesartig entwickelt: li. der Ritter mit Hunden, vor ihm zwei Knechte, deren einer eben dem von der Meute umstellten Bären den Fang gibt; re. aussen das Wappen von Rhäzüns.(Sammlung chsp.) 


Bild: Das Wappen mit den Reichsinsignien; das von 2. Adler gehaltene, überkrönte und zentral angebrachte Wappen in der Pfarrkirche von Rhäzüns zeugt von der österreichischen Herrschaft von 1497 bis zur Mediation 1815, respektive 1819, als dann definitiv die Übergabe der Herrschaft Rhäzüns an den Kanton Graubünden und die Schweiz erfolgte. M.s.u. 22. Pfarrkirche Maria Geburt. 

Bindenschild am Rhäzünser Hochaltar: Dies ist eines der schönsten österreichischen Wappen in Graubünden, das aus der Zeit um 1700 stammt. Es befindet sich am Oberteil des Hochaltars in der Pfarrkirche St. Maria Geburt in Rhäzüns. In der Mitte über dem Hauptbild des Altars steht: „das Wappen des Hauses Österreich (Bindenschild) von zwei Adlern mit den Reichsinsignien gehalten“.

An den Rhäzünser Handel der Habsburger von 1497 erinnert in der Churer Kathedrale ein leider nur schwer erkennbares Wappen an der östlichen Schmalseite der bischöflichen Betloge von 1517. Dieses Hoheitszeichen des 1508 zum Kaiser gekrönten Maximilian I., Herrn von Rhäzüns, trägt im Brustschild des Doppeladlers eine einmalige Verknüpfung von habsburgerischem Bindenschild mit dem Freiherrenwappen der Rhäzünser.


Bild: Brautgeschenk an Anna III. von Rhäzüns                                         

Bindenschild in der Churer Kathedrale von 1517: „In Gold schwarzer Doppeladler mit von Rot und Silber gespaltenem Brustschild, in Rot silberner, in Silber drei blaue Balken. Wappen golden gekrönt, das Ganze von Kette mit goldenem Vlies umfasst“. Der Adelsorden vom Goldenen Vlies wurde 1429 von Philipp dem Guten von Burgund gestiftet, mit dem Ziel, den Glauben zu verteidigen, das adelige Bewusstsein zu stärken und die allgemeine Wohlfahrt zu fördern. Dieser Orden wurde zum Hort hoch adeliger Ausschliesslichkeit. Das Ordenszeichen bestand aus einen goldenen Widderfell, das an wertvoller Brustkette getragen wurde. Maximilian I. hatte die Erbtochter Maria von Burgund geheiratet und kam so zur Ehre des Grossmeisters dieses Ordens, und die Churer Kathedrale zur einzigartigen Darstellung des Goldenen Vlieses.

Warum St. Georg als Wappenfigur: Unter den zahlreichen Heiligen, die als Wappenfiguren eine bedeutende Rolle spielten, wenn sie auch nicht ihrer Gemeinde zum Namen verhalfen, ragt in Rätien St. Georg besonders hervor. Die in Rätien schon im 9. Jh. erwähnte „ecclesia sancti Georgli in Castello“ hat zunächst der grossen Burganlage Jörgenberg (St. Georgenberg) bei Waltensburg den Namen gegeben. Durch die Vereinigung von Jörgenberg und Friberg mit Grünenfels/Schlans im 14. Jh. in der Hand der Freiherren von Rhäzüns entstand die Herrschaft Jörgenberg.  Es scheint Zufall zu sein, aber das andere bedeutende Vorkommen des heiligen Georg in Rätien ebenfalls mit den Rhäzünsern zu tun hat. Unweit des Stammschlosses der Freiherren in Rhäzüns steht auf einem am Rande des mächtigen Rheingrabens aufragenden Schotterhügel die bekannte St. Georgs-Kirche. An der Nordwand ist Georgs Drachenkampf in monumentalen Massen dargestellt. M.s.u. 19. Kirche St. Georg

 

Dieser Drachenkampf wurde als Vorbild für das Wappen des Kreises Rhäzüns gewählt, der aus den Gemeinden Rhäzüns, Bonaduz und Domat/Ems bestand.2

Zum Wappen des Kreises Rhäzüns: „In Rot silbern St. Georg zu Pferd, silbernen Drachen tötend“. Begründung: Der Drachenkampf ist das volkstümlichste Wunder Georgs; es wird in der Wandmalerei der Kirche St. Georg, Rhäzüns, besonders herausgehoben. St. Georg wird dargestellt als Turnierritter, auf aufgebäumtem Pferd im Ansturm den Drachen tötend. Da sowohl die Georgskirche wie auch deren Malereien eine Bedeutung aufweisen, die weit über das bloss Lokale hinausreicht, ist die heraldische Gestaltung des Drachenkampfes für den Kreis Rhäzüns naheliegend und angezeigt. Die Gerichtswappen aus dem 18./19. Jahrhundert zeigen in Silber neben dem stehenden St. Georg, den Drachen tötend, Johannes den Täufer mit Kreuzfahne. Kreisfarben: Rot-Weiss.3

 
Bild aus Terra Grischuna 2/2007. Ein 1794 von einem dem heutigen Botschafter vergleichbaren österreichischen Geschäftsträger in Graubünden ausgestellter Reisepass. 

„Ich, Anton Freiherr von Kronthal, Kaiserlich auch Kaiserlich Königlicher Geschäftsträger bei der Republik Bünden, und Administrator der Kais. Königl. Herrschaft Räzins, urkunde anmit, dass hierlands ein reiner von aller Ansteckung befreiter Luft herrsche; wesnahen dem Vorweiser dieses Herrn Paganini, dem Andreas Mini und dem Jacob Mini allen dreyen von Poschiavo aus dem Bündnerland, welche nach Warschau zu reisen Vorhabens sind, der ungehinderte Pass wohl gestattet werden möge. Chur, den 20. Februar 1794“.

 

Vintschgau, Südtirol: Churburg – Kurzgeschichte: (über das Rhäzünser-Wappen von Bischof Henricus IV. von Chur)
(Copyright 2012:Schloss Churburg,MwSt.Nr. 01116090216)

Die Churburg gehört zweifellos zu den bedeutendsten Burg- und Schlossanlagen im Südtirol. Zwischen dem Reschenpass und Meran erhebt sich über Schluderns im sonnigen Vinschgau die Churburg: eine der besterhaltenen Burgen Südtirols mit der größten privaten Rüstkammer und einem märchenhaften Arkadengang.

Dem Churer Bischof Heinrich IV. von Montfort wird nach dem siegreichen Abschluss einer Fehde gegen die Vögte von Matsch auf Grund eines Schiedsspruchs vom 27. Februar 1253 das Recht eingeräumt, „…an einem gefelligen Orth … von Cleven bis gegen Latsch…Schlosz oder Vestung frey unverhinderlich zu bauen …“. Der Name der Burg begegnet uns das erste Mal in einer Urkunde, die Bischof Heinrich am 21. Februar 1259 in „Curberch“ ausstellt.

Der Fürsterzbischof von Chur, Heinrich von Montfort, liess sie 1259 erbauen. 1297 kam sie in den Besitz der Herren von Matsch, die mit dem Fürstbistum Chur in ständigem Streit waren. 1504 kam die bislang sehr gut ausgebaute Burganlage nach dem Tode des letzten Vertreters derer von Matsch in den Besitz der Grafen von Trapp, welche sie noch heute besitzen und bewohnen. Die Burg ist sehr weitläufig, mit einem wuchtigen Bergfried in der Mitte, dem Palast und ringsum Ringmauern mit Zwingertürmen und Toren; auch eine romanische Kapelle ist vorhanden.4


1259 Curburg in Vindschgau Südtirol


Photo Internet: In der Zweiten Hälfte des 16. Jh. wurden die Burg sowie auch der Arkadenhof mit den Rhäzünser Wappen zu einem prächtigen Renaissance-Schloss umgewandelt.

Wie konnte im 12./13. Jahrhundert das Wappen der Herrschaft von Rhäzüns in den Vinschgau in die Churburg gelangen? Eine wichtige Rolle, die Arnoldus I. hierbei spielte, und die Tatsache, dass die Rhäzünser schon 1170 als Schirmvögte des Churer Domkapitels genannt sind, deuten darauf hin, dass sie in dieser Zeit schon ein hohes Ansehen genossen. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Urkunden, in denen von den Rhäzünsern die Rede ist, immer häufiger.


Im Arkadengang ist das Wappen von Rhäzüns sichtbar angebracht. Schriftband über Rhäzünserwappen "JOANNES ADVOCATUS AMATUE COMES IN KIRCHPERG, MARGARETA BARONNISSA IN RAZINS"

Margareta II. von Rhäzüns ca. 1355/1360-1439/1440 mit Gemahl Johann v. Matsch. Das Wappen von Margareta von Rhäzüns als Gemahlin von Johannes von Matsch zum Hause „Churer-Burg“ liess das Wappen sichtlich am Arkadengang anbringen. Um († -1397) stirbt Gemahl Johann v. Matsch. Margareta von Rhäzüns kam von Vintschgau nach Rhäzüns zurück. Später zog sie nach Raron VS um sich mit Johannes Guiscard v. Raron (1360-1431) zu vermählen.5

Holzplastik eines Ritters aus Rhäzün
Im Schweizerischen Landesmuseum zu Zürich: Holzplastik aus Rhäzüns eines hl. Ritters, H. 70 cm, mit ganz spärlichen Resten alter Fassung auf der Rückseite; Vollfigur. Unterarme und Attribute fehlen; erstes Drittel des 16. Jahrhunderts. Stilistisch verwandt mit der Plastik des Altares von St. Georg. J. Baier – Fetterer, Katalog des Schweizer. Landesmuseums Zürich. Die Bildwerke, Zürich 1936.


Bild aus: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden von Erwin Poeschel. Band III. Verlag Birkhäuser Basel 1940